April, April: Das Olympiastadion muss saniert werden
Über die Jahre hinweg hat sich das Berliner Olympiastadion als Austragungsort für das Endspiel im DFB-Pokal eine eigene Tradition erworben. Auch in diesem Jahr bereiten sich wieder etliche tausend Fans, vornehmlich in schwarzgelb und rotweiß gekleidet, auf das "deutsche Wembley" vor. Deshalb schlug die Nachricht, die heute Nacht eifrig über alle Ticker ging, ein wie eine Bombe. Ein Großteil der bereits erfolgten Ticketreservierungen sind nichtig. Grund dafür ein aktueller Sicherheitsbericht des DFB.
Bei einer routinemäßigen Überprüfung des Olympiastadions wurden im Bereich der "Mixed-Zone", die sich direkt unter der Haupttribüne befindet, Risse im Mauerwerk festgestellt. Sofort wurde ein Team aus Statikern und Architekten zur Überprüfung der Schäden herbeigerufen, das ein drastisches Urteil fällte:
"Bei den aufgetretenen Rissen handelt es sich nicht um nur oberflächliche Schäden. Die Bausubstanz ist bis tief ins Gemäuer angegriffen. Die Schäden sind derart gravierend, dass eine gefahrlose Benutzung der Tribünen unter Vollbelastung, wie sie beispielsweise beim Endspiel gegeben wäre, nicht garantiert werden kann."
Der DFB sperrte darauf sofort die Spielstätte für die folgenden Bundesligaheimspiele der Berliner Hertha, ebenso wie für das Endspiel um den DFB-Pokal am 19.April. Ein Beschluss, der sowohl den DFB, als auch die Fans in arge Bedrängnis bringt.
Berliner Notlösung
Im Vorstand des Hertha BSC ist man guter Dinge, dass man mit der Betreibergesellschaft des Leipziger Zentralstadions eine schnelle Einigung über eine übergangsweise Nutzung als Ersatzaustragungsort erzielen kann. Zwar liegt das Leipziger WM-Stadion gut 150 km von der Hauptstadt entfernt, aber man werde den Berliner Fans kostenlose Sonderzüge "in ausreichender Zahl" zur Verfügung stellen, um auch weiterhin die Möglichkeit zum Besuchen der Heimspiele zu geben.
Schwierigkeiten bei der Suche nach einem neuen Austragungsort
Für den DFB bringt das Gutachten jedoch weitaus größere Folgen mit sich. Von der Kapazität her, wären die Stadien in Dortmund und München erste Wahl als Ersatz für Berlin. Da sich jedoch der BVB und der FC Bayern München für das Finale qualifiziert haben, scheiden beide Spielorte aus Gründen der Neutralität aus. Ein "Heimspiel" mag man keinem der beiden Vereine zugestehen. Auch der dritte Favorit, die Arena in Gelsenkirchen, scheidet nach Intervention der Polizei aus Sicherheitsgründen aus.
"Wir wissen um die große Rivalität der beiden Ruhrgebietvereine. Bei 20.000 Fans des BVB, die in der Stadt ihres größten Widersachers einen Pokalsieg feiern wollen, können wir keinen sicheren Ablauf des Spieles garantieren. Neben den beiden Fanlagern der Finalisten, wäre in diesem Falle mit Sicherheit mit etlichen Anhängern des FC Schalke zu rechnen."
Neue Ticketvergabe notwendig
So fiel schnell die Wahl auf Hamburg, ebenfalls Austragungsort der WM 2006. In der Hansestadt konnte damals schon ein reibungsloser und störungsfreier Ablauf von Spielen mit großer Zuschauermenge bewältigt werden, so dass es weder von Seiten des DFB, noch der Polizei Einwände gibt. Für die Fans hat diese zwangsläufige Wahl jedoch einen bitteren Beigeschmack:
Das ehemalige Volksparkstadion hat mit einer Kapazität von 55.000 Plätzen ein um 15.000 Plätze geringeres Fassungsvermögen als das Olympiastadion. Der DFB ist nun gezwungen, diese Plätze einzusparen. Da die Kartenverteilung für den freien Verkauf schon längst abgeschlossen ist, musste man sich dazu durchringen, diese Plätze zu gleichen Teilen aus den Kontingenten der Finalteilnehmer zu streichen.
"So leid es uns tut, aber uns bleibt keine andere Möglichkeit. Jedes andere Stadion hätte weitere Kürzungen der Kontingente zu Folge gehabt, eine Annullierung der bereits zugesagten Reservierungen aus den freien Kontingenten, ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Wir bedauern diese Notwendigkeit sehr und wissen, wie sehr das die Fans des FC Bayern und der Dortmunder Borussia schmerzen wird."
Als Konsequenz daraus erklärten beide Vereine sämtliche, bereits zugesagten Ticketwünsche für nichtig. Aus Gründen der Fairness könne man nicht einfach 7.500 Fans auswählen und ihnen die Karten wieder wegnehmen. Fieberhaft wird deshalb an einem neuen Verlosungsdurchgang gearbeitet. Näheres dazu soll noch heute auf den Homepages der Vereine erläutert werden.
Sascha, 31.03.2008