Heimlich, still und leise, erhöht der BVB die Preise
Die Saison 2008/2009 ist Geschichte, aber kaum ist der letzte Pfiff ertönt, beginnt auch schon der Start für die nächste Saison. Für den Fan heißt das: Verlängerung der liebgewonnenen Dauerkarte. Für viele Fans wird der morgige Blick in den Briefkasten aber zu einer höchst unliebsamen Überraschung. Laut Presseinformationen wird der BVB die Preise zur nächsten Saison erhöhen - ohne vorherige Ankündigung und in einem nicht unerheblichen Maße.
Dass die Preise erhöht werden, war allerdings zu erwarten. In der abgelaufenen Saison hat man, trotz einer Europacuprunde, rote Zahlen präsentieren müssen. Für das nächste Jahr fällt nicht nur die Einnahme aus mindestens einer Runde in der neuen Europa-League weg, angesichts der Finanzkrise sind deutlich wahrnehmbare Rückgänge im Bereich Sponsoring und Hospitality zu befürchten. In dieser Konstellation war eine Erhöhung jenseits des Inflationsausgleiches fast schon wahrscheinlich.
Der Umfang der Erhöhung dürfte aber so manchen Inhaber einer Dauerkarte erschrecken. In den Unterrängen der Ost- und Westtribüne werden die Preise von 334,50 € (Kategorie 6) und 391,50 (Kategorie 5) um 20 % bzw. 23 % auf 413 € und 467 € angehoben. Andere Dauerkarten bleiben zwar von einer derart massiven Erhöhung verschont, die Preise werden jedoch mehr als „moderat" angehoben. Die Dauerkarte für die Süd z.B. wird demnach von 162,50 € auf 179,50 € für Vollzahler steigen. Man mag argumentieren, dass es sich hierbei „nur" um 17 € handelt, aber 10 Prozent sind eine ordentliche Hausnummer und vor allem für sozial schwächere Fans ein schwer verdaulicher Brocken.
Dabei kann man beide Seiten, Fans und Verein - letzteren zumindest teilweise - verstehen. Dem Verein stehen Umsatzrückgänge ins Haus, die er nicht anderweitig kompensieren kann. Die TV-Einnahmen sind festgeschrieben, die Gewinnung neuer Sponsoren durch die Wirtschaftskrise erschwert. Da bleibt fast nur noch die bisher ligaweit günstigen Eintrittskarten zu verteuern. Vor allem die Unterrangplätze auf den beiden Haupttribünen sind bisher, überspitzt ausgedrückt, zu Schleuderpreisen veräußert worden. Sitzplätze nah am Spielfeld, beste Sicht und teilweise in Nähe der Trainerbänke sind eigentlich Filetstücke. Filetstücke, die bislang für knapp über 20 € zu haben waren. Selbst mit der Erhöhung liegen die Preise noch deutlich unter denen der anderen großen Vereine wie den Bayern, den Hamburgern oder den Blauen. In Gelsenkirchen kosteten entsprechende Plätze zum Vergleich 43 € bzw. 53 €. Ein deutlicher Vorsprung auf der Einnahmenseite für Vereine, mit denen man eigentlich gerne wieder auf Augenhöhe stehen möchte. Dennoch bleibt unbestritten, dass eine Erhöhung dieser Größenordnung auf einen Schlag ein spürbares Loch in der Geldbörse bedeutet. Der Unmut ist vorprogrammiert und auch absolut verständlich.
Was den Unmut jedoch nicht besänftigen wird, ist die gnadenlos schlechte Informationspolitik des BVB in dieser Thematik. Start des Vorverkaufs ist morgen. Bis heute ist kein einziges Wort, keine einzige Information über die Preiserhöhung bekannt geworden. Dabei wird man sich die Zahlen nicht erst Samstag Abend auf dem Bierdeckel notiert haben. Warum die Bekanntgabe erst, nachdem man die Briefe schon verschickt hat?
Dafür gibt es zwei mögliche Antworten:
1. Man wollte im Vorfeld zum Saisonendspurt keine Spannungen im Umfeld riskieren.
2. Man hat gehofft, dass die Preiserhöhung in bierseeliger Laune nach einem erfolgten Einzug in die Europa-League deutlich wohlwollender zur Kenntnis genommen wird.
Beide Möglichkeiten werfen ein schlechtes Licht auf den BVB. Natürlich wären viele Leute sauer gewesen, wenn man die Meldung bereits vor einer oder zwei Wochen bekannt gegeben hätte, aber was hätte das für Einflüsse auf den Spielbetrieb gehabt? Die Mannschaft selbst hätte das nicht berührt. Und die Fans? Natürlich wäre das nicht gerade freundlich aufgenommen, aber kennt man die eigenen Leute so schlecht, dass man wirklich befürchtet hat, dass auf den Tribünen nicht weiterhin alles für das Erreichen von Platz 5 gegeben worden wäre? Der BVB-Fan ist mit Sicherheit kritisch, aber er hätte während der 90 Minuten auf dem Platz niemals das Fiebern auf Europa eingestellt und statt dessen gegen die neuen Preise mobil gemacht.
Möglichkeit zwei wäre schlicht und ergreifend eine "Verarsche" an den Fans. Natürlich ist das ein unbequemes Thema, aber dieses Lavieren und Taktieren ist einfach unwürdig. Das ist kein Thema nur für die Fanabteilung, das sind Zahlen, die jedem Fan frühzeitig bekannt gegeben werden müssen.
Als Herr Watzke sein Amt angetreten ist, hat er Transparenz und Ehrlichkeit versprochen. In diesem Fall ist man beim BVB diesem Anspruch nicht gerecht geworden. Dabei hätten wir Fans es absolut verdient fair, ehrlich und offen darüber informiert zu werden. In den letzten drei Jahren haben die Fans dem BVB eine schier unglaubliche Treue bewiesen und ihm, trotz erbärmlichen Fußballs und teilweiser Nähe zu den Abstiegsrängen, den Status als zweitgrößter Fanmagnet in Europa und somit zu einer großen Strahlkraft für Sponsoren verholfen. Dann einfach so, am Tag des Vorverkaufbeginns, über die Presse informiert zu werden ist undankbar und auch ein Stück weit feige.
Egal aus welchen Beweggründen man beim BVB so gehandelt hat, im Nachhinein hat man sich damit einen Bärendienst erwiesen. Der Unmut wird jetzt mit Sicherheit noch deutlich stärker sein, als wenn man gleich offen und ehrlich mit diesem Thema umgegangen wäre.
Sascha, 25.05.2009