Balanceakt missglückt
Wer befürchtet hatte, Real Madrid würde in Dortmund trotz aller Versprechungen im Vorfeld doch nur mit seiner B-Elf auflaufen, der wurde eines besseren belehrt. Von den ach so großen Weltstars waren alle dabei, als das Spiel angepfiffen wurde. Verblüffenderweise war es stattdessen die Borussia, bei der Jürgen Klopp bereits von Beginn an ein paar neue Gesichter ins Rennen schickte: Der junge Julian Koch für Owomoyela, Kevin Großkreutz für Hajnal und Dimitar Rangelov für Valdez, so lauteten die Änderungen gegenüber der Partie in Hamburg, wobei zumindest die ersten beiden Wechsel durchaus auch leistungsbedingt und mit Blick auf kommenden Samstag erfolgt sein könnten. Tamas Hajnal und Patrick Owomoyela zumindest waren in Hamburg aus einer schwachen BVB-Elf noch negativ herausgeragt.
In der zweiten Halbzeit gegen Real wurde es dann endgültig vogelwild: Ziegler, Hünemeier, Kringe, Bender, Schmelzer und Öztekin komplettierten die Dortmunder B-Elf, Real blieb weitgehend unverändert. Dass sich der Spielstand so schnell auf 0:5 erhöhte, war praktisch unumgänglich.
Doch was blieb Jürgen Klopp überhaupt anderes übrig? Der Trainer ist ja nicht blöd. Zu glauben, dass eine schwarzgelbe Quasi-Reservemannschaft gegen das mit einer Viertelmilliarde Euro verstärkte Real auch nur den Hauch einer Chance haben würde, war mehr als illusorisch. Doch wo waren die Alternativen? Was hätte Klopp tun sollen? Die Stammelf belassen, die schon in der ersten Hälfte hohes Tempo gehen und viel Engagement zeigen musste, um mit der madrilenischen Übermacht mitzuhalten? Auspowern, koste es, was es wolle, nur um eine scheinbare Augenhöhe mit dem Mega-Team herzustellen?
Das wäre im Hinblick auf die Bundesliga wohl fatal gewesen. Klopp war um diese Situation darum nicht wirklich zu beneiden. Den Versuch, eine Balance zwischen Blamage und halbwegs vernünftiger Vorbereitung auf das Stuttgart-Spiel zu finden, darf man wohl gescheitert betrachten. Die Frage ist allerdings, ob diese Balance zu finden überhaupt je möglich war.
Klar ist: Das Spiel kam zur absoluten Unzeit. Vier Tage nach dem bitteren 1:4 in Hamburg erneut eine Klatsche zu bekommen, das ist selbst dann nicht angenehm, wenn man die zweite Hälfte nur noch mit der B-Mannschaft bestreitet. Drei Tage vor einem wichtigen Ligaspiel gegen den Tabellendritten der Vorsaison sieht eine gute Vorbereitung sicherlich ebenfalls anders aus, als mal eben zum Spaß gegen Real Madrid zu kicken.
Man muss es so sagen: Diesen Kick mitten in die gerade gestartete Saison zu legen, war keine sonderlich gute Idee – und auch nicht gerade professionell. Das angebliche Jubiläumsspiel mit „Gratulant“ Real Madrid (der nebenbei bemerkt mit üppigem Scheck zum Gratulieren bewegt werden musste) ist für den BVB nach hinten losgegangen. Werbung für Borussia Dortmund war das eher nicht und es bleibt zu hoffen, dass dieser Imageschaden am Ende wenigstens nicht den Reingewinn übersteigt.
Nun gilt es, das Beste aus der Situation zu machen. Und das kann im Moment nur heißen: Mund abputzen, Stuttgart schlagen!
Arne, 20.08.2009