Schon wieder eine Punkteteilung?
So eine Frage hat immer einen leicht negativen Unterton. Richtig ist, es war eine Punkteteilung. Aber es war halt auch eine Punkteteilung der besseren Sorte. Natürlich tritt man nach dem 0:0 gegen die TSG Hoffenheim mit dem 12 Unentschieden der Saison auf der Stelle, das kann man nicht wegdiskutieren. Festzuhalten bleibt aber auch, die Mannschaft hat über weite Strecken der Partie richtig guten Fußball gespielt.
Den 78.800 Zuschauern wurde über weite Strecken ein rasantes Spiel geboten. Für die Stimmung im Stadion war das ganz sicher kein Nachteil. Der BVB-Anhang war ohnehin leicht euphorisiert durch einen Blick auf die Mannschaftsaufstellung. Nach mehr als sechs Monaten Zwangspause tauchte dort Dede wieder im Kader auf. Die Begrüßung war nicht nur herzlich, sie war ohrenbetäubend laut.
In diesem Zusammenhang etwas unverständlich der etwas magere Besuch aus Hoffenheim. Auf einem Samstag im schönsten Stadion der Bundesliga. Auf Tuchfühlung mit der Tabellenführung zum ersten Auswärtsspiel in Dortmund (in der Liga). Welche Gründe benötigt man eigentlich noch ? So kamen aus Hoffenheim 3.500 Karten zurück. Nicht einmal der Unterrang der Nordtribüne war richtig gefüllt. Da waren doch noch ordentliche Lücken erkennbar.
Aber auch mal ein lobendes Wort in Richtung Hoffenheim: Die ca. 2.000 Fans, die diese Reise aus sich genommen hatte, haben sich recht wacker im Stadion geschlagen. Gegen ein sehr lautes Stadion standen sie zu Beginn und im ersten Durchgang natürlich auf verlorenem Posten, in der zweiten Halbzeit haben sie ihr Team aber recht herzhaft unterstützt. Es hätten halt ein paar Leute mehr sein dürfen. Dann wäre das Stadion auch komplett ausverkauft gewesen. So waren knapp 2.000 Plätze auf der Nord bzw. Nordost nicht besetzt.
Werfen wir zu Beginn einen Blick auf den erste Durchgang. Das waren vielleicht die stärksten 30 Minuten der Saison. Die Mannschaft hat einen guten Gegner richtig unter Druck gesetzt, konnte läuferisch überzeugen und hat nach Ballverlusten immer wieder gut nachgesetzt. Was bis zum Pausenpfiff gefehlt hat, war die Verwertung der sich bietenden Riesenchancen (Valdez, Zidan) und auch vielleicht mal der befreiende Führungstreffer. Wäre Borussia in dieser Phase in Führung gegangen, die TSG Hoffenheim wäre richtig ins Schwimmen geraten. In dieser Phase war es ein echtes Spitzenspiel. Unter Umständen eines der besten Spiele der Saison. Mit hoher Laufbereitschaft und Intensität auf beiden Seiten. Das war trotz 0:0 richtig gut anzuschauen.
Ein paar bange Fragen auf den Tribünen gab es dann aber doch in der Halbzeit : Kann Borussia dieses Tempo über 90 Minuten gehen ? Kann die TSG Hoffenheim nachlegen ? Kann die TSG Hoffenheim vielleicht ihren Hochgeschwindigkeitsfußball im zweiten Durchgang spielen, wenn die Dortmunder Kräfte nachlassen ?
Die Fragen muss man eigentlich alle mit Nein beantworten. Auch wenn die zweite Hälfte nicht mehr in diesem Tempo bestritten wurde, an Kampf, Bereitschaft und hitzigen Szenen mangelte es auch im zweiten Durchgang nicht.
Eher unstrittig dabei die beiden Platzverweise von Schiedsrichter Fandel. Der hat in der 77. Minute offenbar das gehobene Bein von Tobias Weis als Tritt (Tätlichkeit) gewertet und ihn gemeinsam mit Sebastian Kehl nach der zweiten gelben Karte unter die Dusche geschickt.
Chancen gab es im zweiten Durchgang auch noch auf beiden Seiten. Durch einen Patzer des TSG Keepers und durch den bei Standards immer brandgefährlichen Salihovic.
Was war das jetzt also nach diesen 90 Minuten ? Eine der versprochenen Vollgasveranstaltungen oder wieder nur eine verschenkte Punkteteilung ?
Vielleicht hilft ja ein Blick auf die Tabelle. Gegen die ersten sieben Mannschaften hat Borussia in dieser Saison bis zum 22. Spieltag genau einen Sieg geholt. Am 1. Spieltag in Leverkusen. Man könnte meinen, die Analyse sollte genau dort beginnen. Sieben Siege, drei Niederlagen und 12 (!) Unentschieden nach 22 Spieltagen. Das bedeutet Rang 9.
Spielerstimmen
Neven Subotic: Natürlich wäre ein Heimsieg mal wieder schön. Das war aber auch ein sehr, sehr intensives Spiel. Ich glaube, das Publikum geht nicht unzufrieden nach Hause. Das Spiel war schnell, rasant und hatte nicht wenig Höhepunkte. Vollends können wir nicht zufrieden sein, dafür hätte es mal ruhig wieder ein Heimsieg sein dürfen.
Trainerstimmen (Pressekonferenz)
Jürgen Klopp: Wir haben eigentlich ganz gut ins Spiel gefunden. Wir waren in der ersten halben Stunde richtig gut, konnten auch läuferisch immer wieder überzeugen. Wir haben gut zugesetzt und auch sonst recht intelligent agiert. Damit bin ich schon zufrieden. Wir haben auch gegen einen starken Gegner gespielt. Das sah im Hinspiel noch anders aus. Ein wenig fehlt auch manchmal das Glück. Hätten wir in der Saison immer so gespielt, wir hätten garantiert weniger Unentschieden auf dem Konto.
Einige Situationen im Spiel habe ich nicht verstanden. Das waren doch keine Platzverweise, auch für den Tobias Weise nicht. Der wird zu hart bestraft und jetzt auch noch gesperrt. Dafür habe ich kein Verständnis.
Zum Thema Dopingverfahren gegen die TSG Hoffenheim und einem evtl. Dortmunder Einspruch gegen dieses Spiel ( ? ). Diese recht brisante Frage wurde von einem Journalisten auf der Pressekonferenz in den Raum gestellt:
„Davon wissen wir nichts. Überhaupt nichts. So lange ich Angestellter dieses Vereins bin, werden wir keinen Einspruch gegen dieses 0:0 einlegen."
Dieser sportlichen Antwort mangelt es also nicht an Eindeutigkeit.
Ralf Rangnick: Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Wir hatten zu Beginn etwas Glück. Über 90 Minuten geht das schon in Ordnung. Es war ein rassiges Spiel mit sehr vielen Schlüsselszenen, wobei wir in den ersten 20-30 Minuten nicht wirklich gut organisiert waren. In der zweiten Hälfte haben wir dann aber immer besser ins Spiel gefunden. Im Moment fehlt uns etwas die letzte Präzision. Es fehlt nicht viel, in Stuttgart war es zum Beispiel nur ein verschossener Elfmeter. Aber trotzdem, wir sind zufrieden. Mit dem Ergebnis und auch mit der Entwicklung der Mannschaft. Das waren für die Mannschaft keine leichten Wochen. Wir hatten dazu jetzt in einer Woche zwei schwere Auswärtsspiele. Die haben wir beide nicht verloren. Jetzt wartet ein tolles Heimspiel gegen Werder Bremen.
Die Spieler in der Einzelkritik
Roman Weidenfeller: War in 2-3 Situationen richtig gut auf dem Posten. Ganz besonders in der 90. Minute gegen Salihovic. Eine gute Leistung. 2,5
Neven Subotic: Auch der Auftritt nicht so souverän wie in der Hinrunde. Hatte in der kniffligen Situation gegen Ba etwas Glück. Es gibt Schiedsrichter, die diese Situation anders bewerten. Wenn er ihn wirklich getroffen hat, kann er sich bei Herbert Fandel für 90 Minuten bedanken. 4
Sebastian Kehl: Nicht immer glücklich in seinen Aktionen. Der Platzverweis spiegelt diese Leistung ganz gut wieder. Sehr kampfstark, aber manchmal schießt er über das Ziel hinaus. Der Platzverweis mit Gelb-Rot war nicht unbedingt zu hart. 4
Tinga: Die nimmermüde Arbeitsbiene im Dortmunder Mittelfeld. In der zweiten Halbzeit nicht mehr so zielstrebig wie im ersten Durchgang. 3,5
Nelson Valdez: Enormes Laufpensum, viel Arbeit und eine Riesenchance. Den Applaus in der 68. Minute hat er sich redlich verdient. 3,5
Mohamed Zidan: Gemeinsam mit Nuri Sahin der beste Dortmunder. Mit dem größten Laufpensum aller Akteure auf dem Platz. Wenn er doch nur die Riesenchance zu 100% verwertet. 3
Nuri Sahin: Da blitze es ab und an im Stadion auf. Der Junge kann richtig Fußball spielen. Blitzgescheite Pässe und ein gutes Auge. In dieser Form setzt sich der junge Türke in Dortmund durch. 2,5
Patrick Owomoyela: Konnte auf seiner Seite kaum Akzente setzen. Hatte dafür in der Defensive zu viel zu tun. Gegen Hoffenheim kann man aber auch nicht volles Risiko spielen. Da steht man etwas defensiver. 3,5
Felipe Santana: Der Auftritt im Westfalenstadion konnte gefallen. Hatte einige bärenstarke Szenen in der Defensive. Ging auch bei Standards immer wieder mit nach vorn. 3
Marcel Schmelzer: Sehr, sehr viel Defensivarbeit. Wie schon im Hinspiel immer wieder gefordert. Hatte allerdings weitaus weniger schwache Szenen. Da war der Auftritt in Mannheim mindestens eine Klasse schlechter. 3,5
Tams Hajnal: Das war nicht sein Spiel. Wirkte nach einem Tritt aber auch schon frühzeitig etwas angeschlagen. Fand nach dieser Szene nicht sofort wieder ins Spiel. Den rüden Einstieg des Hoffenheimers sollte man dabei also berücksichtigen. 4
Alex Frei, Florian Kringe und Christopher Kullmann sind nicht zu bewerten. Dafür waren die Einsatzzeiten nicht ausreichend lang.
Statistik :
Aufstellung:
BVB: Roman Weidenfeller - Neven Subotić, Patrick Owomoyela, Felipe Santana, Marcel Schmelzer, Sebastian Kehl, Tinga, Nuri Şahin, Tamás Hajnal (79. Florian Kringe), Nelson Valdez (68.Alexander Frei), Mohamed Zidan (86. Christopher Kullmann)
TSG: Daniel Haas - Andreas Beck, Matthias Jaissle, Andreas Ibertsberger, Selim Teber (46. Tobias Weis). Luiz Gustavo, Sejad Salihović,Isaac Vorsah, Carlos Eduardo,Demba Ba (87. Wellington), Boubacar Sanogo (64. Chinedu Obasi)
Schiedsrichter:
Herbert Fandel, Assistenten: Mike Pickel, Christian Dingert
Tore:
Nö
Verwarnungen:
Gelb:
Isaac Vorsah (9. Minute)
Selim Teber (21. Minute)
Luiz Gustavo (30. Minute)
Sebastian Kehl (54. Minute)
Andreas Beck (63. Minute)
Tinga (85. Minute)
Gelb-Rot:
Sebastian Kehl (77. Minute)
Rot:
Tobias Weis (77. Minute)
Zuschauer: 78.800 (davon ca. 2.000 - 2.500 TSG Hoffenheim Fans)
geschrieben von Rolf