Warmlaufen

HOFFEN auf einen HEIMsieg

27.02.2009, 18:55 Uhr von:  Christoph
HOFFEN auf einen HEIMsieg
Das Motto des Hinspiels

"Dollhaus Dortmund" titelte so manch eine Tageszeitung Ende Februar 2008, als der BvB durch einen 3:1 Sieg zum ersten mal seit 1989 das DFB-Pokalhalbfinale erreicht hatte. Damals träumte Hoffenheim von dem Aufstieg in die Bundesliga, heute träumt man in dem knapp 4000 Einwohner zählendem Dorf von der Meisterschaft.

Anders die Lage beim BVB: Nach nur drei Siegen und gefühlten 20 Unentschieden (in der Realität sind es "erst" acht) im heimischen Westfalenstadion lechzt ganz Dortmund nach einem Heimsieg. Es wäre der erste Sieg in der Rückrunde.

Dortmund gegen Hoffenheim, das hört sich nach einem Freundschaftskick an, aber nicht nach dem Spiel des Achtplatzierten gegen den Tabellenzweiten.

Der Gast aus Hoffenheim

Hoffenheim verzauberte in der Hinrunde alle Fußballliebhaber, sofern sie die Entstehung des Vereins, speziell seines Erfolges, ausblendeten. Hoffenheim stand für attraktiven Tempo-Fußball und spektakuläre Spiele. Unvergessen sicher das Spiel in Bremen, als Hoffenheim sich am Ende 5:4 geschlagen geben musste. So gab es in der Hinrunde regelrechte Hoffenheimer-Festspiele. Aus Dortmunder Blickwinkel war die 4:1 Niederlage in Hoffenheim sicherlich sehr schmerzhaft, doch musste man der Dorfmannschaft zugestehen, den nahezu perfekten Fußball an diesem Nachmittag gespielt zu haben. Mit einer "unglücklichen" Niederlage gegen die Bayern ging man als Herbstmeister immerhin in die Winterpause.

Szene aus dem Hinspiel: Santana (l.) gegen Ba

Als diese vorüber war, schien zunächst aus Hoffenheimer Sicht nichts mehr so zu sein, wie es einmal war. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Die größte und schmerzhafteste war sicherlich die Verletzung des Top-Torschützen Ibisevic, der in der Hinrunde eine regelrechte Tormaschine war. Aber auch der Schutzwall des kleinen Dorfes schien brüchig geworden zu sein. Die "bösen" Medien entdeckten das Dorf und seine Bewohner für Reportagen und wagten es gar, die Spieler wie Popstars zu behandeln. ("Wenn die Jungs wie Popstars gehypt werden und monatelang über Gott und die Welt befragt werden, sogar über die Handtaschen der Freundin, nur nicht über Fußball, dann ist es zutiefstmenschlich, dass sie irgendwann selbst glauben, sie wären alle kleine Riberys" Zitat: Ralf Rangnick) Diese ganz verwirrten Kicker vergaßen dabei wohl das Kerngeschäfft und so startete man holprig in die Rückrunde. Die 1:4 Niederlage gegen Leverkusen schmerzte sehr und Trainer-"Professor" Rangnick forderte daher die "Rückkehr zu den Wurzeln". Just stelle er fest, dass der Gegner ganze sechs Kilometer mehr gelaufen ist und doppelt so viel foulte als seine Hoffe-Jungs. Hatten seine Spieler etwa bei den etlichen Fotoshootings und Interviews das Erfolgsrezept vergessen?

Hoffenheim steht in der Tabelle oben, weil sie neben einer feinen Technik und einem eingespielten System eine imense Laufleistung an den Tag legen. Das die "Message" ihres Fußball-Gurus Rangnick von den Spielern Gehör findet, zeigten sie beim "Ländle-Derby" gegen den VFB Stuttgart. Dort zelebrierten sie wieder den Actionfußball, der sie in der Hinrunde ausgezeichnet hatte, auch wenn sie über ein 3:3 am Ende nicht hinaus kamen.

Dieses Mal werden es weniger werden als vor einem Jahr

Doch nach dem die Schickimicki-Krise überwunden scheint, rollte das nächste Problem mit der Abkürzung Nada (Nationale anti Doping Agentur) auf die Dörfler zu. "Das ist ein Dopingfall, ganz klar" gab Nada-Chef Baumert von sich und fordert Sperren für Andreas Ibertsberger und Christoph Janker. Beide Spieler kamen 10 Minuten zu spät zur Dopingprobe beim Auswärtsspiel in M'Gladbach. Der Nada Funktionär begründete seine Forderung folgendermaßen: Der DFB habe sich dem Code der Welt-Antidoping-Agentur unterworfen und da sei es egal, ob die Lücke eine oder neun Minuten groß ist. "Da kann man null Toleranz geben, das unangemessene Verhalten der Spieler ist zu sanktionieren, denn sie habe die Regeln gebrochen". In Zeiten, in denen man für 1,30 Euro seinen Arbeitsplatz verliert, wundert man sich über gar nichts mehr. Irgendwie will das kleine Dorf nicht mehr zu Ruhe kommen. Gespannt darf man darauf sein, ob Rangnick das Risiko eingeht, durch einen Einsatz der beiden "Doping-Sünder", noch nachträglich Punkte abgezogen zu bekommen. Eine optimale Vorbereitung auf ein Spiel sieht anders aus.

Sportlich kann Ralf Rangnick wieder auf Timo Hildebrand und Chinedu Obasi zurückgreifen. Beide haben ihre Verletzungen auskuriert und stehen vor einer Rückkehr in den Kader der Hoffe-Jungs. Verzichten muss Rangnick auf die Dienste von Marvin Compper (Innenverteidiger), der wegen seiner 5. Gelben Karte zuschauen muss. Über die taktische Formation besteht hingegen noch Unklarheit. "Dass wir die Formation unverändert lassen ist unwahrscheinlich. Ob wir jedoch mit zwei oder drei Spitzen spielen, habe ich noch nicht entschieden", so Rangnick. Sicherlich wird Rangnick keinen Beton im Westfalenstadion anrühren lassen, sondern wie gewohnt offensiv agieren. Im Hinspiel konnte man bereits einen Eindruck von dem Spiel der Hoffenheimer gewinnen. Der Gegner wird bei Ballbesitz früh gestört und durch kompaktes Auftreten im Mittelfeld zu Fehlern gezwungen. Eigentlich ganz einfach - oder?

Gefühlte Derbysieger

Tinga, hier gegen Eduardo, ist am Samstag wieder dabei

Neben dem Langzeitverletzten Jakub Blaszczykowski werden Mats Hummels, Young-Pyo Lee und Kevin-Prince Boateng fehlen. Bangen musste man unter der Woche um den Tor-Schützen beim Derby. Zidan hatte sich eine Verhärtungen in beiden Oberschenkeln zugezogen. Sein Einsatz am Samstag ist jedoch nicht gefährdet.

Gleiches gilt für den Einsatz von Tinga. Der Brasilianer bestand gegen Düsseldorf den Härtetest. Kevin-Prince Boateng fällt dagegen aus. Der 21-Jährige zog sich gegen Schlacke eine Sehnenreizung im Knie zu und muss einige Tage pausieren. Nach seinen Leistungen in den letzten Spielen ein herber Verlust.

Hoffen auf Dede

Doch einer wird es kaum abwarten können, wieder in "sein" Stadion einlaufen zu können. „Wenn Dede eine richtige Wechseloption ist, dann wird er dabei sein", sagte jüngst Klopp und machte dem Flügelflitzer zumindest Hoffnung, bald wieder im Kader zu sein. Nach seinem Einsatz in Düsseldorf lies Dede folgendes zu seiner Form verlauten: "Konditionell fehlt nicht mehr viel. Aber spielerisch ist das noch nicht perfekt." Am Samstag wird Dede zunächst bei den Amateuren zum Einsatz kommen, um weitere Spielpraxis zu sammeln, war zunächst der Tenor des Trainerstabes. Doch dann die kleine Sensationsmeldung um 18 Uhr auf der Homepage der Ruhrnachrichten: Dede: Blitzrückkehr in den Bundesligakader! Es könnte ein schöner Samstag werden....

Am Rande

Dieser Banner dorgte für Aufregung

Im Hinspiel sorgten einige BVB-Anhänger für Ärger bei den Hoffenheimer Gastgebern, weil sie Dietmar Hopp persönlich beleidigten. ("Hasta la Vista Hopp") Damit so etwas nicht wieder passiert, wurde ein Appell an die eigenen Fans veröffentlicht.

Verärgert waren hingegen dieses mal die BvB-Verantwortlichen, weil Hoffenheim statt der angeforderten 5.000 Ticket nur knapp 1.500 Karten an den Mann bringen konnte. Immerhin erhalten dadurch weitere BvB-Anhänger die Möglichkeit, kurzfristig ihre Mannschaft zu unterstützen.

Die Aufstellungen

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Santana, Schmelzer - Kehl - Tinga, Kringe - Hajnal -Frei, Valdez (Zidan).


TSG Hoffenheim: Hildebrand (Haas) - Beck, Jaissle, Vorsah, Ibertsberger - Luiz Gustavo - Weis, Carlos Eduardo, Salihovic - Sanogo, Ba.

Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg). Assistenten: Mike Pickel, Christian Dingert. Vierter Offizieller: Dirk Margenberg.

Zuschauer: Nachdem Hoffenheim kurzfristig über 3.600 Karten zurückgegeben hat, wird das Westfalenstadion nicht ganz ausverkauft sein. Bis zu 78.000 Besucher werden erwartet. Die Tageskassen öffnen wie immer um 11 Uhr.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel