Spielbericht Profis

Und täglich grüßt das Murmeltier...

10.03.2001, 00:00 Uhr von:  Wade
Der Gästeblock
Der Gästeblock

Hacke, Spitze eins zwei drei................genau das wollte Matthias Sammer von seinen Spielern nicht sehen, er sprach sogar vom schwächsten Tabellenführer im europäischen Vergleich. Zu sehr wurmte den Perfektionisten Sammer die unberechenbaren Vorstellungen seines Teams in den letzten Wochen. Das Thema Meisterschaft ist für ihn deshalb absolut tabu. Sammer verlangte von seinen Profis noch mehr Konzentration und das gewisse Kribbeln im Bauch. Doch auch in Freiburg sollte Sammer mit seiner Einschätzung recht behalten. Gezaubert wurde Phasenweise von seiner Mannschaft, aber ein nichtberechtigter Foulelfmeter und ein kollektiver Tiefschlaf der Dortmunder Profis in der 58. min brachten die Borussen um den wohlverdienten Lohn und bestätigten indirekt Sammers Einschätzungen.

Der SC Freiburg wollte dagegen in die Erfolgsspur zurückkehren. Eine Serie von zehn Spielen ohne Niederlage ließ die Freiburger Fans bereits von einem Uefa-Cup-Platz träumen. Jedoch zwei Niederlagen in den letzten beiden Spielen mit 1:6 Toren beendeten jäh diese Träume. Die Sorgenfalten bei Trainer Volker Finke wurden nicht weniger, musste er doch gegen Dortmund vor allem auf Levan Kobiashvili (5. Gelben Karte), Abder Ramdane, Levan Tskitishvili (beide verletzt) verzichten. Dazu erreicht Tobias Willi auf der rechten Außenbahn nicht mehr die Form der Hinrunde.

Eine weitere wichtige Rolle in Finkes Überlegungen sollte ausgerechnet Ex-Borusse Vladimir But spielen. Aber wie schon zu seinen Dortmunder Zeiten, klaffte zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Lücke. Vladi But verließ nach 80. min die Bühne im Dreisamstadion ohne wirkliche Impulse im Freiburger Spiel zu setzten.

Bei Borussia fehlte bekanntlich Sunday Oliseh (5. Gelbe Karte u. Länderspieleinsatz). Kurzfristig meldetet sich dann auch noch Christian Wörns mit Magen - Darmproblemen ab.

Matthias Sammer machte aus der Not eine Tugend, brachte Metzelder für Wörns und ließ offensiv mit der Doppelspitze Reina/Bobic spielen.

Welche Fanfreundschaft?

Heimblock
Heimblock

Das sich die Freiburger und Dortmunder Fans gut verstehen, mag in Einzelfällen stimmen. Immerhin hat der BVB eine große Anhängerschar im Süden. Das ausverkaufte Dreisamstadion (25.000 Besucher) befand sich immerhin zu 1/3 in schwarzgelber Hand. Aber gerade die wegen ihrer angeblichen Fairness hochgelobten Freiburger Fans ließen dann während des gesamten Spiels keine Sekunde aus, die Dortmunder Fans vom krassen Gegenteil zu überzeugen. Jede Aktion der Dortmunder Elf würde aufs übelste kommentiert. Wie sagte Lars Ricken in seinem Interview so schön: " Ich mag an den Dortmunder Fans besonders, dass sie den Gegner respektieren." Das wird so schnell kein Freiburger Spieler von seinen Fans mehr behaupten können. Das Thema Fanfreundschaft ist nach diesem Samstag garantiert beerdigt. Einen super Support lieferten dagegen die mitgereisten Dortmunder Fangruppen die vor allem mit kreativen Gesängen: "Wer ist hier die Gastmannschaft?" zu überzeugen wussten.

Fußball als Feinkost.............

Direkt mit den Anpfiff entwickelt sich ein offener Schlagabtausch. Beide Mannschaften spielen mutig nach vorne und bereits in der 3. min erscheint Lars Ricken frei im Freiburger Strafraum. Sein Gewaltschuss wird von Golz übers Tor gelenkt. Im direkten Gegenzug setzt der Tunesier Sellimi zu einem Sturmlauf auf der linken Seite an, der vom Abseitspfiff des Unparteiischen Berg unterbrochen wird - But stand im Abseits.

Doch die Chancen gehen auf beiden Seiten im Minutentakt weiter. Heinrich, der bei jedem Ballkontakt von den Freiburger Fans ausgepfiffen wir, treibt den Ball in der 8. min nach vorne. Sein Pass erreicht Bobic, der beim Zweikampf mit Diarra im Strafraum zu Boden geht. Den berechtigten Elfmeter verweigert Schiri Berg den Dortmundern.

Doch die Aufregung auf der Dortmunder Seite hält nicht lange an, den nur 2 Minuten später verweigert Berg dem Freiburger Sellimi, nach dem er im Strafraum von Kohler am Trikot gezogen wird und stürzt, den fälligen Elfmeter.

Warmmachen
Warmmachen

Kurz darauf tanzt Iashvili an der Strafraumgrenze die Dortmunder Abwehr aus und verfehlt mit einem gefühlvollen Heber knapp den Torwinkel. Im direkten Gegenzug versucht Reina auf die gleiche Weise sein Glück, aber auch sein Schuss verfehlt das Tor.

In der 18. min erhält Dortmund einen Freistoß zugesprochen. Rosicky zieht aus 22 Metern ab, aber der Ball wird zur Ecke abgefälscht. Die von Risocky ausgeführte Ecke wird abgewehrt und der Ball landet bei Evanilson, der zu Dede passt. Der nimmt Maß und schießt aus 25 Metern mit einer Direktabnahme aufs Tor. Die Kugel schlägt unhaltbar für Golz im rechten oberen Eck ein. Ein wahrer Traumtor. Seit Wochen schon in Topform unterstreicht Dede mit diesem Supertor seine gute Leistung.

Borussia setzt nach........

Spielszene
Spielszene

Diesmal setzt der BVB nach einer 1:0 Führung endlich nach, erhöht sogar den Druck und kommt prompt zu weiteren Chancen. In der 21. min verstolpert Reina eine gute Einschussmöglichkeit aus 14 Metern. Wie so oft zeigt sich Reinas größte Schwäche. Er spielt zu eigensinnig, übersieht oft besser stehende Mitspieler und braucht einfach zu viele Chancen um die Kugel in das Eckige zu befördern. Würde er das verbessern können wäre er ein ganz großer!

Gegen Ende der ersten Halbzeit hat der BVB die Partie fest im Griff, vor allen das Mittelfeld steht kompakt und treibt immer wieder den Ball nach vorne. Freiburg hat Schwierigkeiten sich aus der Umklammerung zu befreien, da die Pässe in die Spitze ihre Empfänger nicht erreichen.

Immer wieder sorgen vor allem Schüsse aus der 2. Reihe für Gefahr vor dem Freiburger Tor. In der 25. min verfehlt ein Schuss von Heinrich aus 20 Metern nur knapp das Tor von Richard Golz.

In der 26. min hindert Metzelder, der Wörns gut vertritt, geschickt Sellimi am Torschuss, als dieser direkt vorm Dortmunder Tor den Ball nicht unter Kontrolle bekommt.

Nur eine Minute später hätte es dann endgültig wieder im Freiburger Kasten klingeln müssen. Nach einer schönen Hereingabe von Reina verfehlt Ricken nur um wenige Zentimeter den Ball.

Als der Regen kam.............

Spielszene
Spielszene

Mittlerweile hat strömender Regen eingesetzt. Doch das kann den in dieser Phase mächtig aufdrehenden Billy Reina nicht davon abhalten, weiter zu wirbeln. Eine schönes Zuspiel auf Ricken. Lars leitet den Ball direkt weiter auf Bobic. Doch bevor Fredi den Ball verwerten kann klärt Diarra.

Nur gelegentlich gelingt es den Freiburgern sich aus der Umklammerung der Dortmunder zu befreien. In der 33. min kommen sie gleich zweimal vor das Tor der Borussen, ohne jedoch gefährlich zu werden. Borussia lauert auf seine Kontermöglichkeiten und diese lassen nicht lange auf sich warten. Schon 2 Minuten später schlenzt Rosicky den Ball zum einschussbereiten Bobic. Doch Golz ist zur Stelle und kann klären. Mittlerweile hätte es schon 2:0 stehen müssen!

Rosicky wird immer stärker. In der 40. min lässt er an der Strafraumgrenze seinen Gegenspieler aussteigen und zwingt Golz mit einen schönen Drehschuss zur Glanzparade.

Tor, Tor, Tor… das 2:0!!!!

Spielszene
Spielszene

Endlich, in der 43. min werden Dortmunds Angriffsbemühungen belohnt. Rosicky marschiert über das halbe Spielfeld und bedient mit einem Traumpass Billy Reina, der mit einem ebenso schönem Tor zur 2:0 Führung einschießt.

Der Jubel im Dortmunder Fanblock ist grenzenlos. So machen Auswärtsspiele richtig Spaß! Doch der Fanblock hat sich noch gar nicht richtig beruhigt, da sorgt ausgerechnett der schwache Schiri Berg mit einer sauberen Fehlentscheidung dafür, dass die Freiburger wieder ins Spiel zurückfinden. Metzelder soll Tobias Willi im Strafraum gefoult haben, die Fernsehbilder beweisen jedoch das Gegenteil. Sellimi verwandelt den fälligen Elfmeter sicher zum 2:1 Freiburg ist wieder im Geschäft.

Freiburg kehrt ins Spiel zurück..............

Finke wechselt zur 2. Halbzeit und bringt "Altkanzler" Kohl für Willi.

In den ersten Minuten schaut alle danach aus, das die Borussen das Zepter wieder in die Hand nehmen wollen, aber dann folgt wiedereinmal das, was jedem Borussen klar werden lässt warum der BVB noch keine Spitzenmannschaft ist. Völlig unerklärlich ziehen sich die Dortmunder zurück. Die Freiburger, die in der ersten Halbzeit noch total verunsichert wirkten, drehten nun mächtig auf. Wie so oft in dieser Saison gerät die Dortmunder Mannschaft in Bedrängnis und es ist in diesen Minuten vor allem dem Routinier Kohler zu verdanken, dass den Freiburgern nicht der Ausgleich gelingt.

Nur noch sporadisch sorgen die Dortmunder für Entlastung. In der 54. min wird eine Freistoßflanke von Rosicky vor dem Freiburger Strafraum abgewehrt. Der Ball landet bei Heinrich, der in die freie linke Torecke zielt, doch sein Schuss fliegt deutlich an Golz Gehäuse vorbei.

Dortmund steht unter Druck..............

Spielszene
Spielszene

Die Feldüberlegenheit der Breisgauer wächst und in der 58. min befindet sich die Dortmunder Mannschaft im kollektiven Tiefschlaf. Die Freiburger marschieren durch das Dortmunder Mittelfeld und der bärenstarke Sellimi nutzt seine Chance und gleicht zum 2:2 aus.

Der schwächste Dortmunder Akteur sorgte dann für Farbe im Spiel. Nach einem Foul auf der linken Freiburger Außenbahn erhält Evanilson von Schiri Berg die Gelbe Karte. Wieder einmal zeigt Eva eine mehr als schwache Leistung im schwatzgelben Dress und man fragt sich zu Recht, wie lange müssen sich die Dortmunder Fans diese Vorstellung noch antun? Eine Denkpause für Eva wäre mehr als angebracht. Warum reagiert Sammer nicht? Diese Frage muss berechtigt sein, wenn man überlegt das Sammer in Freiburg ganz auf Auswechselungen verzichtete. Das größte Fragezeichen hinterlässt dabei wieder Sörensen. Was läuft da falsch, dass der Norweger einfach nicht berücksichtigt wird? In der 2. Halbzeit wäre gerade für Evanilson jeder der anwesenden Dortmunder Ersatzspieler eine Verstärkung gewesen.

Durch die Hereinnahme von Kohl bewirkte Finke vor allem eins, die Partie wurde insgesamt härter was Schiri Berg sichtlich weiter überforderte.

Borussia findet ins Spiel zurück.........

Nur schleppend sorgen die Dortmunder für Entlastung, in der 71. min taucht Reina vor Golzs Gehäuse auf. Aber wieder vergibt Billy eine mögliche Torchance. In der 72. min hat Sellimi seinen Job getan und verlässt für Baya den Platz.

Endlich gelingt es der Dortmunder Mannschaft sich aus der Freiburger Umklammerung zu lösen. In der 74. min verfehlt Bobic aus 10 Metern das Tor.

In der 77. min erstirbt der Torschrei der Dortmunder Fans. Der Treffer von Lars Ricken wird wegen einer klaren Abseitsposition nicht anerkannt.

Spielszene
Spielszene

Vladimir But verlässt nach 80 Minuten, ohne große Akzente zu setzen den Platz. Durch seine Auswechslung scheint nochmals ein Ruck durch die Freiburger Mannschaft zu gehen und die Breisgauer erhöhen wieder den Druck. In der 85. min pariert Lehmann, der eine solide Leistung zeigte, einem 25 Meter Freistoßhammer von Couliybaly.

Die letzten 5. min des Spiels gehörten dann nochmals den Dortmundern. In der 87. min spielt Ricken Bobic prima frei, doch Fredi wird zu weit nach außen getragen und Kehl kann stören. Eine Minute später ist es dann Ricken selber, der einen Ball von Reina nur um wenige Zentimeter verfehlt.

In der Schlussminute kommt es nach einem üblen Foul von Kohl an Kohler fast noch zum "Showdown" zwischen den beiden alten Herren.
Kurze Zeit später pfeift Schiri Berg das Spiel ab.

Fazit: Wer 2:0 beim Gegner führt und soviel hochkarätige Torchancen auslässt, darf beruhigt davon sprechen nicht Meister werden zu wollen. Die Mannschaft befindet sich immer noch in einer Entwicklungsphase, die noch längst nicht abgeschlossen. Sie scheitert noch an eigenen Fehlern. Vor allem die mangelnde Torausbeute bringt einem zum Wahnsinn. Da nützt es nichts über einen Elfmeter zu diskutieren, der keiner war. Hatten wir im Heimspiel gegen Frankfurt ( beim Abseitstor von Lars Ricken) doch das Glück auf unserer Seite. Auch diesmal brachte eine "Außzeit", zwischen der 50. und 75. Minute die Mannschaft um ihren wohlverdienten Lohn. Welche Auswechselpolitik Matthias Sammer verfolgt erschließt sich den Beobachtern in keiner Weise. Wechselt er sonst meistens sehr spät, so verzichtet er in Freiburg gänzlich auf Auswechselungen!?! Wichtig ist es nun die Konkurrenten um einen Platz im europäischen Wettbewerb im Auge zu behalten. Schon im nächsten Spiel (Gegner Legokuchen) geht es um diesen Platz an der Sonne. Denn eins ist klar, solange die Mannschaft an ihren "Tiefschlafphasen" während eines Spiels nichts ändert, wiederholt sich das erlebte von Freiburg, Hamburg und vielen andren Spielen der Saison immer und immer wieder: "denn täglich grüßt das Murmeltier......................."

Aufstellung und Noten:

Lehmann (3), Kohler (2), Metzelder (3), Nerlinger 2,5), Heinrich (3), Dede (3), Evanilson (5,5), Ricken (3,5), Rosicky (3), Reina (3,5), Bobic (4,5)

Schiedsrichter Berg (5)

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