Sauerland hält Einzug in die einstmals stolze Bierstadt
“Borussia Dortmund und die Warsteiner Brauerei haben am heutigen Tag eine langfristige Kooperation bekannt gegeben. Mit Beginn der neuen Saison wird die größte deutsche Privatbrauerei Champion-Partner des BVB und weitet somit ihr Engagement im Sportsponsoring auf den Profi-Fußball aus.“
So lapidar wurde es verkündet, aber hinter dieser Mitteilung steckt mehr, viel mehr. Es ist der erste „Stilbruch“ in der Vereinsgeschichte und zeigt, dass die Uhren beim „Wirtschaftsunternehmen BVB“ nun nicht mehr synchron mit heimatlichen Zwängen, sondern längst mit dem schnöden Mammon schlagen. Namen sind lediglich nur noch Schall und Rauch, wenn nur die Kohle stimmt...
Ausgerechnet Warsteiner mag man da seufzen, ausgerechnet diese sauerländische Cramer-Familie, die es zuerst den Bayern hinten rein geworfen und im Anschluß daran unser aller Kaiser „Fränzchen“ Beckenbauer den - was weiß ich wievielten - Sponsorvertrag für ein mal süffisantes „Nippen am Pilsglas“ aufgedrängt hat. Anschließend begann man dann angesichts der geschäftlichen Nutzlosigkeit dieses Paktes mit den „Südlichen“ halsüberkopf ein Engagement in der Formel 1 als Partner des Mercedes McLaren-Teams, dass so groß ja nun auch wieder nicht sein kann, wenn es dem gemeinen Betrachter kaum ins Auge fällt (siehe Bild). Möglicherweise ist der Etat (auf dem Auto bildlich gesehen) auch deshalb so klein, weil man sich zusätzlich in der DTM für die Mercedes-Piloten Klaus Ludwig und Marcel Fässler engagiert.
In der „zunächst“ auf fünf Jahre vereinbarten Partnerschaft (DAB-Actien-Bier gibt´s übrigens im Stadion auch weiterhin!) teilt sich der Branchen-Primus aus Warstein die Zapfhähne mit der DAB. Außerdem beinhaltet der Vertrag vielfältige Werbe- und PR-Maßnahmen rund um den BVB sowie ein weitreichendes Ausschankrecht im Dortmunder Westfalenstadion, dass man sich offenbar „weniger partnerschaftlich“ mit der noch verbliebenen letzten starken Dortmunder Brauerei, der UNION / RITTER teilt, wie man schwatzgelb.de verärgert aus Kreisen der Lütgendortmunder Brauereispitze versicherte.
Und auch der Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing des „neuen Konkurrenten“, Frank Spitzhüttl gab sich naturgemäß keine Blöße, als er bei der Präsentation geradewegs hinausposaunte: „Warsteiner und Borussia Dortmund sind Partner, die in ihren jeweiligen Aktionsbereichen an der Spitze stehen“. „Wir sind davon überzeugt, den richtigen Partner gefunden zu haben.“ Was, hören wir da richtig. Der richtige Partner. Schon wieder. Wie oft denn noch?
Seit Anfang der 90er Jahre engagiert sich der „DSF-Stammtisch-Partner“ Warsteiner bekanntlich vorrangig beim Skispringen. Und ob sie nun Sven Hannawald, Martin Schmidt oder Andreas Wildhölzl heißen – sie alle haben schon das Sauerländer Logo auf dem Leibchen getragen, als sie um Weltcuppunkte gekämpft haben. Und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tennisbund (DTB) und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Turnierveranstalter (ADT) werden gar noch zwei große Tennis-Turniere gesponsert. „In der WARSTEINER CHALLENGER SERIE und im WARSTEINER GRAND PRIX, einer Serie aus über 60 Turnieren, die in den Masters für die Damen und Herren gipfelt, haben sich viele der heute in der Weltrangliste ganz oben angesiedelten Tennisstars ihre ersten Weltranglistenpunkte verdient“, heißt es in der PR-Darstellung reißerisch pressewirksam! Wir lernen: Warsteiner steht offenbar für: „here, there and everywhere!
Warsteiner wittert Chance zum großen Einstieg in Dortmund
„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen Partner und vor allem darauf, das Sponsoringengagement kreativ umzusetzen und Warsteiner zu einem festen Bestandteil des Fußballerlebnisses im Westfalenstadion zu machen“, erklärte Michael Otremba, Leiter des „Ufa Sports Teams BVB“ mal wieder dienstbeflissen. Aber liebe Leute, habt Ihr das dem (jetzt leider nicht mehr solventen) „Champion-Partner DAB“ nicht auch gesagt, als Ihr - pactas sun savandas - mit dem Vorstandsvorsitzenden (a.D.) Wolfgang Burgard seinerzeit die Zusammenarbeit paraphiert habt? Jaja, finanzstrategische Partnerschaften sind nur zu vergänglich... Gerd Niebaum hingegen war mit dem Abgesang auf die von der „Binding-Gruppe“ aus Frankfurt am Main „fremd bestimmten“ Brauer (74% Anteil) aus der Steigerstraße schnell fertig: „Wenn jemand in Europas Ex-Bierstadt Nr. 1 Bier braue und dann sage, dies könne... "nur eine regionale Marke sein" und deshalb die Werbung mit und beim BVB einstelle - dann werfe das kein gutes Licht auf Dortmunds Brauer...“ Denn eines mochte sich der BVB-Präsident bei der gestrigen Vorstellung des neuen Geschäftspartners nun wirklich nicht nachsagen lassen: Dass Borussia Dortmund kein Herz mehr für das heimische Dortmunder Bier habe. Er wolle nicht aufzählen, wie viele Angebote auswärtiger Brauereien der BVB in den letzten Jahren stets mit dem Hinweis auf „Lokalkolorit“ abgelehnt und so auf viel Geld verzichtet habe. Und wenn nicht der alte Kooperationspartner DAB geradezu darum gebeten hätte, aus dem laufenden Vertrag entlassen zu werden, ja dann... Boh ne, was für eine Heuchelei!
Ja, wo sind sie denn auch alle geblieben, unsere leckeren Biermarken: Kronen, DAB, Stifts, Thier, Hövels, RITTER und UNION? Und was hatten sie dereinst für einen Klang? Der weltweite gute Ruf der Dortmunder Brauereien hatte seinen Grund ursprünglich in dem für Dortmund typischen "Export". Beginnend in den siebziger Jahren verdrängten die sogenannten "schlanken Pilsbiere" zunehmend die Export-Bier-Marken und auch die Dortmunder waren letztlich gezwungen, auf diesen neuen Trend zu setzen. Damit war der Niedergang praktisch eingeleitet.
Jedenfalls muß man, bei aller verständlicher Säuernis über den nun scheinbar unaufhaltsamen Einmarsch der Sauerländer Brauereien in die letzte wehrhafte Bastion am Ende konstatieren: Die Schwäche der einen ist nun einmal die Chance der Anderen! „So läuft halt´s Business“. Und es darf sich doch auch gar keiner beschweren, wenn sich hier von ehemals 28(!) Dortmunder Brauereien (seit 1898) bis zur heutigen Gegenwart „nur“ ein einziges Konsortium – noch dazu von Puddinggigant Dr. Oetker in Bielefeld domestiziert – vom überregionalen Markt zurückzieht und mit Brau + Brunnen nur noch „ein“ anderes nach gerade überstandenem Krisenmanagement überhaupt wirtschaftlich konkurrenzfähig ist! Da liegt allerdings der Hund woanders begraben...