Von Fans - Für Fans

Der Derbyspieltagsblog

25.02.2008, 16:42 Uhr von:  Redaktion

logo spieltagsblogDas Derby ist vorbei, das Ergebnis jedem bekannt. Dementsprechend stimmungsmäßig fallen auch die Einsendungen zu unserem Spieltagsblog aus. Eine Mischung aus Ärger und Enttäuschung, die nur all zu verständlich ist. Wie schön wäre es gewesen, die Blauen erneut aus unserem Stadion zu schießen. Und hier Eure Mails:

Frank:
Mein Spieltagserlebnis war ganz untypisch, nicht im Stadion, nur zuhause: Es reduziert sich aber letztlich nur auf einen Satz: Warum rennt er nicht? Warum grätscht er nicht? Aber von vorn: Vom Ergebnis am Handy erfahren und dann zuhause DSF geschaut. Der Überraschungseffekt war natürlich gleich Null, aber ein 2:3 versprach ja einen gewissen Unterhaltungswert. Um es kurz zu machen: Die Bilder der Kovac-Eskorte zum Schalker Führungstreffer gehen mir nicht aus dem Kopf. Gut, in dem Alter noch einen Spurt hinzulegen, ist wohl zuviel verlangt. Aber eine mit letzten Kräften aufgebotene Grätsche, die im schlimmsten Fall zu einem Tor führen könnte, das sowieso gefallen wäre, ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Hatte Herr K. dabei die Bilder des HSV-Spielers Ditmar Jakobs im Kopf, der sich 1989 ebenfalls in einem Derby gegen Bremen bei einem Sturz ins eigene Tor schwer verletzte? Wohl kaum. Diese erschreckende Passivität wird wohl immer sein Geheimnis bleiben. Und ich krieg diese Szene nicht mehr aus der Birne. Dass nach einem solchen Spiel Dede für unangemessene vier Spiele gesperrt wird, verkommt zur Randnotiz.

Viele Grüße

Johannes:

Kurz nach dem 0:1 klingelt mitten in Block 12 mein Handy und ich wei9 nicht, welcher Teufel mich reitet, dranzugehen. Wie befürchtet, meldet sich am anderen Hörer ein sichtlich angeheiterter Schulkollege, ein unbelehrbarer Blau-Weißer, mit dem ich vor dem Spiel noch großkotzig die obligatorische Wette um einen Kasten Bier abgeschlossen habe. Seinem „Mark Ziegler Fußballgott" setze ich trotzig entgegen: „Na warte, willst du gleich dranbleiben, bis Alex Frei euch den Freistoß in die Maschen gehauen hat?". Lachen am anderen Ende, als der Ball seinen Weg leider nicht ins Ziel findet. Egal... warte ab, gleich fällt der Ausgleich. Glaube ich eigentlich selbst dran? Und warum lege ich nicht einfach auf? Wieder Lachen und ich höre wie im Hintergrund jemand Scheiße BVB singt. Aber es rollt schon der nächste Angriff: Petric mit der Hacke auf Federico. Na jetzt aber, wart´s ab! Der spielt weiter auf Frei. Jaaaaaa, komm schon!!! Der Ball kommt irgendwie wieder zu Federico. Komm schon! Und drin, das 1:1!!! Das Stadion explodiert, ich lande im Gedränge mindestens zehn Reihen weiter unten, hüpfe und schlage um mich und brülle immer wieder wie wild geworden in den Hörer: JAAAAAAA!!!!! Siehst du, du H****sohn! JAAAAAA!!!!!! Als ich nach einer halben Minute auf das Display gucke, hat er schon aufgelegt... als wenig später das 1:2 fällt, kommt KEIN Anruf.

Philipp:

Ein merkwürdiger und denkwürdiger Sonntag war das. Der Super-Tuesday in Amerika noch nicht richtig verdaut, da kommt schon der Super-Sunday. Die Begegnungen zwischen Bremen und Bayern und natürlich das Revierderby. Dortmund gegen Schalke. Aber auch persönlich war es heute ein wahrhaftiger „Super-Sunday".
Nach einer Geburtstagfeier gestern ist man morgens, wie soll man sagen, ein bisschen schlapp, zumal, wenn man merkt, dass der große Zeiger auf der neun steht und die innere Uhr einem einen Strich durch die schöne, heile Schlafzimmerwelt macht. Man nimmt ein herrschaftliches Bad mit dem Gefühl Ludwig XVI. in seinem Badezimmer zu sein und man frühstückt in aller Seelenruhe. Sonntag halt. Danach kleidet man sich an und geht hinunter in die Messe. Als katholischer Jugendlicher hat man es nicht leicht, da manche Menschen, aus mir nicht erklärbaren Gründen, es uncool halten, religiös zu sein. Das macht mir aber nichts und ich will mich darüber hier auch nicht echauffieren. Jedoch war ich doch froh in der Kirche gewesen zu sein. Zum einen wäre heute einer der liebsten Menschen und den ich sehr geliebt habe 77 Jahre alt geworden, wenn ihn nicht das Zeitliche gesegnet hätte, und, man hofft ja immer auch noch ein bisschen für die Borussia, dass der liebe Gott den Mannen auf dem grünen Rasen eine fixe Idee gibt, einen Wink mit dem Zaunpfahl oder einfach eine Eingebung. Und die Lesung über die Versündigung der Eva und das Evangelium über die Versuchung Christi durch den Teufel passten gar nicht mal schlecht.
Nach dem üblichen Getratsche nach der Messe und dem Philosophieren mit den Gemeindeältesten über das anstehende Derby, begab man sich mit entschlossenem Schritt auf den Nachhauseweg (Der genau 10 Meter lang ist, da wir neben einer Kirche wohnen).

Die Frau Mutter mit Schürze in der Küche, garniert mit meiner Patentante, ebenfalls in Schürze. Die Mutter hatte Geburtstag und hat eingeladen. Also kommt die ganze Familie, und diese muss verköstigt werden. Ich befreite mich schnell aus dem Klammern und Küsschengeben der lieben Verwandtschaft und zog mich wieder bei einem Gläschen Sekt (OK, es waren drei, hoho) mit einem guten Freund in das Wohnzimmer zur&uuuml;ck, wo wieder, man glaubt es kaum, das Derby Thema war. Ich tippte ein 3:0, der Freund ein 2:1. Dann ging alles ganz schnell. Vorspeise (Markklößchensuppe), Hauptspeise (Krustenbraten und Kartoffelgratin) und Nachspeise (Himbeer- Pamflée oder so). Schnell zurück ins Zimmer und seinen Computer an. Letzte Informationen vor dem Derby gucken. Aber auf bvb.de (sg.de war ich schon zuvor) stand nur etwas davon, dass beim 131. Revierderby zum ersten Mal die Werbebanden in Bewegung sind (das hat mich genervt) und das die AWD neuer Championpartner ist und dessen Vorstandschef ein Herr Maschmeyer ist. Toller Name. In einem solchen Moment denkt man, dass es doch wichtigeren Input geben könnte. Bei einem Mittagsschläfchen und dem Hingeben seiner zweiten Leidenschaft, der Geschichte, beim Lesens eines Geschichtsmagazin über Roms Kaiser soll die Zeit doch schnell vergehen. Manchmal zu schnell. 16:00 Uhr! AHRGGH! Schnell BVB-Trikot (ach nein: Jersey) über den Pulli (welch Sarkasmus: ausgerechnet das Dédé-Jersey) und ab ins Bar-Rock. Man wartete sehnsüchtig auf mich, da sie schon beim letzten Bier waren und auf ins Stadion mit Patenonkel (nein, meine Patentante ist nicht mit Patenonkel verheiratet), dem Philosophen, und dem Schweigsamen. Das diabolische Quartett begab sich auf den Weg.

Nach einem verdutzten Blick auf den geballten Einsatz von Peterwagen und Pferden und grünen Menschen versuchte man sich einen guten Platz zu ergattern, in dem man von der Seite sich in die Schlange rein drängelt. Nachdem der Schweigsame sich sicher war, noch eine MG mit reinschmuggeln hätte können, ging man schnurstracks auf das gepflegte WC. Die älteren Herren haben ja schon mit der Blase zu kämpfen. Block 14 rein, ganz nach oben. Voll. Naja. Man sieht was. Die Gladiatoren laufen ein. Ich habe massiven Körperkontakt zu unserem Philosophen. Man schreit die Namen, man ist heiß, obwohl es doch nur ein Spiel ist, sagt das logisch denkende Gehirn, aber das emotionale Ich gewinnt die Überhand: Herzrasen. Schweiß (sehr zum Unbehagen des Philosophen). Das Anfeuern durch 24.999 Menschen um sich herum und man macht mit. Man feiert, obwohl es nichts zu feiern gibt. Nur weil 22 Leute hinter einem Ball herlaufen. Verrückt aber Wahr, und es ist ein Geiles Gefühl. Nicht irgendeins. Es ist DAS Gefühl.
17:00. Anpfiff. Man sieht die Schwatzgelben sind rallig. Die wollen das Ding hier gewinnen. Die wollen das. Asamoah wird ausgepfiffen. Ich lach in mich hinein und denke: Geil. Schrecksekunde: Marc Ziegler, allerspätestens seit Bremen mein Lieblingsspieler, zeigt Unsicherheiten, macht das Spiel „nervös" (O-Ton Philosoph). Und es kommt noch dicker: nach Fehler von Amedick (schade, guter Mann) läuft Ziegler raus, macht den Lehmann, ist nicht er selbst, Asamoah macht das Ding. Entsetzen? Enttäuschung? Wut? Ein bisschen von allem wahrscheinlich war es, was ich gefühlt habe. Schweigen. Nur von gegenüber hörte man lautes Gelächter und Freude. Asamoah macht schon wieder seine lustige Hals-Handbewegung. Ist das Rassismus? Aber egal: Anstoß. Weiter geht's! Borussia ist hellwach, kommt geschickt nach vorne. Federico spielt auf Frei, irgendein Blauer hat seinen Knochen dazwischen, Federico schießt. Tor! Jubel. Grenzenlose Freude. Ich wollte schreien, dass wir Meister sind, den DFB-Pokal gewonnen haben und die Champions-League gewonnen haben. Alles in diesem Moment. Für den Bruchteil einer Sekunde denkst du, dass du der König der Welt bist. König über unermessliche Gebiete, aber dann stellst du fest, dass du doch in einer Nussschale bist. Die Arme werden gen Himmel gestreckt. Der Philosoph tanzt mit mir einen Freudentanz, der Schweigsame in einem Ausbruch, dem des Pinatubo, Vesuv, Ätna und Kilimandscharo ähnlich an Emotion, reißt die Arme nach oben. Ich klatsche mit allen in meiner Reichweite ab. JAAA! Und aus meiner Kehle schallt der Name jenes Auserwählten: Giovanniiiiiiiiii FEDERICO!

Irgendwann, nachdem sich die Luft ein wenig geglättet hatte, kam ein Pfiff, dem so viele folgen sollten, und wieder schlug ein Blauer (Rakitic) einen Freistoß gefährlich vors Tor von Marc Ziegler. Und Amedick bugsiert den Ball ins eigene Tor! Gerade für den jungen Blondschopf tut's mir Leid. Fassungslosigkeit. Trauer. Melancholie. Depression. Der Kopf hängt herab wie eine zu reife Birne. Schweigen. Pfiff. Halbzeit. Kann nur besser werden.
In der Halbzeitpause machte sich Alexander Bade warm. Ich schüttelte den Kopf. Ziegler hatte schon gegen Duisburg Probleme und bei einem Fausten hat er sich schon wieder wehgetan. Aber ein besseres Debüt als gegen Schalke kann man ja nicht machen, oder? Also drückte ich der Nummer 41 beide Daumen. Für ihn und für den BVB.

Um schon mal eines vorwegzunehmen: das letztendliche Scheitern lag nicht an Bade, sondern vielmehr an der Desorientiertheit einiger Spieler wie des Schiedsrichters. Aber fangen wir mal ruhig an. Nach einem interessanten Halbzeitgespräch mit dem Patenonkel und ein paar Jungs weiter unten per Handy und dem Schmunzeln über die Christiano Ronaldo Werbung, ging es los. Dortmund war gut. Wie gegen Duisburg, sag ich. Alle nicken. Tinga nimmt einem Blauen die Kugel weg. Hat Platz. Läuft. Macht er gut. Spielt zu Frei. Der flankt. Neuer fliegt vorbei, Gelber da. Tor! Petric. Das Gleiche Gefühl wie schon beim 1:1. Nur intensiver. Viel intensiver. Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen. Ich nicht. Ich feiere meinen kleinen Triumph: Der Kirchengang hat sich gelohnt. 2 Tore? Das ist göttliche Fügung! Danke! Und dann tanze auch ich. Mit Adrenalin voll gepumpt hüpfen wir, singen wir. Doch das hält nicht lange. Schiri Gagelmann pfeift und pfeift und pfeift. Kaum liegt ein Blauer, wird gepfiffen. Wut! En col re, würde der Franzose sagen. Er pfeift und pfeift und pfeift. Ein Elfmeter aus der Ersten Halbzeit für Dortmund wurde nicht gepfiffen, zwei Ellbogenschläge ebenso nicht. Dann: Dédé kommt mit einer Mischung aus unberechtigter Verzweiflung, blindem Hass (vielleicht?), ein bisschen Doofheit (auch wenn Dédé ein intelligenter Spieler ist) und Zerstörungswillen angelaufen und zieht mit gestrecktem Bein rein. Eine übel riechende Mischung ist dieses Gebräu, das der Alchemist Unterbewusstsein da gebraut hat. Dédé sieht rot. Der Blaue kann weiterspielen. Vielleicht nicht ganz unberechtigt, aber die Frage nach Ungleichbehandlung darf gestellt werden, zumal wie oben schon angedeutet, die Schalker auch nicht lammfromm waren. Der Rote Karton hebt sich stark ab vom restlichen Farbenspiel dort unten. Zwischen Gelb und Blau. Ich hatte ein Gefühl: Das Anfang vom Ende war gekommen. Ein Armageddongefühl und Apokalypsegefühl zog sich durch meine Venen und Adern und meine Eingeweide. Die Stunde Zwölf wird kommen, dachte ich bei mir. Sie wird kommen. Sie wird.

Und sie kam. Asamoah geht durch. Flankt. Blauer ist da. Schießt. Tor. Bade ohne Chance.
Stille. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber die Stunde Zwölf war gekommen. Ich wusste, sie wird kommen, aber ich hoffte, dass sie nicht kommt. Sie war da. Sie war da. Alles egal.
Noch mal alles nach vorne werfen. Komm für die Ehre. Gewusel im Strafraum. Frei hat den Ball. Schuss. Tor. Den Torschrei auf den Lippen hatten alle um mich, nur ich nicht. Ich roch die Lunte und schaute auf den Schiedsrichter. Dieser hatte, zurecht, den Arm gehoben und seinen anderen Arm in einem Halbkreis bewegt und deutete auf den Linienrichter. Dessen Fahne war oben. Schade.

Am Ende war es eine Mischung aus Wut, Hass, Verzweiflung, Entsetzen und Enttäuschung die sich in mir breit macht. Ich gehe heim, zusammen mit dem Rest des Quartetts. Wie unwichtig Fußball doch ist, rede ich mir ein, doch ich weiß, dass es das nicht ist. Es ist eine Liebe. Und das ist das größte auf Erden. Wir gehen ins Bar-Rock. Auf einen nochmal, weil morgen ist Matheklausur. Fast auf Ex ausgetrunken. Danach Smalltalk. Bloß kein Fußball. Ich verabschiede mich und wir gehen. Ich schlurfe die Stufen hoch und erspare meiner Mutter die Frage nach einem Strick. Stattdessen gucke ich mir die letzten Minuten des Afrika-Cups an. Ägypten, ich habe Verwandte dort und ich liebe dieses Land, gewinnt mit 1:0. Ein schwacher Trost, weil ich auch Kamerun mag. Ich geh in mein Zimmer. Zieh das weiße Siegertrikot aus Aachen von Dédé aus. Will es auf meinen Sessel werfen, es landet aber daneben im Mülleimer.
Zuletzt bleibt mir nur noch Cicero zu zitieren: Dum spiro spero. Solange ich atme, hoffe ich.

Benedikt:

Mein Derbytag begann um 11.30 Uhr, als ich und meine Gruppe mit dem Zug nach Dortmund Hbf starteten. Hierzu muss ich nach den vielen Anreiseproblemen im letzten Spieltagsblog sagen, dass es wirklich sehr bequem und vor allem schnell ist, mit der Bahn anzureisen.
Am Hauptbahnhof angekommen, nahmen wir sofort die nächste U-Bahn in Richtung Stadtgarten, um am Derbymarsch teilzunehmen. Dieser startete pünktlich um 13 Uhr, sodass wir zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn am Stadion ankamen. Da die Polizei den Weg ums Stadion an der Nordtribüne, wo der Derbyzug eintraf, absperrte, blieb uns nichts anderes übrig, als schon ins Stadion zu gehen. In Block 13 angekommen, war dieser schon sehr voll und deshalb konnten wir nicht an unsere gewohnten Plätze am Zaun, also etwas hoher als sonst gestellt. Schnell war um uns kein Platz mehr frei und es wurde gewohnt schön eng. Dann, eine halbe Stunden vor Spielbeginn kam es zu dem, was mich neben dem Spiel am meisten aufregte, denn es kamen c.a. 10 ältere Männer, alle 40 und älter, und schuppsten mit voller Absicht 5 Reihen weg, um sich den Weg zu ihren Stammplätzen zu bahnen. Als diese dann endlich standen und alle anderen auch wieder einen Platz hatten, waren sie immer noch nicht zufrieden und schuppsten weiter alle Leute vor sich weg, sodass es bestimmt noch 10 Reihen vor uns bemerkt wurde. Dann bemerkte ich an ihrem Versuch „Ole hier kommt der BVB" zu singen, dass die Alten auch schon sehr betrunken waren. Im Forum haben sich ja immer viele darüber aufgeregt, dass alle Jugendlichen sich immer besaufen, randalieren und andere Leute anmachen würden, aber das war das perfekte Gegenbeispiel, denn sonst waren nur Jugendliche im Alter von 15-20 wie wir um uns, die sich alle normal und vernünftig verhielten. Nur weil sie meinen, sie wären bessere Fans weil sie schon seit 20 Jahren auf der Süd stehen , könnten sie sich verhalten wie sie wollen. Dann regten sich darüber auf dass nur das "junge Volk" hier sei, aber dabei könnten sie froh sein dass so viele junge Fans da sind, sonst gibt es bald immer weniger Dortmund Fans. Nachdem man sich eine viertel Stunde vor dem Spiel noch sehr heftig über Fahnen schwenken und Doppelhalter hochhalten aufregte, weil einem ja die Sicht auf das wichtige Geschehen auf den Platz genommen wird, begann dann endlich das Spiel, zu dem ich eigentlich gar nichts sagen möchte. Während des Spiels dann kamen immer rassistische Rufe wie „Judenpack" und andere von den Männern. Wenn ihnen dann mal wieder etwas nicht passte, wurden natürlich alle sehr brutal weg geschoben und so ging es dann das ganze Spiel. Wir werden uns beim nächsten Spiel auf jeden Fall woanders hinstellen, um nicht noch mal mit denen zu tun zu haben.

Daniel:

Mein Derbywochenende:
Samstag - Rock gegen GE:
Einfach gut, den Derbyvorabend mit Leidensgenossen zu verbringen. Das war eigentlich nie anders, nur war es bisher immer in Kneipen bei nem Bier oder am Stadion beim Wache halten, weil unser Verein dafür zu doof ist. Genial dann wie Pommes Schwarz Gelb die Farm rockte. Das Auftreten der Jungs wird sicherer und die Lieder sitzen nun auch fast bei jedem im Publikum, einfach gut. Völlig verschwitzt dann ein paar Liedern der Broilers gelauscht und auf Bums gewartet.
Da standen nun die Jungs, nach (ich glaube 1992) das erste Mal wieder auf der Bühne. Das erste Lied kannte fast niemand, hörte sich aber trotzdem gut an. Das erste BVB Lied folgte prompt und die KaktusFarm explodierte förmlich. Einfach weltklasse, wie der komplette Saal nach Links und Rechts schwappte und die Lieder mitgröhlte. Mir bleibt nur zu sagen, kommt wieder Jungs, ich freu mich auf das nächste Konzert.
Nachdem Konzert mit 4 Kilo weniger auf den Weg nach Hause gemacht. Im Auto dann noch zu meinem besten Freund gesagt, dass das Wochenende perfekt wäre, wäre es jetzt zuende.
Die Nacht verlief wie jede Derbynacht, nervös nicht wirklich eingeschlafen und wieder vor dem Wecker aufgestanden. Um 09 Uhr los zum FanProjekt, schnell was gefrühstückt, und ab 11 Uhr am Friedensplatz gewartet. Dieser füllte sich auch recht zügig, sodass man mit der Marschmasse mehr als zufrieden sein konnte. Das war`s aber auch schon, denn der Marsch war ein einziger Reinfall. Abgetretene Autospiegel und die neue Ballermann-Hits werfen kein gutes Licht auf die Dortmunder Fans. Wer lieber "Du hast die Haare schön" als "Tod und Hass dem S04" singt, sollte seine Einstellung zu einem Derby noch Mal überdenken. Von den Autospiegeln will ich gar nicht sprechen, denn das geht mal gar nicht. Zivil Courage beweist aber auch keiner und von uns (liefen ganz vorne) hat das niemand mitbekommen. Es kann aber auch nicht sein, dass wir für alles Ordner stellen müssen oder die Aufpasser sein sollen. Etwas Hirn zwischen den Ohren würde manchen schon reichen. Zu guter Letzt waren dann noch die Youtube Handy-Kamera Typen. Alles, aber wirklich alles muss mit der Kamera aufgenommen werden. Lieber Filmen statt singen, obwohl man doch immer auf entsprechende Seiten hochwertige Fotos und Videos findet. In der großen Pause seid ihr dann die Helden mit nem verwackeltem Handyvideo... meine Güte!
Am Stadion dann angekommen schnell ab in den Block und die Stimme gequält...vergebens! Der Kreis der Ballermannhits schließt sich dann im Stadion wieder. Nobert Dickel in Topform mit "ein Stern" anstatt mal ordentlicher BVB Musik, aber auch das wird sich wahrscheinlich nie ändern...
Nachdem Spiel haben wir noch Kuranyi getroffen, der auf Sticheleien äußerst unentspannt reagiert und uns in gewohnt speichelreicher Sprache Schläge androhte. Ein Profi durch und durch!

Saric:

BVB und 2:3 und VIP
Na ja, ob ich jetzt der gute Fan bin oder nicht, ist mir eigentlich egal, auswärts bin ich im Käfig dabei, im Westfalenstadion habe ich VIP-Karten.
Nach dem Spiel, beim 19. Bier, hat uns der "Trainer" bei der Pressekonferenz via TV kurz erklärt, dass der Schiri schuld an der Niederlage sei - OK, kein Thema, aber dann fing es an: "S04, S04," usw. ...
Alle können gerne über die Dortmunder in VIP-Räumen meckern, ich habe seit 10 Jahren Karten da, aber diese Antwort habe ich nicht erwartet aber trotzdem angestimmt: Ein Leben lang, keine Schale in der Hand... .
Alle, wirklich alle, haben das aus tiefster Überzeugung gesungen. Die Schalker waren ruhig und ich glücklich.

Stanislav:

Buenos Aires: Aus dem Leben einer einsamen Borussen Seele.
Derby gegen Skorbut 04. Am Borsigplatz geboren, aber nicht vor Ort.
Ich friste seit August des letzten Jahres ein Fandasein im Exil. Manchmal nach schlechten Spielen der unsrigen Borussia, tröstete ich mich schon mal mit Stadienbesuchen bei Boca oder River. Oder auch mal mit River gegen Boca. Doch all dies sind nur noch blasse Plagiate, wenn in der westfälischen Heimat ein neues Revier Epos in die Geschichtsbücher kommen will. Mit etwas Wehmut dachte ich an meinen damaligen Platz im Stadion, die damaligen blauen Utopisten, wie sie damals hinter mir in den Reihen schluchzten und Ihre absurden Träume begruben.
Bei einem Wettanbieter bekam ich die ersten Live Bilder aus dem
Westfalenstadion auf meinen Schirm, doch die Freude darüber sollte schnell
verfliegen. Ein mieser Kommentator, zudem waren die Bilder im Zeitraffermodus. Irgendwann kein Bild mehr, nur der schrille Ton einer Pfeife gab mir zu verstehen, dass das Pack getroffen hatte. Grausam und widerlich. Der Kommentator war so schlecht und als er dann meinte, dass jetzt Sebastian Frei mitspielt, musste ich Konsequenzen ziehen. Der Wechsel zum Netradio war reine Formsache. Aber leider kam die Verbindung auch hier nicht richtig zu Stande. Ohne Ton und ohne Bild saß ich nun hilflos und verloren in meiner Wohnung.
Doch plötzlich setzte der Ton ein, ein Brüllen, Jubel. Es stand 1:1. Dankbar lernte ich eine neue Wertschätzung über Nobbys Gesellschaft kennen und verfolgte das Spiel.
Das Spiel nervenaufreibend wie eh und je. Die Innenverteidigung, Gagelmanns
Frechheiten und letztendlich der Spielausgang haben mich wieder altern lassen und das Borussenherz bluten lassen.
Doch was soll man tun? Es ist wie es ist. Borussia Dortmund wird niemals
untergehen und der Ruhrpott bleibt schwatz gelb. Verdammt.

Spieltagsblg - 12.02.2008

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