Heilsame Niederlagen
Der BVB ist mitten in der Vorbereitung für die kommende Saison. Testspiele alle paar Tage, Trainingslager, Turnierchen hier und da. Mit eher durchwachsenen Ergebnissen. Und Trainer Jürgen Klopp sammelt Erkenntnisse. Besser könnte die Vorbereitung nicht laufen.
Wir erinnern uns: Vor einem Jahr titelten die Sportgazetten Phantastereien vom Meisterschaftsfavoriten BVB. Bei der offiziellen Saisoneröffnungsfeier fertigten die Schwatzgelben den CL-Teilnehmer AS Rom mal eben locker mit 4:0 ab. Es lief wie aus einem Guss. Und alle dachten: Die Sportgazetten haben recht. Wir sind gut. Wir sind sogar sehr gut. Aber schon nach 45 Minuten der letzten Saison lagen wir alle auf dem harten Steinboden der Realität, mit vielen Schürfwunden an Knien und Ellenbogen. Ziemlich schnell war klar: Wir sind doch nicht so gut.
Dass wir uns jetzt wieder die Augen mit Erfolgsklebe zukleistern lassen, die Gefahr besteht diesmal nicht. Die Turnierspielchen waren nett, aber eben nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der Halleluja-Cup war Sommerfußball pur, bei dem der BVB mit einem breiten Lächeln guter Letzter wurde. Und mit Jürgen Klopp haben wir einen Trainer, der Testspiele für das nutzt, wofür sie da sind: Um zu testen. Nicht, um auf Klopp sammelte bereits wichtige ErkenntnisseTeufel komm raus auf Sieg zu spielen.
Mit Bayern München und Juventus Turin hatten wir nun diese Woche die so genannten „ernstzunehmenden Tests“. Bei Bayern ging es um einen künstlich erzeugten Sponsorenpokal, den wir aber gerne mitnehmen. Und Juve sei laut Medien „ein Gegner, der voll im Saft steht, weil er am 12. oder 13. August in der Champions League-Qualifikation ran muss“. In Anbetracht des DFB-Pokals und des 1. Bundesligaspieltags fragten sich die Zuschauer, warum der BVB am 27. Juli nicht auch schon voll im Saft stehen müsste. Diese Erklärung blieben die Reporter aber schuldig.
Beide Testspiele liefen optimal. Gegen Bayern München holte sich der BVB Selbstvertrauen. Und den Nachweis, dass die zusammen 38-jährige Innenverteidigung auf gutem Niveau spielen kann. Gegen Juve haben wir vor Augen geführt bekommen, dass für Phatastereien diese Saison kein Bedarf besteht. Und dass die Experimente, die Klopp wagte, in Zukunft besser nicht wieder umgesetzt werden. Felipe Santana ist offensichtlich kein Außenverteidiger und Giovanni Federico nicht unbedingt Stürmer. Wichtige Erkenntnisse.
Absoluter Gewinner - Tamas HajnalNun steht noch ein Turnier in Rotterdam an. Mit Spielen gegen Feyenoord und Tottenham Hotspurs. Auch nicht die schlechtesten Adressen im europäischen Fußball. Wir werden sehen, was Jürgen Klopp diesmal austestet oder ob er seine Stammelf schon im Kopf hat und zum Ende der Testphase spielen lässt. Wie die Spiele ausgehen, das ist egal. Auch wenn Klopp meinte, dass er sich gegen Juve „ein Ergebnis, bei dem man ein besseres Gefühl haben kann“ wünschte. Daran sieht man, dass der Trainer die recht komplexe Dortmunder Welt doch noch nicht so gut kennt. Denn so richtig rund lief es immer dann, wenn es eigentlich gar nicht lief. Ein gutes Gefühl führte nur zu Schläfrigkeit und Non-Chalance. Siehe Saisonstart vor einem Jahr.
DvB, 30.07.2008