Farbenfrohe Nordtribüne
Ein mittlerweile völlig ungewohntes Bild bot der Gästebereich am letzten Samstag gegen die Münchener Bayern. Wo in den letzten Jahren maximal Schals (eigene und leider auch fremde) und ein paar kleinere Fähnchen für Farbtupfer sorgten, konnten sich die Fans des FCB als Erste wieder von der optisch eindrucksvollen Seite präsentieren.
Grund hierfür ist eine wohl ziemlich radikale Änderung seitens des BVB, die in der letzten Wochen verkündet wurde: Jedem Gästefan ist von nun an das Mitnehmen von Fahnen, Doppelhaltern und Trommeln erlaubt.
Bisher dürften sich Auswärtsspiele in Dortmund beim Gästeanhang nicht gerade großer Beliebtheit erfreut haben, die ziemlich rigiden Verbotsrichtlinien für Fanmaterial waren ein deutlicher Kritikpunkt. Aber nicht zuletzt dank des Einsatzes der Fanbetreuung konnte hier eine Änderung erwirkt werden. Von den Bayern wurde diese Chance auch sofort ergriffen und man zauberte, wenn man auch akkustisch ziemlich blass blieb, mit einer größeren Menge Leihfähnchen ein optisch sehr ansprechendes Bild in den Gästeblock. Gut, die Farbwahl konnte in Puncto Ästhetik und Liebreiz natürlich nicht einmal ansatzweise mit schwatzgelb mithalten, aber so zog wieder ein Stück mehr Fußballatmosphäre ins Stadion zurück. Ein absolut begrüßenswerter Schritt, der hoffentlich in der Liga viele Nachahmer findet.
Es wurde Zeit, dass endlich der Kreislauf des „wenn man uns was verbietet, verbieten wir es auch den anderen“ durchbrochen wurde. Schritt für Schritt wurde in der Vergangenheit ligaweit immer mehr verboten, die Gästebereiche immer trister gestaltet. An Schwenker war kaum zu denken, die mengenmäßig begrenzte Mitnahme von Doppelhaltern durfte schon fast als Akt der Gnade gefeiert werden (auch wenn man Ausnahmen wie Bremen oder Stuttgart nicht verschweigen sollte). Eine traurige Entwicklung, da eine echte Fußballatmosphäre nun einmal von Heim- als auch Gästefans lebt. Es ist schön, dass der BVB, zumindest in der ersten Liga, da jetzt eine Vorreiterrolle einnimmt und den Trend durchbricht. Letztendlich sollte es auch uns Borussen zugute kommen. Einerseits durch ein optisch tolles Bild, das unser Stadion mit noch mehr Leben erfüllt, andererseits macht es anderen Vereinen viel schwieriger uns Freiheiten zu verwehren, die wir ihren Anhängern gewährt haben. Ein absolut richtiger Schritt in die richtige Richtung.
Zudem bietet diese Regelung Fans die Möglichkeit zu zeigen, dass man mit Freiräumen umgehen kann. Das machte auch der Dortmunder Organisationsleiter Dr. Christian Hockenjos klar:
„Allerdings setzen wir auch hier auf den Effekt, dass sich diese Vereinfachung für alle Beteiligten lohnt und in der jeweiligen Gästefangruppe für Selbstregulierung sorgt, das heißt, die Gästefans übernehmen von nun an Verantwortung für das eigene Handeln"
Im Klartext heißt das mehr Eigenverantwortung für Fans und ein stärkeres Vertrauen in die Selbstreinigungskräfte einer Fanszene. Die Freiheiten sind da, es obliegt den Fans dafür zu sorgen, dass sie nicht missbraucht werden. Eine immer wieder gestellte Forderung seitens der Anhänger, die dann auch in der Verantwortung stehen, den Worten Taten folgen zu lassen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich dieses Projekt entwickelt.