Zweiter.... und nun?! - Das große Winterpausenfazit von schwatzgelb.de
Nur noch 5 Tage und die Leidenszeit ist vorbei, das alljährliche Ärgernis "Winterpause" hat dann endlich ein Ende. Höchste Zeit für uns vom schwatzgelb.de- Redaktionsteam, den bisherigen Saisonverlauf und die einzelnen Mannschaftsteile einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Im heutigen ersten Teil beschäftigen wir uns zunächst einmal mit der Hinrunde, ziehen ein kleines Fazit des bisher erreichten - oder auch nicht erreichten - und werfen einmal einen genaueren Blick auf die schwatzgelben - oder unseretwegen auch "orangenen" - Torhüter:
Beim bloßen Blick auf die Tabelle, kann man sich als Borussenfan eigentlich genüsslich zurücklehnen, die Arme hinter dem Kopf verschränken und selbstzufrieden konstatieren: "Mann, was waren wir geil!"
Prinzipiell ist an dieser (sicherlich etwas oberflächlichen) Feststellung auch nichts zu bemängeln, die bisherige Saison ist in der Tat nahezu vollständig nach den Wünschen der Anhängerschar verlaufen, schaut man einmal auf die Tabelle zum einen und die Auswärtsbilanz im besonderen. Dennoch gibt es auch in dieser Suppe ein paar Haare, die uns Fans das "Geschmackserlebnis BVB" ab und zu ein bisschen verdorben haben.
In den ersten 4 Spielen der Saison präsentierte die Borussia Zauberfußball von einem anderen Stern. Egal ob Nürnberg, Berlin, Wolfsburg oder Rostock - kein Mannschaft stellte für den BVB einen ernsthaften Gegner dar, und so hieß die eindrucksvolle Bilanz nach 360 gespielten Minuten: 12 Punkte, 10:0 Tore - Bundesligarekord!
Dass auf ein Hoch meistens auch ein Tief folgt, gilt aber leider nicht nur in der "Hausse und Baisse"- Welt der Aktien-Wirtschaft, sondern eben leider - und dazu noch mit viel größerer Regelmäßigkeit - für unsere Borussia. Aus diesem Grund - und weil man sich beim BVB zumindest in Sachen DFB-Pokal stets traditionsbewusst zeigt - wurde also folgerichtig die erstbeste Möglichkeit zum Ausscheiden aus diesem Wettbewerb genutzt: Die trostlose Trabantenstadt Wolfsburg bot hierfür genau die richtige Kulisse für ein ebensolches Spiel und um das Elend perfekt zu machen, waren es noch nicht einmal die erste Garde der VfL-Profis, gegen die man sich dickköpfig verweigerte, sondern deren nichtssagende Oberligamannschaft...
So könne man sich wenigstens besser auf Bundesliga und Champions League konzentrieren, war daraufhin kosmetikerhaschend, aus Reihen des Vereins zu hören. Letzteres sollte sich dann jedoch schnell erledigt haben, denn mit gerade einmal einem Punkt aus drei Begegnungen bestanden schon bald lediglich nur noch theoretische Chancen auf ein Weiterkommen in der fetten Königsklasse mit garantierter Gelddrucklizenz. "Drei Spiele, ein Punkt" schrieben sich die Borussen leider auch in der Bundesliga auf ihre Fahnen und so zeigten die Aufeinandertreffen mit den "Big Three" der vergangenen Saison schonungslos die Grenzen der Truppe von Matthias Sammer auf, der eilends zum "Monat der Wahrheit" hochstilisierte September wurde somit ein einziges Fiasko, und böse Erinnerungen an den Absturz der Saison 1999/2000 wurden bei den Fans unweigerlich wachgerüttelt.
Aber auch jetzt sollte sich die "borussiaeigene" Regelmäßigkeit der Folge von Hoch auf Tief bewahrheiten, denn in der Folgezeit ging es in Dortmund mächtig bergauf. Der BVB begann eine fast unheimliche Siegermentalität zu entwickeln und startete mit erschreckend nüchterner und unspektakulärer Spielweise einen Siegeszug durch die deutschen Stadien. Die folgenden Tage und Wochen waren geprägt von einer Effizienz, wie man sie so lediglich nur bei Spitzenmannschaften findet. Auch wenn böse Zungen behaupten, dieses Spiel sei ja überhaupt erst im München der 70´er erfunden worden, nötigt einem dennoch der Blick dieser irgendwo zwischen "Catenaccio" und Rehhagels "kontrollierter Defensive" beheimateten Nüchternheit beim knappen gewinnen Respekt ab! Zwar war dem Team deutlich die Zusatzbelastung durch Champions League und UEFA-Cup anzumerken, doch gelang es den Borussen in dieser Phase - auch und vor allem durch die nachträgliche Verpflichtung des jungen Brasilianers Ewerthon - nahezu jede Chance in ein Tor umzumünzen. Nach anfänglichem Glanz und zwischenzeitlichem Krampf hatte sich in der zweiten Hälfte der Hinrunde also vor allem die Effizienz beim BVB durchgesetzt.
Ebenso unterschiedlich wie der gesamte Hinrundenverlauf präsentierten sich jedoch auch Spieler und einzelne Mannschaftsteile der Borussia. Auch hier Grund genug, doch noch etwas genauer hinzusehen:
Die Torhüter:
Sicherlich die Position, die Matthias Sammer in der bisherigen Saison am wenigsten Kopfzerbrechen bereitet hat. Stamm-Keeper Jens Lehmann zumindest, erscheint in dieser Spielzeit wie ausgewechselt. Keine Spur mehr von den Unsicherheiten und kapitalen Böcken, weswegen die Borussenfans in der letzten Saison häufig in die Verzweiflung getrieben wurden. Stattdessen ist "Tarzan" zu einem sicheren Rückhalt geworden. Die Leistungen in dieser Saison können bisher wohl nahezu fehlerlos als bezeichnet werden und es bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass dieser Mann völlig zurecht mit schöner Regelmäßigkeit in den Kader der Nationalmannschaft berufen wird. Auch außerhalb des grünen Rasens präsentiert sich Lehmann seit geraumer Zeit verändert. Die unschönen Ereignisse in der Saisonvorbereitung und die daraufhin geführten Gespräche zwischen Torwart und "kritischer" Anhängerschaft scheinen sowohl bei Lehmann selbst, als auch bei der Vielzahl dieser hartgesottenen Fans ein Umdenken bewirkt zu haben. Unsere "Nummer 1" präsentiert sich seitdem um einiges lockerer und geht entschieden offener auf die Fans zu, während diese ihm ihrerseits endlich das Gefühl der hundertprozentigen Unterstützung und Sicherheit geben. Auf dieser Basis kann sogar ein vor Jahresfrist kaum für möglich gehaltenes Karriereende des Esseners in der Westfalenmetropole als realistisch betrachtet werden!
Dieses Gefühl kennt sicher auch Phillip Laux, der fast ebenso häufig
wie Lehmann beim Warmlaufen von den Fans allein schon ob seiner liebenswerten
Art gefeiert wird. Dies geschieht sicherlich auch völlig zurecht, denn
wann immer Laux in der laufenden Saison als Ersatz für die etatmäßige
Nummer 1 in die Bresche springen musste, überzeugte er mit exzellenten
Leistungen wie beispielsweise auf dem Gladbacher Bökelberg, wo der knappe
2:1-Sieg vor allem seinen Paraden zu verdanken war.
Matthias Sammer kann sich wahrlich glücklich schätzen, auf ein derart
hochkarätiges Duo zurückgreifen zu können. Einziger Wehrmutstropfen: Der
weitere Verbleib der beiden in Dortmund gilt bisher noch alles andere
als sicher. Während Jens Lehmanns Vertrag am Ende der Saison ausläuft,
ließ Philip Laux durchblicken, dass er den BVB verlassen wolle, wenn er
weiterhin lediglich als Ersatztorwart sein Dasein fristet. Verdenken
kann dem sympathischen Badener dies wohl niemand, denn ein Torwart
seines Formats wäre sicherlich bei zahlreichen anderen
Bundesligavereinen oder sogar auch bei Clubs aus dem Ausland erste Wahl.
Zudem befindet er sich mit 28 Lenzen im besten Torwartalter und kann -
im Rahmen eines Neuaufbaus woanders - sicherlich mit seiner Erfahrung
auch als Führungsfigur dienen!
Letztendlich läuft also alles darauf hinaus, dass einer der beiden Keeper dem BVB den Rücken kehren wird. In der Hinterhand besitzt der BVB mit Alexander Kuschmann und dem aus der Schalker Jugend hervorgegangenen Vertragsamateur Michael Ratajczak für einen solchen Fall jedoch zwei junge Nachwuchsmänner, die sich in der bisherigen Saison als 1a und 1b einen hartes Duell um die Position zwischen den Pfosten der Amateure geliefert haben. Beide haben durchaus ihre förderungsfähigen Qualitäten und könnten langfristig gesehen sicherlich auch für Matthias Sammer von Interesse werden. Aufgrund ihres geringen Alters fehlt es beiden derzeit vor allem noch an der nötigen Erfahrung und einer gewissen Konstanz. Ob einer von beiden bereits zur kommenden Saison zur neuen Nummer 2 avancieren könnte, bleibt abzuwarten. Alexander Kuschmann, der als Elfmetertöter 1998 das A-Jugend-Finale um die deutschen Meisterschaft gegen Bayern München nahezu alleine entschieden hat, hat in dieser - aus heutiger Sicht angestellten Momentaufnahme - zurzeit sicherlich die besseren Karten.
Für die kommenden Spiele der Rückrunde jedoch darf sich Matthias Sammer in jedem Fall über ein Torwart-Angebot freuen, das in dieser Qualität wohl nur von dem des FC Bayern übertroffen wird.
Teil 2 des großen Schwatzgelb.de-Winterpausenrückblicks, in dem wir uns ausführlich mit der Defensivabteilung des BVB und dem Mittelfeld beschäftigen werden, erscheint in Kürze!