Das volle Programm
Am Freitag haben Ligapräsident Reinhard Rauball und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert die neuen Anstoßzeiten für die Spiele der Ersten und Zweiten Bundesliga vorgestellt, auf deren Grundlage sich Interessenten für die Übertragungsrechte bewerben können. Bewerbungsschluss für die insgesamt 37 Pakete, die Laufzeiten von drei bis vier Jahren vorsehen, ist der 21. November 2008, gültig ist das neue Spielplanmodell mit Beginn der kommenden Saison. Während es für die Bundesligisten und ihre Fans durchaus hätte schlimmer kommen können, sind die Spielansetzungen aus Sicht der Zweiten Liga ein echter Griff ins Klo.
Hätte schlimmer kommen können? Für die Bundesliga lässt sich das tatsächlich konstatieren, denn die wesentliche Struktur des Spieltags bleibt erhalten und manch eine Neuerung ist speziell für die reisenden Fans sogar von Vorteil. Hauptspieltag bleibt der Samstag mit weiterhin sechs Partien, zudem finden wie gehabt zwei Spiele am Sonntag und ein Spiel am Freitag statt. Was sich jedoch ändert, sind die Anstoßzeiten; statt wie bisher drei Spieltermine wird es in Zukunft fünf Uhrzeiten geben, an denen Partien der Bundesliga angepfiffen werden. Die Details: Freitags ändert sich nichts, es bleibt beim Anstoß um 20:30 Uhr. Samstags werden fünf Spiele zur gewohnten Zeit um 15:30 Uhr beginnen, ein sechstes Spiel findet zudem um 18:30 Uhr statt. Sonntags findet eine Partie um 15:30 Uhr statt, ein zweites Spiel wird im Anschluss um 17:30 Uhr angepfiffen. Ausnahmeregelungen sind für Wochenenden nach Länder- oder Europapokalspielen vorgesehen; in diesen Fällen kann bis zu sechsmal das Freitagsspiel auf den Samstag verschoben werden (nach Länderspielen), zudem sind maximal fünfmal drei Sonntagsspiele möglich (nach Europapokalspielen).
Damit gibt es erstmals seit der Saison 2000/01, als das Top-Spiel des Spieltags samstags um 20:15 Uhr stattfand, wieder ein Samstagsspiel am frühen Abend. Aus Sicht der DFL wurden so wohl gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wie geplant lässt sich wieder ein Spitzenspiel am Samstag exklusiv vermarkten, andererseits werden durch die überraschend frühe Anstoßzeit zwei Probleme aus dem Weg geräumt. Man vermeidet die Konkurrenz zu Gottschalk und Raab, die in der Saison 2000/01 zu deutlich geringeren Einschaltquoten als veranschlagt führte, und verzichtet auf Bundesliga zur Prime Time. Gleichzeitig wird die Kartellamtentscheidung zur zeitnahen Übertragung der Bundesligaspiele vom Nachmittag im Free-TV in einen zahnlosen Tiger verwandelt, denn welcher Sender möchte wirklich zu Höchstpreisen die Übertragungsrechte für fünf Spiele der Bundesliga um 18:30 ersteigern, um dann gegen das zeitgleich stattfindene Revierderby ansenden zu dürfen? Auch die neuen Ansetzungen am Sonntag folgen einem ähnlichen Muster: Statt zwei Partien zur selben Zeit beginnen zu lassen, werden die Spiele zeitversetzt ausgetragen. Selbst für Auswärtsfans ist das alles noch halbwegs verschmerzbar; ein Spiel samstags um 18:30 Uhr zu besuchen ist in den meisten Fällen noch erträglich, zudem verspricht das Sonntagsspiel um 15:30 Uhr etwas angenehmere An- und Abreisezeiten als bei zwei Spielen um 17:00 Uhr.
Leidtragende dieser Entscheidung sind die Vereine der Zweiten Bundesliga und insbesondere ihre Anhänger, für die sich tatsächlich einiges ändert und die sich insbesondere auf noch unfreundlichere Anstoßzeiten als aktuell schon einstellen dürfen. Nicht nur bleiben die ungeliebten Freitagsspiele um 18 Uhr und das berüchtigte Montagabendspiel um 20:15 Uhr erhalten, auch die übrigen fünf Partien werden nicht mehr sonntags um 14 Uhr stattfinden, sondern samstags um 13 Uhr (zwei Spiele) und sonntags um 13:30 Uhr (drei Spiele). Die Stoßrichtung ist hier also auch dieselbe: An die Stelle von drei festen Spielterminen treten nun vier, zudem wurde peinlichst genau darauf geachtet, dass sich die Spiele beider Bundesligen nicht überschneiden.
Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Entscheidung wirtschaftlich tatsächlich auszahlt. Bereits heute dürfte die Anzahl der Fußballjunkies, die sich sechs mal neunzig Minuten Bundesligafußball am Wochenende reinziehen, deutlich unter den Schätzungen und Wünschen der DFL befinden, so dass die nun beschlossene Aufblähung auf insgesamt neun verschiedene Spieltermine wohl kaum zu einer spürbaren Steigerung der Fernseheinnahmen führen wird. Spannung verspricht zudem neben der Höhe des Erlöses für die TV-Rechte die Frage, wie sich die Verwertung im Free-TV konkret gestalten wird. Bisher steht fest, dass es gemäß der Kartellamtsentscheidung eine Zusammenfassung der Samstagsspiele vom frühen Nachmittag und des Freitagsspiels am Samstag um 18:30 geben wird, zudem dürfte die Zweitverwertung im Aktuellen Sport-Studio unangetastet bleiben. Für den Sonntag sehen die Pläne der DFL zwei Varianten vor: Einerseits eine ausführliche Berichterstattung der Spiele der beiden Bundesligen, die sich ungefähr im Rahmen der momentanen Übertragungszeiten im DSF bewegt, andererseits eine Kurzzusammenfassung aller Partien bereits zwischen 19:30 Uhr und 20:15 Uhr.
Es bleibt zu hoffen, dass die DFL die neue Flexibilität im Spielplanmodell dazu nutzt, um frühzeitig die Ansetzungen der Spiele beider Ligen bekannt zu geben. Bereits in dieser Saison war es nicht einzusehen, warum die Spielpläne für die Zweite Bundesliga nicht spätestens mit Ansetzung der zweiten Pokalrunde veröffentlicht wurden, im Fall der Bundesliga hatten die Verantwortlichen allerdings das Argument auf der Seite, dass sechs Bundesligisten im UEFA-Pokal aktiv waren. Dies wird sich zur neuen Saison sicher ändern; nicht nur ist es unwahrscheinlich, dass wie Hertha BSC in dieser Saison ein Verein den Umweg über die Fair-Play-Wertung schafft, zudem wird der UI-Cup ersatzlos gestrichen. Zu rechnen ist also allenfalls mit vier Mannschaften im UEFA-Pokal, die bei einer geschickten Gestaltung des Spielplans leicht auf drei Sonntagsspiele aufgeteilt werden können.