?Wir stechen euch ab, ihr Wessi-Schweine!? - Dynamo verliert in der BRD
Endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis für die zweite Mannschaft des BVB. Nach zwei knappen Niederlagen in Folge gewann der BVB mit 1:0 gegen Dynamo Dresden.
Aus Sicherheitsgründen fand das Spiel im Westfalenstadion statt, indem sich 3322 Zuschauer einfanden und sich auf der Süd-, der Ost- und der Nordtribüne verteilten. Auf letzterer standen bzw. saßen etwa 300 mitgereiste Dresdner, die mit sehr tollen Gesängen prahlten. „Ihr seid Weeessiiis, asoziale Weeeessiiis...“ und „Wessi-Schweine“ waren da noch harmlos. Richtig nett wurde es nach dem Führungstor, als der große Auftritt des Dynamo-Vorsängers kam. Aber Eins nach dem Anderen.
Theo Schneider, Trainer der „Zweiten“, konnte mit Ausnahme von Julian Koch und Damien Le Tallec (allein der Name ist doch erstligareif) aus dem Vollen schöpfen. Koch hat sich beim Spiel in Jena das Handgelenk gebrochen und wird 2-3 Wochen fehlen und Le Tallec weilte bei seiner Junioren-Nationalmannschaft.
Erste Halbzeit
Zum Einlaufen gab es ein schönes Fahnenintro auf Dortmunder Seite, mit einigen schlicht schwarzen und gelben Fähnchen, die allerdings zusammen mit anderen, größeren Fahnen über weite Strecken des Spiels gewedelt wurden. Da fragt man sich des öfteren, ob die Leute in dem Bereich eigentlich das Spiel sehen möchten.
In den ersten Minuten passierte ziemlich wenig, der Durchschnitts-Fußballreporter kommentiert das wohl mit „leichtes Abtasten beider Mannschaften“. Also konnte man sich die Zeit nehmen, um über das Spruchband auf der Süd, welches fast das ganze Spiel über an Wellenbrechern hing, gezeigt wurde, zu rätseln. “Kampfbahn statt Schreibahn“? Nein, das war es nicht. „Kampfbahn statt Sicherheitswahn“ schmetterte es sofort aus dem Mund einer Frau zwei Plätze weiter. Danke für die Hilfe.
Auf dem Spielfeld knüpfte Marcel Höttecke an seine starke, Christopher Kullmann an seine schwache Form der letzten Wochen an. Während Höttecke souverän den Kasten sauber hielt, traf Kullmann den Ball nicht und vergibt die Chance zur Führung. Dresden hatte ebenfalls einige Chancen, zur Pause blieb es aber beim 0:0.
Zweite Halbzeit
Die zweite Halbzeit begann rasant. Der Dresdner Halil Savran vergab freistehend eine Hunderprozentige, auf der anderen Seite zeigte Ginzcek einen sehenswerten Schuss aus gut 18 Metern. Etwa eine halbe Stunde vor Schluss kam der BVB allmählich in Fahrt - und Anfeuerungsrufe seitens der BVB-Fans blieben aus. Insgesammt war es heute gar keine gute Stimmung. Dauersingsang pur.
Nun wurde es aufregend und einigermaßen mitreißend. Erst hätte es wegen einem Handspiel von Oscislawski Elfmeter für Dynamo geben können. In der 74. Minute machte dann Piossek das erlösende Tor – ein fragwürdiges Tor, denn es ist gut möglich, dass er den Ball zuvor mit der Hand gespielt hatte. Jetzt kam der grandiose Einsatz des Vorsängers von Dresden. „Wir stechen euch ab, ihr Wessis!“ brüllte er in Richtung BVB-Fans in sein Megaphon. Das ist nicht nur peinlich sondern auch mit Blick auf das Strafrecht sehr grenzwertig. Das war die Spitze des Eisbergs.
Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Dynamo machte nochmal Druck und hatte eine große Chance, die Höttecke aber mit bravour meisterte.
Nächste Woche reisen die Amas zum Aufsteiger nach Heidenheim. Anstoß ist am Samstag wie immer um 14 Uhr.
Ach, da war ja noch was
Nun könnte der Spielbericht zu Ende sein. Ja, wenn da nicht noch was gewesen wäre. Sicherlich haben die gestrigen Stadionbesucher gemerkt, dass Block 12 nach dem 1:0 absichtlich still war. Der Grund ist lächerlich und macht mich ziemlich sprachlos. Was war passiert? Eigentlich sollte man diese Fahnen- und Schalklauerei ignorieren, aufgrund der anschließenden Reaktionen der selbsternannten Ultra-Szene Dortmund ist die Erwähnung, dass die Dresdner ein geklautes Desperado-Banner präsentiert haben, unumgänglich. Im Anschluss stellten die Dortmunder das Singen ein, da sie wegen dem Banner in Dresdner Händen geschockt und verärgert waren.
Was soll man dazu noch sagen? Die Amas fahren einen megawichtigen Sieg ein, aber das ist ja nebensächlich. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, um nicht zu sagen, dass einige nicht wegen dem BVB bzw. dem Fußball ins Stadion gehen. Generell zeugt es von Doppelmoral, wenn man öfters im Vorspiel und auf der Gruppen-Homepage andere Fans dazu auffordert, die Amas zu unterstützen, dann aber wegen so einem Grund schweigt. Noch weniger nachvollziehbar wird es, wenn man bedenkt, dass einige – nicht alle – aus der „Dortmunder Szene“ keine Unschuldslämmer sind und dieses dämliche, nervige und strafbare „Spiel“ mitmachen. Da fehlt mir jedes „Mitgefühl“. Ganz nebenbei grenzt man sich mit solchen Aktionen von den anderen Fans ab, das kann doch eigentlich keiner wollen.
Stimmen zum Spiel folgen.
Fakten, Fakten, Fakten
BVB: Höttecke, Hünemeier, Neumeister (46. Götze), Hille, Eggert, Oscislawski, Tyrala, Öztekin, Piossek, Kullmann (46. Ginczek), Hasanbegovic (70. Kandziora)
Dresden: Keller, Oppitz, Hübener (82. Robert Koch), Palionis, Trehkopf, Nikol, Wagefeld, Kegel, G. Müller (67. Dobry), Strifler, Savran
Tore: Piossek (74.)
Zuschauer: 3322
Schiedsrichter: Eduard Beitinger (Regensburg)
Sven, 7.9.2009