Unsa Senf

Borussia Dortmund rüstet auf: 21 Millionen Mark für Tschechen Jan Koller - Zwei-Meter-Mann soll Sturmflaute beheben

25.05.2001, 13:00 Uhr von:  Redaktion

Der Torjäger-"Riese" Jan Koller wird der neue "Turm im Sturm" von Borussia Dortmund. Die Verpflichtung des 28- jährigen tschechischen Nationalspielers ist in jeder Hinsicht eine große Sache: Für den 2,02 Meter langen und 103 Kilogramm schweren Koloss aus Böhmen mit der Schuhgröße 50 muss der Börsen notierte Club mindestens 21 Millionen Mark an den RSC Anderlecht überweisen.

Künftig im gelben BVB-Trikot: „Getter“ Jan Koller.

Damit hat der BVB als erster Verein der Fußball-Bundesliga zum zweiten Mal die 20 Millionen-Mark-Grenze durchbrochen. In der Winterpause war Kollers-Landsmann Tomas Rosicky für die Rekordsumme von 25 Millionen nach Dortmund gewechselt.

Langes Tauziehen mit FC Fulham

"Nach dem Börsengang wollten wir in Steine und Beine investieren", meinte BVB-Manager Michael Meier zum zweitteuersten Transfer der deutschen Fußball-Geschichte, der per Ad-hoc-Mitteilung bekannt gegeben wurde. Der Einigung zwischen Dortmund und Koller auf einen Vierjahres-Vertrag bis zum 30. Juni 2005 ging ein langwieriges und hartes Tauziehen voraus. Der belgische Meister Anderlecht hatte sich bereits mit dem englischen Premier- League-Aufsteiger FC Fulham auf einen Transfer und 26 Millionen Mark Ablösesumme geeinigt. "Wir konnten vor diesem Grund nicht frei verhandeln. Es gab einen Kompromiss", berichtete Meier, der zunächst "nur" 16 Millionen Mark zahlen wollte.

Rosicky schwärmte vom BVB

"Ich bin froh, dass der Wechsel zu Borussia Dortmund jetzt perfekt ist", meinte Koller. Die internationale Perspektive beim Champions- League-Qualifikanten und die Aussicht auf das stete Zusammenspiel mit Nationalteam-Kollege Rosicky haben den Ausschlag für den Zuschlag beim BVB gegeben. "Von Tomas weiß ich, dass der BVB ein hervorragend geführter Verein ist", sagte Belgiens "Fußballer des Jahres 2000".

Konkurrenz für Bobic und Co.

Ob Jan Koller wirklich der erwünschte Goalgetter ist, bleibt abzuwarten. Seine Freundin Hedvika (siehe Foto) stellt jedenfalls absolut eine Bereicherung dar.

Die Borussen versprechen sich durch den wegen seiner Körperlänge einst als "Monster", "Dino" oder "Giraffe" verspotteten Koller eine wesentliche Stärkung der Offensive. "Wir haben zwar viele Tore in der vergangenen Saison geschossen, doch unsere Stürmer waren nur zu einem Bruchteil daran beteiligt", urteilte Meier. Tatsächlich erzielte die "Abteilung Sturm" mit Fredi Bobic und Co. nur 26 der 62 BVB-Treffer.

Dies schaffte Koller beim RSC fast allein. Der Tscheche traf in dieser Spielzeit 22 Mal und belegte in der Torjägerliste in Belgien hinter seinem Landsmann und Clubkameraden Tomasz Radzinski (23) Platz zwei. In der Saison 1998/1999 wurde er mit 24 Einschüssen sogar belgischer Torschützen-König. 1999/2000 jagte er den Ball immerhin 20 Mal in die Maschen. Auch bei der ersten Hälfte seiner 26 Länderspiele gelang ihm in jeder Partie ein Tor - insgesamt 15. Nur bei der EM 2000, wo Tschechien nach der Vorrunde ausschied, ging er leer aus.

Meier buhlt unverändert weiter um Pizzaro

"Ich freue mich auf ihn. Mit Koller haben wir einen weiteren Klassestürmer im Kader", sagte Borussen-Trainer Matthias Sammer. Manager Meier will sogar noch für einen weiteren Top-Mann im Angriff sorgen. Die Bemühungen um Werder Bremens Torjäger Claudio Pizzaro, der 15 Millionen Mark kostet, würden fortgesetzt, bestätigte er.

Einst von Jürgen Sundermann entdeckt

Entdeckt hat den kolossalen Koller - der trotz seiner stattlichen Statur über eine filigrane Technik verfügt - der frühere Stuttgarter Coach Jürgen Sundermann. Er holte ihn aus dem böhmischen Heimatdorf Smetanova Lhoda zu Sparta Prag. Von dort wechselte er 1996 für nur 200.000 Mark zum SC Lokeren. Den Durchbruch schaffte Koller beim RSC Anderlecht, der ihn in 1999/2000 für die belgische Rekordsumme von sechs Millionen Mark holte. Und obwohl Koller in Belgien zum Star wurde, blieb der in seiner Heimat als "Klidas" (ruhiger Mensch) geltende Spieler bescheiden - und passt damit gut zu den Westfalen.

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