Unsa Senf

Was für ein Gerangel, aber Rosicky ist in Dortmund!

09.01.2001, 13:00 Uhr von:  Arne
Was für ein Gerangel, aber Rosicky ist in Dortmund!
Tomas Rosicky

25 Millionen für einen einzelnen Spieler, das ist ein absolutes Novum und damit geht der Borussen-Vorstand ein enormes Wagnis ein, denn sollte Tomas Rosicky mit [nicht ungewöhnlichen] Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen haben, wird diese Ablösesumme der vielfältigen Presselandschaft genügend Angriffsfläche bieten. Auch finanziell ist der Transfer nicht ohne. Zwar ist die Dortmunder Schatztruhe nach dem Börsengang mit 270 Millionen Mark mehr als gut gefüllt, doch ein weiteres Jahr ohne Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb könnte den Inhalt von Onkel "Dagogerds" Geldspeicher sehr schnell zusammenschrumpfen lassen.

Tomas Rosicky

Andererseits muß man natürlich auch den zweifellos erheblichen Marktwert als Kapitalanlage [ich hasse dieses Denken, aber was soll ich machen?!] eines solch talentierten Spielers zu Grunde legen, denn Rosicky ist mit seinen 20 Jahren noch nicht am Ende seiner fußballerischen Entwicklung angelangt und bei einem Weiterverkauf vor Ablauf des Vertrages dürfte - eine positive Entwicklung des Spielers immer vorausgesetzt - mit ganz anderen Summen jongliert werden. Sicherlich möchte ich an dieser Stelle nicht die Diskussion anfachen, ob ein Fußballspieler diese Summe überhaupt wert ist. Es wird aber deutlich, daß die Vereine heutzutage schon solche Summen zahlen müssen, um Spieler der Spitzenklasse unter Vertrag nehmen zu können. Zwar ist man von spanischen oder italienischen Ablösedimensionen noch weit entfernt, doch die Zeiten, in denen man billig Spieler aus Südamerika oder Osteuropa wie "Sand am Meer" verpflichten konnte, scheinen vorbei. Auch in diesen Regionen hat man den Wert eines Fußballers zu schätzen gelernt.

Tomas Rosicky

Was im "Fall Rosicky" jedoch auffällt, sind sowohl der Charakter des Spielers, als auch das gesteigerte Ansehen, das Borussia offenbar wieder genießt. Denn Tomas Rosicky ["Ich habe mich aus sportlichen Gründen für den BVB entschieden und freue mich auf die neue Aufgabe in Dortmund."] hatte die freie Auswahl im Pool der Big-Citys: Madrid, Rom, Paris, München, London... überall hätte er hingehen können und bei den meisten genannten Vereinen hätte er vermutlich auch deutlich mehr Gehalt kassieret, als in Dortmund. Dennoch entschied er sich nicht ganz uneigennützig für den BVB - eben weil er dann doch lieber im schwatzgelben Trikot spielen wollte, als bei Inter oder Liverpool auf der Bank zu sitzen.

Dies dürfte nicht zuletzt das Verdienst von Matthias Sammer sein, der ja auch bereits Jan Derek Sörensen von einem endgültigen Wechsel zur Borussia überzeugen konnte. Rosicky jedenfalls - und da sind sich die Experten einig - wird dem BVB enorm weiterhelfen. Diese überfällige Spielerergänzung in der seit dem Weggang von Paulo Sousa verwaisten zentralen Schaltstelle, verheißt eine Riesen Vorfreude, denn er besitzt unglaubliche Fähigkeiten. Der junge Tscheche ist nicht nur ein technisch unglaublich versierter Spieler, sondern besitzt auch die Fähigkeit, den "tödlichen Paß" zu spielen.

Dieser Umstand läßt Rosicky zu einer optimalen Verstärkung werden, denn in der Tat haperte es beim BVB in der Vergangenheit daran, daß bis zum Tor guter Fußball gespielt wurde, dann aber oft der letzt Paß [wenn er denn überhaupt ankam] zu ungenau gespielt war.

Tomas Rosicky gegen Lazio Rom
Bleibt nur zu hoffen, daß Rosickys neue Mitspieler mit dieser Kunst des Neuzugangs überhaupt etwas anzufangen wissen. Nach der Erkrankung von Heiko Herrlich und der anhaltenden Formschwäche von Fredi Bobic und Victor Ikpeba, müssen hier zumindest leise Zweifel erlaubt sein! Sicherlich kann man berechtigt zuversichtlich sein, daß spätestens zur neuen Saison auch in diesem Bereich eine gezielte Verbesserung ins Auge gefasst ist.


Ungeachtet aller anderslautenden Berichte: Mit diesem Transfer bläst der BVB zum Angriff auf die ober[st]en Tabellenregionen und sagt damit den Ligakonkurrenten aus München, Leverkusen und Herne-West mit offenem Visier den Kampf an. Die durchwachsene Ligasituation, in der es keinem Team so richtig gelingt durch Konstanz wirkliche Souveränität auszuüben, nährt wohl stille, heimliche Hoffnungen an der Strobelallee. Offenbar hat man auch in der BVB-Vorstandsetage nach dem sensationellen dritten Platz zur Winterpause ?Blut geleckt? und will die Mannschaft sukzessive weiter verstärken, um die plötzliche aufgetretene Chance beim Schopfe zu packen. Beim BVB hat mal wohl erkannt: So leicht wie in dieser Saison, wird es wohl nur selten sein, einen Platz an der Sonne zu ergattern.

Immerhin hat die Euphorie um den tschechischen "Jungspunt" der bei einer Umfrage unter Trainern und Akteuren der ersten tschechischen Liga bei der Suche nach dem Jahr-2000-Spieler als einziger Nicht-Legionär auf Rang zwei landete, dem "Koloss BVB" bis in alle Gliederungen wieder das Gefühl eingehaucht, schon bald an die Erfolge der 90´er anknüpfen zu können!

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