Essen, äh, BVB gegen Wuppertal 1:1
Durch das gleichzeitige Spiel der Profis in Bremen und der abgesagten Partie Essens in Emden konnte man bei Betrachtung der Ränge schnell zum fälschlichen Schluss kommen, dass heute RW Essen gegen Wuppertaler SV ihr Spiel im Westfalenstadion ausgetragen hätten. Dem war natürlich nicht so, sondern die wenigen BVB-Fans wurden von den Rot-Weißen unterstützt und sahen letztlich ein gerechtes 1:1 in einem von der Taktik geprägten Match.
Der BVB startete mit zwei Remis nur durchschnittlich in die Rest-Rückrunde, während die Bergischen sogar mit 0:4 ihre letzte Partie zu Hause gegen RW Ahlen verloren und somit einen starken Dämpfer im Hinlick auf ihre Aufstiegsambitionen erlitten. Die weiterhin sicher im Tableau platzierten Borussen mussten auf den gesperrten Hille und den grippekranken Senesie verzichten, während Eggert nach abgesessener Gelbsperre wieder mitmachen durfte. Ansonsten gab es keine Überraschungen. Wuppertal mit zwei alten Bekannten: Während Top-Stürmer Mahir Saglik von Beginn an agieren durfte, saß Keeper Sascha Samulewicz auf der Bank. Die Wuppertaler wechselten in der Winterpause überraschend ihren Trainer. So ersetzte Wolfgang Frank den angeblich undisziplinierten (!) Wolfgang Jerat.
Trotz nur wenigen Kilometern Entfernung war der Gästeblock nur spärlich gefüllt, was an einige Spötteleien im Zuge des WSV-Pokalspiels gegen Bayern erinnerte ("Viele Wuppertaler mussten für dieses Spiel auf Schlacke zum ersten Mail in ihrem Leben aus Wuppertal raus!"). Auf Seiten der "Dortmunder" Tribüne hauptsächliche rot-weiße Schals, die auch ohne Hemmungen Lieder wie "Allez Borussia" und "Dortmund und der RWE" anstimmten. Bahnt sich da etwa eine Auffrischung der verschütt gegangenen Fanfreundschaft an? Der Wuppertaler Support war im übrigen aber solide, auch farblich durch Zaunfahnen und Schwenkfahnen abgerundet. Die gezündeten Rauchbomben in beiden Blöcken waren überflüssig und nervig. Der noch angeschlagene Florian Kringe guckte sich bis zum Anpfiff der Profis übrigens auch die Zweitvertretung an.
Das Spiel war etwas für echte Feinschmecker mit dem Fetisch "System und Taktik." Auch wenn Wuppertal schon nach zwei Minuten durch Ex-Trainersohn Jerat eine gute Möglichkeit knapp vergaben, sollte es in der Folgezeit hauptsächlich Mitteldfeldgeplänkel geben, ohne dass ein Team richtig zweingend agierte. Umso bedauerlicher, dass Jerats Befreiungsschlag über den schlecht postierten Hünemeier direkt bei Saglik landete, der Hünemeier, Njambe und Höttecke austanzen konnte und ohne Mitleid mit seinen alten Kollegen die Führung besorgte. Sein Torjubel war für alle Wuppertaler dann nicht so schön, weil er dabei nämlich die Pfiffe gegen ihn verhöhnte.
Der BVB auch in der Folgezeit nicht mit offensiver Zielstrebigkeit. Mal ein Pass zu weit in die Gasse, sodass Maly keine Probleme hatte ihn aufzunehmen, mal knappes Abseits, mal eine Ungenauigkeit im entscheidenden Moment. Was macht man in solchen Fällen? Man baut auf den Faktor Standards. Nach dem zunächst eine Ricken-Ecke nur unzureichend von Lorenzon geklärt wurde, gab Großkreutz den Ball per Kopf zurück in den Strafraum, wo Njambe in die Mitte auf den blank stehenden Eggert weiterleitete - Ausgleich, 1:1. Knapp vor der Halbzeit schönes Zuspiel von Schmelzer auf Öztekin, der sich im Moment der Entscheidung nicht mit sich einigen konnte, ob Schuss oder Pass in die Mitte besser wäre. Der Ball landete harmlos im Toraus.
Fazit nach 45 Minuten
Nach dem 1:0 hat der WSV mit Fußball aufgehört und der BVB agierte entschlossener und williger. Zwei, drei Mal war der Ball in vorderster Position zwar zu ungenau, sodass letztlich ein Standard für den Ausgleich herhalten musste. Doch das 1:1 zur Pause war durchaus als gerecht zu interpretieren. Für den WSV kam die Pause genau im richtigen Moment, der BVB sollte die alte Trainerweisheit "Einfach so weiterspielen" beherzigen.
Sehr motiviert und heiß kam Wuppertal aus der Kabine, doch das brachte nichts. Das Spiel wurde noch schlechter und statischer - allerdings auf beiden Seiten. In der 47. Minute setzte Bölstler einen Fernschuss ans Außennetz, das wars denn auch schon mit offensiven Aktionen in diesem Spiel für lange Zeit. Acht Minuten später brachte Heißsporn Saglik Aufregung in die Partie, als er nach einem harmosen Foul an einen Kollegen vehement Gelb für den bereits verwarnten Hünemeier forderte. Nach Absprache mit seinem Assistenten jedoch gab er Gelb für Öztekin. Zum Glück für die dank Hünemeier defensiv so starken Borussen.
Erst in der Schlussviertelstunde dann noch einmal ein paar offensive Aktionen, wobei der Ball in der 75. Minute sogar im Tor der Gäste lag, aber Oscislawski stand nach schönem Abspiel von Omerbegovic klar im Abseits, nachdem zuvor Ricken in letzter Sekunde am Torabschluss gehindert wurde. Auf der anderen Seite hätte sich fast Eggert neben seinem Tor noch einen Assist gutschreiben können. Der ehemalige Essener passte anstatt zu Höttecke auf den lauernden Saglik, der zum mitlaufenden Mombongo-Dues abpasste, der dann völlig kläglich aus sechs Metern einen Kullerball neben das Tor setzte. Zum Glück war nicht Saglik derjenige, der hier zum Torabschluss kam... Die größte Tormöglichkeit ereignete sich jedoch in der 88.Minute als Tim Jerat gut vom gerade genannten Mombongo eingesetzt wurde und ganz alleine aufs Tor zulief, aus zehn Metern abzog und Höttecke keine Chance ließ. Glücklicherweise schloss Jerat ohne Zielwasser ab - wobei er wahrscheinlich sogar ins Tor laufen konnte, ohne dass ihn nach seinem Solo noch jemand gestört hätte - und es blieb beim 1:1.
Fazit nach 90 Minuten
Trotz großer WSV-Chance am Ende sahen die 1.680 Gäste insgesamt ein gerechtes und für beide Seiten verdientes Remis, wobei beide Mannschaften damit auch noch einigermaßen gut leben können. Deshalb fehlte gegen Ende des Spiels wohl auch der letzte Wille und es sah eher nach einem Taktik-Brettspiel aus, wo sich keiner mal seiner Position entledigen konnte, durfte oder wollte, um auch mal klare Akzente nach vorne zu setzen.
Das nächste Spiel ist am kommenden Samstag bei den Bremen-Amas, was sich mal ausnahmsweise nicht mit den Profis überschneidet, die ja schon am Freitagabend gegen Berlin antreten müssen. Darauf die Woche geht es ebenfalls gegen eine Zweitvertretung, wenn nämlich Energie Cottbus in der Roten Erde zu Gast ist.
Stimmen zum Spiel
Theo Schneider: Auch dieser Punkt war hart erkämpft. Es war im Grunde unser drittes Auswärtsspiel in Folge, deshalb bin ich auch gar nicht so unzufrieden. Bis zur 30. Minute war das natürlich gar nichts und wir konnten froh sein, dass wir das 1:1 noch machten. Uns fehlt momentan einfach vorne die Durschlagskraft. Wir haben einfach nicht so einen abgezockten Spieler wie Saglik. Defensiv stehen wir gut, im Mittelfeld passt es, nur vorne müssen wir mehr Durchschlagskraft entwickeln. Insgesamt bin ich mit dem Punkt also zufrieden, denn der WSV ist eine Spitzenmannschaft mit großen individuellen Qualitäten.
Wolfgang Frank (Trainer Wuppertaler SV): Nach zwei Niederlagen erwarteten wir hier natürlich ein schweres Spiel und wir mussten uns die Frage stellen, wie wir hier reingehen wollen. Zunächst haben wir ja dominiert, bis es nach dem 1:1 zu einem Bruch kam. Die zweite Halbzeit war dann sehr hektisch, es gab viele Zweikämpfe und Fouls. Es war für uns heute ein kleiner Schritt, aber gleichzeitig auch ein wichtiger nach vorne. Denn die Ordnung auf dem Platz war da und auch ein paar gute spielerische Aktionen habe ich sehen können. Ich bin zuversichtlich.
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-1-3): Höttecke (3) - Hillenbrand (3,5), Njambe (3), Hünemeier (4), Schmelzer (3,5) - Großkreutz (3), Eggert (4) - Ricken (3,5) - Nöthe (5) (71. Tyrala, - ), Omerbegovic (4,5) (88. Buttgereit, - ), Öztekin (4,5) (57. Oscislawski, 4)
Wuppertal (4-1-3-2): Maly - Malura, Lorenzon, Stuckmann, Wiwerink - Bölstler - Neppe (85. Uelker), Rietpietsch (65. Schulp), Jerat - Damm (71. Mombongo-Dues), Saglik
Statistik
Tore: 0:1 Saglik (22., Rechtsschuss, Vorarbeit Jerat), 1:1 Eggert (30., Linksschuss, Njambe)
Zuschauer: 1.680
Schiedsrichter: Rene Hammer (Ranis), Note 3,5. Zu kleinlich, kennt noch nicht die Vorteilsregel.
Chancen: 2:4
Ecken: 2:3
Gelbe Karten: Hünemeier (26., Foulspiel), Njambe (67., Foulspiel) - Bölstler (60., Foulspiel), Malura (76., Foulspiel)