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Auswärtssieg im Schneechaos?
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Gegen den Karlsruher SC geht es am 14. Spieltag darum, den bisher guten Saisonverlauf des BVB zu bestätigen und sich in der oberen Tabellenhälfte festzusetzen. Das Aufeinandertreffen ist deshalb nicht nur für zwei alte Bekannte etwas Besonderes. Während Giovanni Federico aber kaum eine Chance auf einen Platz in der ersten Elf besitzt, liegt es an Tamas Hajnal, das Spiel zu lenken und die Fäden in der Hand zu halten.
Gerade am neuen Spielmacher ist das gute Abschneiden, die positive Veränderung im Gegensatz zur letzten Saison festzumachen. Mit drei Toren und fünf Vorlagen hat er zuletzt nicht nur für Effektivität sorgen können, das gesamte Spiel des Teams von Jürgen Klopp wirkt viel strukturierter. Wurde im letzten Jahr unter Doll noch auf Einzelaktionen der starken Stürmer Frei und vor allem Petric gehofft, sieht das seit ein paar Wochen ganz anders aus. Feine Spielzüge, schnelles Offensivspiel, mehr Ballsicherheit - all das ist auch ein Verdienst des Ex-Karlsruhers, der im Wildparkstadion bei seinem alten Arbeitgeber mit Pfiffen gegen ihn rechnet. „Aber das ist normal, auch wenn ich mich freuen würde, wenn es nicht so kommt.“
Die Personalsituation
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Doch auch andere Spieler haben einen Anteil an der momentanen Erfolgsserie, die im letzten 4:0-Sieg gegen die Frankfurter Eintracht mündete. Dass der ein oder anderer angeschlagen oder verletzt ist, kann der gut besetzte Kader relativ gut auffangen. Neven Subotic und Felipe Santana bilden auch am Freitag wieder mit schon acht erzielten Treffern das torgefährlichste Innenverteidiger-Duo der Liga. Unterstützt werden sollen die beiden von dem angeschlagenen Owomoyela (Adduktoren) und dem neuen Publikumsliebling Lee. Gerade der Südkoreaner schlug ein wie eine Bombe. Wohldosierte, präzise Flankenläufe, eine unglaubliche Ballsicherheit und sicheres Abwehrspiel machen das aus England gekommene Schnäppchen aus.
Im Tor steht mit Weidenfeller eine heiß diskutierte Personalie. Die Verantwortlichen täten gut daran, den Vertrag von Roman schnellstens zu verlängern. Ein Hildebrand würde den BVB teuer zu stehen kommen und auch nicht besser machen. Auch hier gilt: Gute Leistungen ließe alle Kritiker verstummen.
Kringe, Kehl, Tinga und eben jener Hajnal werden – wenn fit und gesund – die altbekannte Mittelfeldreihe bilden. Dass ausgerechnet der bärenstarke Kehl sich am letzten Spieltag schwerer verletzt hat und noch fraglich ist, schwächt die Schwarzgelben besonders. Schon gegen die Eintracht fiel nach dem Ausscheiden vom Ex-Nationalspieler auf, dass die Defensiv- und Zweikampfpower fehlt. Florian Kringe links und Tinga rechts in der Raute sind ein seit Wochen eingespieltes Team. Während Kringe sich mehr über die Atlethik und den Einsatzwillen einen Stammplatz erkämpft hat und in dieser Saison als einziger Borusse immer in der Startelf stand, ist Tinga ständig überall auf dem Platz zu finden. Seine Laufbereitschaft führt mitunter allerdings auch zur Verwirrung in den eigenen Reihen.
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Der Sturm aus Kuba und Frei komplettiert die BVB-Elf. Hier fehlen die Alternativen. Nelson Valdez musste nur wenige Minuten nach Kehl verletzt ausgewechselt werden und wird noch knapp zwei Wochen ausfallen. Mohamed Zidan ist ebenfalls angeschlagen (Magen-Darm), Klimowicz erkältet zu Hause geblieben. Somit kann Alexander Frei, unter der Woche noch für die Schweiz im Ensatz, endlich mal wieder von Beginn an zeigen, wieso er einen Stammplatz verdient. Seine in dieser Woche über die Medien geäußerte Kritik („Ich bin mit der momentanen Situation in Dortmund nicht zufrieden“) kann er nun mit Toren untermauern.
Giovanni Federico hat da ein anderes Schicksal. Auch wenn Klopp nicht müde wird, zu betonen, dass der Deutsch-Italiener sich im Training nicht hängen lässt, kann er selbst über einen Kaderplatz schon froh sein. Die Zeit der Nummer 8 scheint abgelaufen, zu langsam und phlegmatisch scheint sein Spiel, einige Geistesblitzes genügen da nicht. Der KSC soll übrigens bereits Interesse bekundet haben.
Mit dem Rücken zur Wand: So sieht es beim Gegner aus
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Das wird beim KSC allerdings schwer. Der letztjährige Aufsteiger steht nach einem schwachen Saisonstart und der Niederlage gegen Cottbus mit dem Rücken zur Wand. Trainer Ede Becker („Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen.“) wird sein System wohl umstellen, noch ist aber nicht ganz deutlich ob auf ein 4-4-2 oder ein 4-3-3. Auch die blau-weißen haben einen unzufriedenen Stürmer auf der Bank. Edmond Kapllani sieht sich im Duell mit Kennedy (seit 17 Pflichtspielen ohne Tor) nicht unbedingt als Verlierer und möchte das auch auf dem Platz zeigen. Weil der Australier in dieserr Woche ebenfalls bei einem Länderspiel war und erst spät wieder in Karlsruhe eintrifft, hat Kapllani trotzdem ordentliche Einsatzchancen.
Auch für Iashvili siehts gut aus. Nachdem der Georgier bei der Aufholjagd gegen Leverkusen nach langer Abstinenz endlich mal wieder getroffen hat (und davor eine Riesenchance vergab), zeichnet sich bei neuem System nun ein Startplatz für den wuseligen, flinken Außenstürmer ab. Dafür wird wohl der Südafrikaner Bradley Carnell weichen.
Mit Maik Franz fehlt auch am Freitag zudem der absolute Führungsspieler aufgrund eines Fersenödems.
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Doch wie auch immer der KSC im heimischen Stadion antreten wird. Eins ist klar: Es wird zuallererst ein Kampfspiel. Auch das Wetter spielt mit. Schneechaos, Windböen – das größte Unwetter seit Orkan Kyrill wird erwartet. So gilt es zu hoffen, dass das Spiel stattfinden kann, möglichst niemand bei der Anreise in ein Unwetter gerät und der BVB dann doch die Nase vorn hat. Mit 24 Punkten wäre man übrigens so gut wie lange nicht mehr nach dem 14. Spieltag.
So wollen sie spielen
Karlsruher SC: M. Miller - Celozzi, Sebastian, Stoll, Eichner - Mutzel, Aduobe - Freis, da Silva, Iashvili - Kapllani
Trainer: Becker
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Felipe Santana, Subotic, Y.-P. Lee - Kehl - Tinga, Kringe - Hajnal - Blaszczykowski, Frei
Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Assistenten: Anklam, Thielert
Statistik: Letzte Saison verlor der BVB 3:1 beim KSC. Das letzte Auswärtsspiel davor war ein 0:1 im Jahr nach dem Championsleaguetitel 1997/1998. Die torreichsten Begegnungen spielten such am 3.4.1985 (4:2 für den BVB) und am 27.11.1993 (3:3) ab. Bilanz aus BVB-Sicht: 9 Niederlagen -8 Unentschieden – 5 Siege, 22:34 Tore.
geschrieben von Daniel R.
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