Wenn der Fußballgott nur noch Kurzarbeit macht
Probleme bei der Anfahrt zum Stadion, ein nicht gegebenes Führungstor, Aluminiumtreffer und ein Gegentor wider dem Fair-Play-Gedanken. Was beim Spiel der Amateure am Freitagabend in Bremen an Pech und Unvermögen zu beobachten war, reicht normalerweise für zehn Partien. Der BVB-Nachwuchs bleibt nach der 0:1-Niederlage auch im dritten Spiel in der Dritten Liga weiter sieglos.
Viele BVB-Fans machten sich am Freitagnachmittag gegen 14 Uhr per Zug auf Richtung Hansestadt. Dabei muss hier besonders der Umsteigebahnhof Nienburg an der Weser genannt werden. Wegen solchen Weltmetropolen macht man doch schließlich auch diese Ochsentouren. In Bremen durfte man dann auch erstmals die Turtles begrüßen, die einen zum Stadion geleiteten. War schon dann ein guter Anblick, diese fast 200 BVB-Fans. Aber Traditionsmannschaften wie Burghausen bringen natürlich mehr Zuschauereinnahmen...
Auch geil, dass viele Bremen-Fans lieber in der Kneipe im Weserstadion verweilten, anstatt 100 Meter weiter rüber zu gehen, um den Nachwuchs zu besichtigen. In Dortmund undenkbar! So waren denn auch die Fangesänge im Stadion ausschließlich auf Dortmunder Seite zu bewundern. 90 Minuten Dauersupport, sehr gute Leistung! Somit endlich mal ein Heimspiel auswärts, was die letzten Saisons wegen vieler Spielüberschneidungen mit den Profis oft umgekehrt war und einige Punkte gekostet haben dürfte.
Sportliches nun: Erneut half Profi-Leihgabe Sven Bender aus, wobei man jetzt schon fragen muss, ob er diese Hinrunde überhaupt noch einmal eine Chance oben bekommen wird. Nach seiner Sperre konnte auch Hasanbegovic erstmals mitmachen, der die richtige Stadt gefunden hat nach seiner Jugendsünde. Dafür blieb Boztepe 90 Minuten auf der Bank. Bei Bremen wären besonders der türkische U19-Nationalspieler (vor kurzem erst von der EM wieder gekommen) Onur Ayik sowie Niklas Andersen, Sohn des ebenfalls auf der Tribüne anwesenden Jörn (unsympathisch wirkend irgendwie), zu nennen. Richtig lächerlich aber dann der Einlauf, der mit den "Hell's Bells" untermalt wurde. Sowas wirkt vielleicht auf Pauli, aber mit Sicherheit nicht bei diesen Voraussetzungen.
Freunde, lasst uns das Spiel kurz rekapitulieren: Doch das eigentliche Spielgeschehen begann schon früher, denn Trainer Schneider sah die Konzentration seiner Spieler massiv gestört, da dem BVB-Bus zunächst zweimal die Einfahrt verweigert wurde und die Akteure somit zu Fuß mit Sack und Pack in die Kabine gehen mussten. Zwar entschuldigte sich Amateure-Verantwortliche Uwe Harttgen nach dem Spiel für diesen Umstand, doch muss man sich wirklich fragen, ob in Bremen manche Leute zu lange faulen Fisch gefressen haben. So waren die ersten Minuten zwar ganz gefällig von schwatzgelb, aber ohne den letzten Tick nach vorne hinzukriegen.
Vielleicht kann hier der neu verpflichtete Franzose Le Tallec helfen. Entgegen anders lautender Meldungen ist es jedoch keineswegs sicher, dass der 19-jährige bei den Amateuren zum Einsatz kommt. Zwar wird damit gerechnet, doch wenn Klopp ihn beim Profi-Training, welches der Mann aus Rennes ab Montag aufnimmt, für stark genug befindet, kann er durchaus auch dort bleiben. Zumindest an den nächsten vier, fünf Spieltagen wird er aber wohl die nötige Spielpraxis bei den Amateuren sammeln. Der BVB-Anhang durfte dann aber doch jubeln, für handgestoppte 5,8 Sekunden, ehe Assi Aarnink die Fahne hob und Hünemeiers Kopfballtor die Anerkennung verweigerte. Wer Bildaufnahmen davon haben sollte, bitte mailen...
So richtig viele Chancen gab es in der Folgezeit dann nicht und man konnte ne Runde mit der Fähre auf der Weser fahren. Zwar gab es halbe Möglichkeiten und auch etwas Hektik nach 2,3 Foulspielen, aber fußballhistorisch war das alles nicht. Bremens beste Chance dann, nachdem der Riese Höttecke mal wieder seine Unsicherheit bei hohen Bällen unter Beweis stellen musste. Faszinierend bei dieser Körpergröße, aber auch nicht wirklich neu. Zum Glück war das ehemalige blaue Super-Talent Testroet selbst zu überrascht, um den Fuß im richtigen Winkel hinzuhalten.
Fünf Minuten vor dem Pausentee die riesige Doppelchance für unseren BVB. Nachdem Mielitz zunächst prächtig gegen Hünemeier parieren konnte, war Eggert in bester Schusschance aus Nahdistanz, doch schaffte er es tatsächlich noch, ein Bremer Bein anzuschießen. Zurecht meinte Schneider später, dass man da einfach "den Gegenspieler mit ins Tor schießen muss". Fast hätte es sich sogar postwendend gerächt, als drei Bremer mit Julian Koch "Plumpsack" spielten, aber zu verspielt für einen guten Torabschluss waren.
Fazit nach 45 Minuten
Während sich die "Ultras von die Amateure" ihrer Oberbekleidung entblößten, bittet Schiri Thielert (u.a. von BL-Schiri Gagelmann beobachtet) in die Kabinen. 0:0 in einem munteren Spielchen, wo der BVB tendenziell etwas zwingender und variabler agierte als im letzten Spiel gegen Braunschweig. Pech a.k.a Unvermögen im Abschluss verhinderten das 1:0.
Kullmann, der nicht zu sehen war in der ersten Hälfte, setzte sich in der 50. Minute ganz toll gegen Schmidt durch und marschierte aufs Bremer Gehäuse, setzte aber seinen Linksschuss um Haaresbreite neben den Kasten. Danach tauchte er wieder ab und suchte Nemo. Zwei Minuten später lag dann Vrzogic eine halbe Minute am Boden, doch Oehrl war es egal. Der Hüne setzte sich gegen Eggert durch und netzte eiskalt ein, wie man es gerne auf der anderen Seite gesehen hätte. Die BVB-Verantwortlichen waren wahrlich "not amused" über diesen Vorfall. Schiri Thielert gab nach dem Spiel an, den am Boden liegenden Vrzogic nicht gesehen zu haben. Dann kann der allerdings auch keinen Führerschein haben, weil er beim Sehtest selbst mit stärksten Gläsern durchgefallen ist.
Noch einmal ein Aufbäumen des BVB dann in der 58. Minute: Eine super Kombination über Hille, Hasanbegovic und Piossek schloss Letztgenannter - übrigens mit schwarz gefärbten Haaren - mit einem Lattenschuss ab. Schneider später sauer: "Pio hatte jetzt in jedem Saisonspiel eine gute Chance zu einem wichtigen Tor auf dem Fuß, aber er muss eben auch mal einen machen." Danach gab es wieder viel Leerlauf und die Fähre konnte wieder mit einem Besuch beehrt werden. Erst in der 78. Minuten der heute merkwürdig fahrige Koch mit einem herrlichen Angriffslauf über rechts, doch der eingewechselte Ginczek kommt in der Mitte nicht mehr richtig ran. Apropos Ginczek: Er sollte in der Nachspielzeit noch seine Möglichkeit zum Ausgleich bekommen. Doch einen Tyrala-Ball aus dem Halbfeld köpfte er genau in die Arme Mielitz'. Letzte Rückrunde wäre der wahrscheinlich noch genau ins Eck geflogen.
Es blieb also bei dieser verdammt unnötigen und unglücklichen Niederlage im Stadtstaat. Nach drei Spielen bleibt es bei einem Pünktchen und man ist direkt von Anfang an ganz unten dabei. Klar, man hat das erwartet, aber Hoffnung ist ja immer da, dass man mal nicht so sehr zittern muss. Zwar will Schneider weiter die Nerven bewahren, aber schon am nächsten Samstag um 14 Uhr gegen Offenbach, die dieses Wochenende in die Spur gefunden zu haben scheinen. Es wird also nicht einfacher!
Stimmen zum Spiel
Theo Schneider: Das heute hatte hier wirklich keinen Fairplay-Charakter mehr. Ich bin von den Bremern anderes gewohnt. So hatten wir keine Ruhe vor dem Spiel. Als dann unser Spieler auch noch am Boden lag, war die Konzentration kurz weg und wir kassierten den Gegentreffer. Erst in den letzten 30 Minuten haben wir dann angefangen, richtig Fußball zu spielen. Wir müssen aber jetzt die Nerven bewahren! Wie gesagt, enttäuscht bin ich heute eher über andere Dinge, weil ich es einfach nicht gewohnt bin von Bremer Seite.
Thomas Wolter (Trainer Werder Bremen II): Bei diesen Bedingungen und diesen Temperaturen wollten wir unbedingt das erste Tor machen. Das hat dann auch Oehrl mit einer Einzelaktion toll gemacht. Ich muss ihn übrigens in Schutz nehmen, denn ich glaube nicht, dass er den verletzten Dortmunder am Boden gesehen hat. Später ist der BVB dann etwas besser aufgekommen und bei uns haben die Kräfte nachgelassen. Aber durch unsere gute Defensive haben wir schließlich den Sieg über die Zeit gebracht.
Daten zum Spiel
Bremen (4-1-3-2): Mielitz - Schiller, Schmidt, Maek, Andersen (89. Gerdes) - Stallbaum - Feldhahn, Ayik, Kempe (81. Zengin) - Testroet (73. Menga), Oehrl
Dortmund (4-1-3-2): Höttecke (3,5) - Koch (4,5), Hünemeier (2,5), Eggert (3,5), Vrzogic (3,5) (67. Großkreutz, - ) - Bender (3) - Piossek (3,5), Tyrala (4), Hasanbegovic (4) (63. Hornschuh, - ) - Hille (4,5) (58. Ginczek, 4), Kullmann (4)
Tor: 1:0 Oehrl (52., Rechtsschuss, ohne Vorarbeit)
Zuschauer: 1.000 (ganz souverän übern Daumen gepeilt vom Stadionsprecher)
SR: Thielert (Buchholz - Assis: Aarnink, Sönder), Note 4,5. Brachte beide Teams mit teils merkwürdigen Entscheidungen gegen sich auf. Machte keine spielentscheidenden Fehler, aber mit viele Problemen bei Kleinigkeiten.
Chancen: 3:5
Ecken: 4:2