Unsa Senf

Rasenball stinkt

15.06.2009, 11:05 Uhr von:  Redaktion

Fuck RedbullNun ist es amtlich. Herr Mateschitz und seine Brausebande haben den Sprung über die Alpen in den deutschen Fußball geschafft. Nachdem man sich bereits mit dem Leipziger Fünftligisten SSV Markranstädt über die Überlassung der Lizenz für die Oberliga und dem Besitzer des Leipziger Zentralstadions, Michael Kölmel, geeinigt hatte, erfolgte jetzt auch die Zustimmung des Nordostdeutschen Fußballverbandes. Der Weg ist frei für ein Ungetüm, dass auf den peinlich bekloppten Namen Rasenballsport Leipzig hört. Ein Name allerdings, der schon bald in der Versenkung verschwinden dürfte und marketinggerecht durch RB Leipzig abgekürzt wird.

Damit hat der Powerbrausehersteller leider geschafft, was ihm in einigen Anläufen verwehrt blieb. Versuche eines Einstiegs bei Clubs wie Fortuna Düsseldorf oder Sachsen Leipzig scheiterten an vehementen Präventivprotesten der Anhänger, die zu Recht das Aussterben ihres geliebten Namens und Vereinsemblem befürchteten. Bei dem außerhalb Leipzigs unbekannten SSV Markranstädt brauchte man sich mit derlei unliebsamen Lappalien nicht herumschlagen. Beim Markranstädter Manager und Unternehmer Nussbaum, der dem Vernehmen nach selbst die Initiative ergriff, rannte der Brausehersteller anscheinend offene Türen ein. Der Plan ist ebenso simpel wie, zumindest ist es zu befürchten, erfolgversprechend. Der SSV tritt dieRB und so Lizenz an den neu gegründeten „Verein" Rasenballsport Leipzig und somit an Red Bull, die gleichzeitig von Michael Kölmel die Namensrechte am Zentralstadion bis 2030 erwarben, ab, es wird jede Menge Geld in die Mannschaft gepumpt und unter dem bekannten bunten Getöse à la Salzburg will man die Mannschaft innerhalb von spätestens 8 Jahren in die Bundesliga gehievt haben. Einen Direkteinstieg bei einem Bundesligisten verhinderte die 50+1 Regel. Ein weiterer Fingerzeig für die Wichtigkeit der Beibehaltung dieser Regel. Auch wenn da ein gewisser Hörgerätehersteller aus Niedersachsen eifrig dran rütteln will.

Damit hätte man dann nach Salzburg und New York endgültig den großen Werbefeldzug im Fußball gestartet. Darüber hinaus ist Red Bull auch noch u. a. in der Formel 1 und in pseudosportlichen Veranstaltungen wie dem „Air Race" aktiv. Was lange währt, wird endlich schlecht.
Was dort auf uns zukommt, verdeutlicht ein Mateschitzzitat aus einem Interview mit Welt online:

„Wir können nicht das Risiko eingehen, nach einigen Jahren und Zahlungen in Millionenhöhe plötzlich von wem und aus welchem Grund auch immer mit einem Dankeschön verabschiedet zu werden."

Aus diesem Grund sind auch alle sieben Gründungsmitglieder Angestellte oder Vertraute des Konzerns. Rasenball Leipzig ist zu 100 Prozent ein Spielzeug von Herrn Austria SalzburgMateschitz und dient einzig und allein Werbezwecken. Selbst auf den Lokalkolorit eines Dietmar Hopp (Umbenennung in TSG 1899 Hoffenheim) verzichtet man gerne. Schließlich will man hip und bunt sein. Eingefahrene traditionelle Werte oder der Mief von Geschichte stören da nur. Deswegen versucht man nicht einmal den Anschein zu erwecken, man würde die Geschichte des SSV Markranstädt, dessen Wurzeln sich immerhin bis 1947 verfolgen lassen, weiterführen. Zu erwarten sind stattdessen grellbunte Discolichter, wummernde Bässe, Menschen in lustigen Bullenkostümen und vor allem viel Geld für Spieler, die sich für nichts zu schade sind. Ein verabscheuungswürdiger Moloch, der jede Form altbekannter Werte wie ein Vereinsleben, eine Geschichte und eine gewachsene Fankultur strikt ablehnt und einzig und allein zu dem Zwecke veranstaltet wird, das Image der Marke „Red Bull" zu verschönern. Bundesligafußball zu Vervollständigung des Marketingportfolios.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Herr Mateschitz und sein Konzern mit ihrem Plan deutlichen Schiffbruch erleiden und sein Retortenclub nicht angenommen wird. Es fehlt jegliches Potential, um Sympathie zu erwecken. Selbst das falsche Bild eines Underdogs, der im Hoffenheimstil den deutschen Fußball von hinten aufrollt, lässt sich hierauf nicht übertragen. Dafür verzichtet man zu sehr auf jegliche Maskierung eines volkstümlichen Clubs. Rasenball Leipzig ist eine reine StierwaescherWerbeveranstaltung. Ein Umstand, den auch die Medien in ihrer Berichterstattung nicht verhehlen können und werden. Insofern ist die Hoffnung, dass RB Leipzig unter den alteingesessenen Fußballfans auf eine breite Ablehnung stößt, nicht nur wünschenswert, sondern auch nicht unberechtigt. Auch in Zeiten von Fußballvereinen als Wirtschaftsunternehmen ist der Faktor Volkstümlichkeit nicht zu unterschätzen.

Anti-Red-Bull-Parolen auf Werbebanden des Markranstädter Stadions und ein mit Unkrautbekämpfungsmitteln behandeltes Spielfeld könnten da nur ein erster Fingerzeig der Verachtung, die Rasenballsport Leipzig erwarten darf, sein. Mitleid mit diesem hässlichen Ungetüm braucht aber niemand zu haben.

Wer sich noch einmal das Elend in Salzburg vor Augen führen mag, sollte noch einen Blick auf diesen alten Text von Jens werfen.

Sascha, 15.06.2009

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