BVB - Köln: "Wat fott es, es fott!"
Mit einem wunderschönen Eigentor raubte die Gazelle Geromel dem Eff Zeh gestern Nachmittag die Chance, vielleicht doch noch ein Pünktchen aus dem Westfalenstadion zu entführen. Davor gab es für die 80.552 Zuschauer ein wirklich gutes und abwechslungsreiches Fußballspiel bei schönstem Fußballwetter zu bestaunen. Doch beginnen wir die Geschichte von der Rückkehr des Pleitegeiers von vorne.
Es ist 15:20 Uhr, die Rasensprenger geben dem neuen Rasen den letzten Schliff und unser Fanbeauftragter (der, der alles erfunden hat) tollt wie bei jedem Spiel im Emma-Kostüm über den Rasen, die Fahnenschwenker wedeln sich unten auf dem Platz einen zurecht und im Stadion macht sich ein Gefühl breit, dass bei solch tollen Rahmenbedingungen eigentlich nix schief gehen kann. Vor allem nicht gegen diese Rummelplatz-Truppe aus der Stadt mit dem Stadtarch….ach lassen wir das.
Der ca. 6000 Mann starke Kölner Anhang begrüßt Dortmund mit einem herzlichen „Kniet nieder ihr Bauern, Kölle is zu Gast“ um direkt darauf eines der zahlreichen Karnevalslieder anzustimmen und den Frohsinn hinauszuschreien. Passend dazu das kleine rot weisse Luftballon-Intro, das nett anzusehen war, aber doch irgendwie an einen Kindergeburtstag erinnerte. Erwähnenswert noch, dass den Dortmunder Stadionverbotlern von Kölner Seite optisch Mut zugesprochen worde.
Die Südtribüne erstrahlt in schönstem Gelb und auch der sonst eher schwarz-graue Block drölf bildet da heute keine Ausnahme. Also Vorhang auf für den Fußball. Borussia spielte mit der gleichen Elf, wie in Berlin. Es gab ja auch keinerlei Grund zu wechseln. Beim FC brachte Christoph Daum aus einer Hanf-Laune heraus Vucicevic für Pezzoni und sollte damit ein gutes Näschen haben. Es ging auch direkt voll zur Sache. Tamas Hajnal legte es von Beginn an darauf an, Spieler des Spiels zu werden. Nach einem Abpraller hämmerte er in der zweiten Minute volley auf das Tor, doch der Ball ging knapp links daneben. Kurz zuvor hatte Alex Frei schon mit einem abgefälschten Schuss auf sich aufmerksam gemacht. Doch das war es dann auch mit der schwarzgelben Herrlichkeit.
Borussia passte ihr Spiel dem Wetter an und die Kölner nahmen die Einladung zum Mitspielen direkt an. Der Gästeblock feuerte seine Truppe mit einem guten deutschen „Come on FC!“ an und in der fünften Minute gab es dann die erste Riesenmöglichkeit für die Kölner. Nach einem Dede-Patzer landet der Ball auf Novakovic' Füßen und wäre alles normal gelaufen, hätte der sogar eingenetzt. Allerdings vergaß er wohl, wer noch zwischen ihm und dem Torerfolg stand: Roman Weidenfeller. Der machte die Chance mit einer weltklasse Fußabwehr zunichte. An dieser Stelle muss man unsere Nummer eins einmal lobend erwähnen. Nach zwei schwächeren Spielzeiten läuft er wieder zu alter Form auf und das ist auch gut so.
Ganz nach dem Motto “Brauche mer nit, fott domet“ wechselte Mondragon in der 9. Minute seine Handschuhe. Jeder Jeck is eben anders. Und der Handschuh-Wechsel sollte Glück bringen, denn eine Minute später traf Vucicevic nach Doppelpass mit Ehret zum 1-0 für Köln. Die verteidigenden Kehl und Owomoyela machten dabei nicht die beste Figur und verteidigten im Bambini-Stil „alleaufdenBall“. Aus halblinker Position jagte Vucicevic den Ball dann ins rechte Eck. Weidenfeller war dieses Mal leider machtlos. Im Stadion wurde es nun leiser und die Südtribüne wirkte geschockt, passte dieses Tor doch so überhaupt nicht in den Plan und zum Gefühl des sicheren Sieges.
Köln blieb am Drücker, hatte in der Folge durch Vucicevic und Petit gute Möglichkeiten und verlegte sich aufs Kontern. In Minute 27 dann endlich wieder ein Lebenszeichen der Borussia. Doch Sebastian Kehl konnte eine Überzahl-Situation nicht ausnutzen, hatte kein Auge für die mitgelaufenen Sahin und Frei und vergab kläglich. In Minute 29 dann endlich endlich das 1-1. Gefühl und Spielstand näherten sich wieder einander an, weil Neven Subotic nach einer Ecke per Kopf vollendete. Zu Beginn der Saison hatte es das ja bereits häufiger gegeben. Die Südtribüne erwacht aus ihrem Power Napping und legt wieder los. Einige richtig laute Gesänge peitschen Borussia in der Folge nach vorne. Doch bis zur Pause geschieht nicht mehr viel. Valdez vergibt eine Schussmöglichkeit aus 20 Metern und übersieht dabei zusätzlich den besser postierten Kuba. Und Kuba ist es, der zwei Gegenspieler austanzt und anschließend unsanft gestoppt wird. Der Freistoß bleibt ohne Folgen. Den Schlusspunkt hinter Halbzeit eins setzt dann D. Boateng (ein kleines Rätsel für kreative Köpfe: Wofür könnte das „D“ wohl stehen. Für Derek wohl kaum). So geht es mit gefühlter Führung in die Halbzeit.
Der Dortmunder Pausentee muss aufmunternde Wirkung gehabt haben, denn Borussia dominiert in Hälfte zwei von Beginn an das Spiel. In der 47. Minute hämmert Santana einen Schuss an den Pfosten, in der 49. Minute macht Hajnal mit einem wunderschönen Volley-Schuss das 2-1. Gefühlter Spielstand = Wirklicher Spielstand. Danke Tamas! Das Westfalenstadion ist in der Folge ein Tollhaus und es herrscht eine tolle Atmosphäre im weiten, eckigen Rund. Doch Borussia steckt jetzt höflich zurück und lässt damit die Kölner wieder ins Spiel kommen. Die Folge sind gute Möglichkeiten des FC durch Brecko und Vucicevic. Sebastian Kehl nimmt als erster den Kampf wieder an und weckt seine Mannen damit auf. In der 62. Minute hat Frei eine gute Möglichkeit nach Vorarbeit von Tamas Hajnal, kurz darauf darf er aus seiner Lieblingsposition einen Freistoß schießen. Der geht aber leider knapp am rechten Winkel vorbei. Freistöße in die Torwart-Ecke zu ballern kommt mehr und mehr in Mode.
Dortmund ist wieder da und hat in der 68. Minute die nächste gute Möglichkeit durch Kuba, der einen Abpraller nach einem Freistoß aufs Tor zieht, jedoch Subotic anschießt, der den Ball ins Aus lenkt. In der 72. Minute kommt Tinga ins Spiel und bringt frischen Schwung. Zwischen der 70. und 80. Minute sind dann Mondragon-Frei-Festspiele. Dreimal folgt auf einen Schuss von Frei eine Parade von Mondragon. In dieser Phase hätte Borussia den Sack zumachen können, versäumte dies aber und die düstere Vorahnung stieg auf, dass die Kölner mit einem ihrer gefährlichen Konter doch noch zum Ausgleich kommen könnten. In der 81. Minute dann endlich das erlösende 3-1 durch ein wirklich kurioses Eigentor des eigentlich stark spielenden Geromel. Eine Hereingabe von Frei möchte gerade ins Aus rollen, allerdings hat Geromel etwas dagegen und gibt dem Ball eine kleine Richtungsänderung ins eigene Tor. Erleichterung allenthalben. Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Dortmund versucht mit dem eingewechselten Zidan noch das 4-1 zu machen und damit die Vorherrschaft im Pott zu erlangen, allerdings scheitert das Vorhaben und das blaue Pack ist weiterhin mit einem Tor vor uns. Naja…am Ende der Saison wird abgerechnet. Und wenn auch da der wirkliche Tabellenstand dem Gefühlten entspricht ist doch alles wunderbar!
Video mit Stimmen von der anschließenden Pressekonferenz
Statistik
BVB: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Santana, Dede - Kehl - Kuba (70. Tinga), Sahin - Hajnal -Valdez (80. Boateng), Frei (86. Zidan)
Köln: Mondragon - Brecko, Geromel, Mohamad, McKenna - Petit, D. Boateng - Brosinski (63. Yalcin), Vucicevic, Ehret (65. Chihi) - Novakovic
Noten: Weidenfeller 2; Dede 3; Subotic 2; Owomoyela 2-; Santana 3+; Kehl 3; Hajnal 1-; Sahin 3; Kuba 2; Frei 2; Valdez 2-; Tinga 2
Torschüsse: 22:10
Ecken: 6:4
Ballkontakte: 53% - 47%
Gewonnene Zweikämpfe: 46% : 54%
Fouls 13:10
Die meisten Torschüsse: Frei (5)
Vorlagen: Kuba, Hajnal (4) : Ehret (3)
Die meisten Ballkontakte Subotic (75) : Brecko (77)
Zweikampfstärkste: Owomoyela (70%) : Geromel (78)