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19. Spieltag: TSV 1860 München – Borussia Dortmund

01.02.2001, 00:00 Uhr von:  Mella  
Das Warmlaufen-Logo
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Die Schlagzeilen den TSV 1860 München betreffend, hatten zuletzt selten mit sportlichen Höhenflügen zu tun. Auf die Titelblätter der Gazetten schafften es die „kleinen Bayern“ eher durch die Rücktrittsankündigung und deren Zurücknahme ihres Präsidenten und dem „Wintertheater“ um die vermeintliche Vertragsverlängerung des Löwenbändigers Werner „beinhart“ Lorant.

Spielszene 1860
Spielszene 1860

Im Trainingslager der Löwen in Spanien herrschten laut Neuzugang Torben Hoffmann „optimale Bedingungen“. Die einzigen Wermutstropfen waren der verletzungsbedingte Trainingslager-Abbruch von Erik Mykland, der inzwischen an der Leiste operiert wurde, dem Trainer also bald wieder zur Verfügung steht, und die gesundheitlichen Probleme von Paul Agostino, dem diese Operation wohl am Saisonende ins Haus stehen wird.

Ein weiteres Thema war die Vertragsverlängerung von Thomas Häßler bis 2002. Dass er ein wichtiger Spieler für den Verein ist, stellte er bei den Trainingsspielen unter Beweis, bei denen er alle sechs Tore erzielte. Beim Saisonauftakt gegen den SV Werder Bremen lief es für ihn wiederum nicht so gut. Da es offensichtlich ist, dass bei den 60ern im Spiel nach vorn nicht viel passiert, wenn „Icke“ einen schlechten Tag hat, bemüht sich der Verein wohl um die Verpflichtung von Markus Weissenberger (Arminia Bielefeld). Angeblich soll man schon im letzten Jahr an einer Verpflichtung des Häßler-Nachfolgers interessiert gewesen sein, die Verhandlungen scheiterten aber wohl an der hohen Ablösesumme. Daran wird sich auch jetzt nicht sehr viel geändert haben, denn Weissenberger hat bei Arminia noch einen Vertrag bis 2002. Er soll langsam an seine Aufgabe herangeführt werden, da „Icke“ mit seinen 34 Jahren wohl nicht mehr ewig das Trikot der Löwen tragen wird.

Neben Torben Hoffmann und Vidar Riseth sollte eigentlich auch noch Daniel Amokachi verpflichtet werden. Der 26-jährige Nigerianer spielte zuletzt für Besiktas Istanbul und wäre ablösefrei nach München gewechselt. Der Transfer schien schon gelaufen zu sein, als Werner Lorant aufgrund der Trainingseindrücke in Marbella Abstand von seiner Verpflichtung nahm.

Die Frage, wer das Tor des TSV hüten soll, hat Simon Jentzsch vorerst für sich entschieden, denn im Spiel gegen Bremen war er erste Wahl.

Werner Lorant und sein Präsident
Werner Lorant und sein Präsident

Insgesamt gesehen muss man wohl den Worten von Thomas Häßler glauben, der sagte, dass die Mannschaft aufgrund ihres Potentials in der Tabelle weiter oben stehen sollte. Das Potential zweifelt sicher niemand an, was nützt das aber, wenn es auf dem Platz nicht abgerufen wird? Das Spiel gegen Bremen offenbarte die Schwächen des Teams. Beim 1:0 sahen weder Zelic noch Stranzl besonders gut aus und die allgemeine Konfusion nach dem Rückstand spricht nicht für die Konstanz. Und auch im Sturm sieht es nicht gut aus. Selten war einer der Stürmer anspielbar und waren die Münchner im Ballbesitz konnten sie sich meist nicht durchsetzen. Es gilt also, Ruhe ins Team zu bringen. Ob das den Herren Wildmoser und Lorant mit ihren Eskapaden aber gelingt?

Zwischenzeitlich sah es rein sportlich nicht gut aus für 1860. Die Leistungen auf dem Platz stimmten nicht und „Abstiegsgefahr“ war plötzlich kein Fremdwort mehr. Was Präsident Wildmoser zum Anlaß nahm, seinen Rücktritt zu verkünden. Viele zweifelten die Endgültigkeit dieser Entscheidung an und sahen sich nur eine Woche später in ihrer Annahme bestätigt, als Wildmoser vom Rücktritt zurücktrat. Dem Unterhaltungsgehalt dieser Darbietung wollte wohl auch Werner Lorant in nichts nachstehen. Vermeldete Wildmoser aus dem Trainingslager, die Verlängerung mit Lorant müsse nur noch „ins Reine geschrieben“ werden, liebäugelt der mittlerweile mit einem Arbeitsplatz unter der südlichen Sonne Spaniens.

Der Gedanke, gemeinsam mit dem FC Ba*ern ein gemeinsames, reines Fußballstadion bauen zu wollen, dürfte wohl auch nicht gerade für Ruhe im Umfeld der Löwen sorgen. Denn der einzige Grund für ein gemeinsames Projekt der Erzrivalen (man bedenke allein den Stellenwert, der einem Derby im Allgemeinen zugeschrieben wird!) dürfte wohl die Angst sein, dass München bei den Austragungsorten der WM-Spiele 2006 keine Rolle spielt.

Die Voraussetzungen sind für Matthias Sammer ganz andere als noch vor der Heimpremiere gegen Cottbus, denn gestern hatte er beinahe den kompletten Kader beim Training.

Matthias Sammer beim Training mit Tomas Rosicky
Matthias Sammer beim Training mit Tomas Rosicky

Sunday Oliseh, Otto Addo und Victor Ikpeba sind von ihren Länderspieleinsätzen zurück und bekamen ein Spezialtraining verordnet. Und auch Billy Reina ist wieder dabei, nachdem er seine Magen-Darm-Erkrankung auskuriert hat.

Ob Tomasz Rosicky sein Debüt für die Borussia in München oder erst im Heimspiel gegen Werder Bremen gibt, ist weiterhin offen. Nachdem er wegen einer Mandelentzündung gegen Cottbus nicht auflaufen konnte, absolvierte er gestern seine erste komplette Trainingseinheit. Matthias Sammer will kurzfristig entscheiden, ob der Tscheche mit nach München fliegt oder nicht. Hoffnung macht aber seine Aussage, dass Rosicky sein Debüt geben würde, wenn niemand damit rechnet.

Der andere Neuling hat seinen ersten Auftritt in schwatzgelb schon hinter sich, Jan Derek Sörensen. Mangels Alternativen (Reina krank, Krontiris, Casey und Bugri mit den Amateuren in Babelsberg) wurde er trotz angeschlagenen Zustands ins Rennen geschickt und fügte sich problemlos ins Team ein. Er hat sich durchaus empfohlen. Ob er allerdings gegen 1860 München spielen wird, ist aus verschiedenen Gründen fraglich. Da ist zum einen die Tatsache, dass man ihn nicht überfordern sollte, weil er aufgrund seiner Krankheit nicht die volle Vorbereitung mitgemacht hat, zum anderen sind Billy Reina, Otto Addo und Victor Ikpeba wieder dabei. Nicht zu vergessen ist aber auch, dass der Gegner am Freitagabend TSV 1860 München heißt und die Münchner auf Sörensen wohl nicht besonders gut zu sprechen sind.

Diese Woche geisterte die Meldung, dass Micki Stevic wieder zu seinem alten Arbeitgeber zurückkehren möchte, durch die Presse. Die Aufregung darüber kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn Fakt ist doch, dass er genau das tut. Im Trikot von Borussia Dortmund und mit dem Vorsatz 3 Punkte mit nach Hause zu bringen.

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