Null Tore für ein Halleluja
Wenn wir am Ende der neuen Bundesliga-Saison als Vierter abschließen sollten, dann werden alle mehr als zufrieden sein. Den ersten 4. Platz hat der BVB nun eingefahren. Beim Halleluja-Cup in Wattenscheid. Problem: Es haben nur vier Mannschaften teilgenommen. Und davon war der BVB der einzige Bundesligist.
Vielleicht haben wir den allgemeinen Hype um Jürgen Klopp etwas überschätzt. Nach dem Spiel gegen Rot Weiß Essen - verloren im Elfmeterschießen nach sehr mäßiger Leistung und einem 0:0 nach zwei 25 Minuten-Halbzeiten - fragte ein Fotojournalist im Presseraum des Wattenscheider Lohrheidestadions, wie denn der Klopp mit Vornamen heiße. Die Dortmunder Journalisten schauten sofort auf und guckten sich halb fragend, halb schmunzelnd an. „Jürgen", antwortete jemand. Wie denn Klopp geschrieben werde, war die nächste Frage. „K, L. O, P, P!" Wir lernen daraus, dass sich der Bekanntheitsgrad unseres Trainers doch in engeren Grenzen hält, als wir alle gedacht haben. Wahrscheinlich ist er außer in Dortmund und Mainz nur beim ZDF bekannt. Was kein Nachteil sein muss.
Unter Jürgen Klopp geht der BVB ein Vorbereitungsturnier endlich so an, wie es sich gehört: Da wird experimentiert und vor allem kein Pulver unnötig verschossen. Etwas Geplänkel auf dem grünen Rasen, ein 0:0 gegen RW Essen, was auf dem Papier natürlich schlecht aussieht. Aber auch der zweite Profiverein machte es nicht besser. Zweitligist MSV Duisburg verlor, ebenfalls im Elfmeterschießen, gegen Wattenscheid 09.
Also ging es für Borussia Dortmund im Spiel um Platz 3 gegen den MSV. Halleluja. Eine Ansetzung, die wohl jeder eher als Finale erwartete. Egal. Jürgen Klopp ließ wieder Tamas Hajnal und Giovanni Federico zusammen spielen. Dazu noch Bajram Sadrijaj und Diego Klimowicz im Sturm. Beide ackerten viel. Vor allem der Neuzugang aus Thannhausen warf sich in jeden Zweikampf. Dabei wirkt er allerdings oft wie ein D-Jugendlicher, dem ein A-Jugendlicher den Ball vor der Nase hält, ohne ihm dabei die Chance zu geben, die Kugel zu erwischen. Dribbeln kann Sadrijaj. Er übertreibt es aber oft, und will mit dem Kopf durch die Wand. Trotzdem hatte er die dickste Chance gegen den MSV. Sein Schuss wurde allerdings von einem Duisburger noch an die Latte abgefälscht.
Die anderen Chancen hatte Giovanni Federico, aufgelegt von Tamas Hajnal. Präsentierte sich da ein neues Traumduo? Auffällig ist, dass die beiden auch außerhalb des Platzes die Nähe suchen. Beim Elfmeterschießen gegen Duisburg setzte sich Federico direkt neben Hajnal und beide fingen an zu plaudern. Das wirkte nicht gestellt für Journalisten. Vielleicht verbindet die beiden mehr als nur KSC und BVB.
Jürgen Klopp fand während des Turniers die richtige Mixtur aus Engagement und Spaß. Er saß auf der Bank, rief seinen Spielern Tipps zu, ermahnte sie, wenn sie den besser postierten übersahen. Er konnte aber auch mit seinem Co-Trainer oder Michael Zorc lachen. Während des Spiels. Er bewies: Hier wird gestestet, das Ergebnis ist nicht so wichtig.
Klar hätten die mitgereisten BVB-Fans aber auch gerne ein Tor gesehen. Enttäuschend war es schon, dass niemand traf. Aber genauso wenig hat der BVB während des gesamten Turniers ein Gegentor hinnehmen müssen. Die Abwehr stand, egal ob Felipe Santana, Neven Subotic, Dede oder Antonio Rukavina hinten spielte. Auffällig ist immer mehr Mats Hummels. Der 19-Jährige steht mit ziemlich breiter Brust auf dem Platz. Und wirkt sehr abgeklärt. Da ist sich einer sicher, dass er einen Stammplatz hat. In der zweiten Halbzeit gegen MSV ersetzte er zudem Sebastian Kehl auf der Sechser-Position.
Wegen der fußballerischen Langeweile ließen sich die BVB-Fans in unnütze Scharmützel mit den RWE-Fans verwickeln. Die Freundschaft zwischen beiden Fangruppen wurde auf eine harte Probe gestellt. Wie in allen anderen Stadien wurden wir als Nachkommen von Prostituierten beschimpft oder andere Schmähgesänge wurden in unsere Richtung aufgelegt.
Als dann die DFB-Pokalauslosung bekannt gegeben wurde, bekam das ganze eine neue Qualität. Nun hieß es auf der einen Seite, dass der Weg nach Berlin über Dortmund führe, auf der anderen möchte man in dieselbe Richtung über Essen fahren. Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass diese Saison beide die Hauptstadt nicht erreichen werden.
Bemerkenswert ist, dass wir zwei Elfmeterschießen verloren haben. Aber auch das ist gut so. Denn so ein Elferpöhlen möchte ich im DFB-Pokal gewinnen, oder im UEFA-Cup. Nicht beim Halleluja-Cup. Auch die BVB-Kicker sahen das offensichtlich so. Nur Marc-Andre Kruska strengte sich wirklich am Punkt an. Am non-chalantesten ging Daniel Gordon an seinen Elfmeter. Einen Schritt Anlauf, dann ein Kullerball in die Arme von Tom Starke. Das Gegenteil davon praktizierte Tamas Hajnal. Er nahm etwa von der Mittellinie aus Anlauf. Und jeder wusste was passieren wird. Richtig: Der Ball flog bis ins Clubheim von Wattenscheid 09. Auch Neven Subotic und Diego Klimowicz verschossen. So gewinnt man kein Shootout. Es lag einzig und allein an den Duisburgern, die mit ebenfalls reihenweise verschossenen Elfern das Ding spannend hielten.
Was bleibt? Nicht viel. Eine erste Standortbestimmung war es sicherlich nicht. Ich muss noch einmal Prophet spielen: Im DFB-Pokal bei RW Essen tritt unser BVB sicher ganz anders auf. Und Sonntag Nachmittag wäre es weitaus unterhaltsamer gewesen, einfach nur Bud Spencer und Terrence Hill in „Vier Fäuste für ein Halleluja“ zu sehen.
DvB, 07.07.2008