Spielbericht Profis

Dortmund vergibt keine Weihnachtsgeschenke

08.12.2001, 00:00 Uhr von:  Wade
Spielszene
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Letztes Heimspiel des BVB im Jahr 2001 und manch Dortmunder Fan mag am Samstagmorgen "Hoppla", gedacht haben, als er die Sonne vom Himmel lachen sah. Genau das, was die "Sambatruppe" vom Zuckerhut so liebt. OK, die Temperaturen waren nicht so, wie unsere Ballkünstler es gewohnt sind, aber die nötige Betriebstemperatur sollten sich unsere Brasilianer dann sowieso auf dem Rasen holen. Der Rasen im Dortmunder Tempel, der vielleicht schon bald "Westfalenstade-on" heißen wird, verdient diesen Namen sicherlich seit dem Dauerregen der letzten Wochen nicht mehr. Vor allem im Strafraum war mit erstklassigem Kombinationsspiel nicht unbedingt zu rechnen.

Egal, das Wetter war sicher auch ein Grund dafür, dass sich die Südtribüne bereits vor dem Spiel in guter Laune präsentierte. Als dann die "Sonnenkinder" wie jedes Jahr beim letzten Heimspiel ansangen, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Immerhin hat Borussia bis heute noch kein Spiel verloren, wenn der Selmer Kinderchor im Westfalenstadion auftrat. Wenn es eine Aktion im Dortmunder Stadion je geschafft hat, die Süd in ihren Bann zu ziehen, dann ganz sicher diese Kinder.
Gespannt konnte man auch auf den Auftritt von Sergej Barbarez sein. Der Ex-Dortmunder hatte erst am letzten Spieltag beim Derby gegen den FC St. Pauli gezeigt, dass seine Torgefährlichkeit immer noch vorhanden ist - leider aber auch, dass er auf dem Feld selten seine Emotionen im Griff hat, und so wanderte er auch heute wieder am Rande eines Platzverweises. Mit diesen Aktionen hat Barbarez mit Sicherheit auch die letzten Fans in Reihen des Dortmunder Anhangs verloren.

Fast der gesamten Unterrang der Nordtribüne war in die Farben der HSV Anhänger getaucht und auch die angereisten Hamburger sollten eine starke Partie beider Mannschaften zu sehen bekommen. Wie schon so oft in den letzten Heimspielen machte auch heute wieder der Block 34 auf der Westtribüne auf sich aufmerksam. Vor allem in der 2. Halbzeit zeichneten sich die Fans auf dem Oberrang durch Dauersupport aus. Selbst Jens Lehmann ist dieser "Stimmungsblock" aufgefallen und so winkte er sogar am Ende der Partie zu den Fans hoch.

Eine kurzweilige Partie beginnt

Spielszene
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Hamburg versteckte sich nicht, und beide Mannschaft sorgten nach kurzem Abtasten für viel Unterhaltung in den ersten 45 Minuten. Zwei Akteure taten sich dabei besonders negativ hervor: "Der schon vorher genannte Barbarez und der Linienrichter, der mit dem Großteil seiner Abseitsentscheidungen daneben lag. Wir empfehlen diesem Herren auf jeden Fall "Brille Fielmann"!!

Bereits in der 6. Minute hatte Rosicky mit einem Volleyschuss aus gut 25 Metern die erste Chance für den BVB. Sein Schuss verfehlte nur knapp das Gehäuse von Pieckenhagen. Wenige Minuten später spielte Ricken den quirligen Ewerthon vor dem Strafraum der Hamburger schön frei, doch der Brasilianer kam einen Schritt zu spät.

In der 11. Minute lief Koller alleine aufs HSV Tor zu, doch der Schiriassi winkte die angebliche Abseitsposition ab. Im direkten Gegenzug die erste Großchance der Hamburger. Erik Meijer lief alleine auf Lehmann zu, umspielte ihn an der Strafraumgrenze, wurde dabei aber soweit nach außen abgedrängt, dass Reuter den Torschuss des Holländers noch vor der Linie abwehren konnte.

Das schien der Weckruf für den HSV gewesen zu sein, den von nun an spielten die Hamburger von Minute zu Minute besser. Sie kombinierten schneller als die Dortmunder und stießen die Abwehr der Schwatzgelben von einer Verlegenheit in die andere.

In der 15. Minute dann der erste Auftritt von Sergej Barbarez. Im Luftkampf mit Metzelder schlug er den Ellenbogen ins Gesicht und brach "Metze" die Nase. Metze beendete die erste Halbzeit dennoch und wurde ab der 46. Minute durch Kohler ersetzt.

Die Gegenangriffe der Dortmunder endeten meist mit einem Fahnenschwenker des Linienrichters. Allein Koller wurde in der 1. Halbzeit mindestens 5 mal zurückgewunken.

Amoroso, der wieder einmal durch mangelnde Laufbereitschaft auffiel, hatte in der 28. Minute seine größte Chance, als Ricken sich mit einer tollen Einzelleistung links am Strafraum durchsetzen konnte und den Ball auf den Elfmeterpunkt zu Amoroso spielte. Doch der Brasilianer brauchte auf dem Strafraumacker zu lange um den Ball unter Kontrolle zu bekommen und vertändelte das Leder.

In der 44. Minute dann doch noch fast die Führung für den BVB. Ewerthon erlief noch einen längst im Aus geglaubten Ball und brachte ihn vors Tor. Koller kam mit der Fußspitze noch an die Kugel und der Ball ging nur knapp, mit viel Schnitt übers Tor der Hamburger.

Erste kleine Bilanz

Zur Halbzeit blieb festzuhalten, dass sich vor allem in den letzten 20 Minuten die Südtribüne mit der Unterstützung für die eigene Mannschaft sehr zurückhielt. Das mag aber diesmal auch einen besonderen Grund gehabt haben, denn wenn man von Seiten des Vereins zum wiederholten Mal einen Fanfarenchor auffahren lässt, der im unteren Bereich Süd dadurch glänzt, daß er nicht in der Lage war ,auch nur ein Stück anzuspielen, dass den Fans bekannt gewesen wäre, kann dies, wie heute erlebt, höchstens dazu führen, dass aufkommende Unterstützungsgesänge im Ansatz erstickt werden. Unsere ausdrückliche Bitte an den Verein: BITTE KEINE SOLCHE FORM DER UNTERSTÜTZUNG!!!

Sportlich blieb zu kritisieren, daß Fußball nun einmal ein Bewegungsspiel ist und bleibt, und in dieser Phase der Partie bewegten sich die gestreift-gekleideten Akteure deutlich zu wenig auf dem Platz, wie auch Matthias Sammer nach der Partie anzumerken wußte.

Wie so oft in dieser Saison, der BVB hat die 2. Lunge

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Die zweite Halbzeit hielt dann das, was die erste versprochen hatte. Beide Mannschaften spielten konzentriert weiter und schon nach 2. Minuten stand Barbarez, der sich nun merklich mit seinen Nickeligkeiten zurück hielt, frei vor Jens Lehmann und verfehlte nur knapp das Tor. Dann endlich, in der 50. Minute, dass erlösende Tor für die Dortmunder Anhänger. Die 5. Ecke der Dortmunder wurde von den Hamburgern abgewehrt und landete Wörns vor den Füßen, dessen Schuss von Lars Ricken zur 1:0 Führung ins Hamburger Tor abgelenkt wurde.

Vier Minuten später hielt der heute in Weltklasseform spielende Jens Lehmann einen "unhaltbaren" Ball von Jörg "Ali the Hammer" Albertz. Mit satten 115 km/h flog die Kugel auf unseren Keeper zu und der Dortmunder Torsteher blockte das eigentlich unhaltbare Geschoss locker ab. In den darauffolgenden zwanzig Minuten ging das Spiel beide Seiten hoch und runter, ohne das eine der beiden Mannschaften zurücksteckte. In der 77. Minute spielte Koller den Ball auf Ricken, doch dessen Schuss ging haarscharf an Pieckenhagens Gehäuse vorbei.

Eine Minute später flankte Rosicky den Ball über Hamburger Abwehr, Heinrich setzte zum Flugkopfball an und verfehlte den Kasten des HSV ebenfalls nur um wenige Zentimeter.

Das Leder kam in dieser Phase nicht zur Ruhe und in der gleichen Minute versuchte Barbarez mit einem gefühlvollen Schuss, Lehmann zu überwinden. Aber Lehmann scheint im Moment nicht zu schlagen. Spektakulär fischte er den präzisen Ball aus dem Winkel.

Die letzte Szene des Spiels gehörte dann noch einmal den Borussen. Ewerthon flankte den Ball vor das Hamburger Tor und Ricken verfehlte nur das 2:0.

Fazit:

Ein spannendes Spiel, von der ersten bis zur letzten Minute. Sicher hätte der BVB mit mehr Laufbereitschaft den Sieg höher gestallten können. Dortmund hat einen Lauf und ist nun drauf und dran, der hartnäckigste Verfolger der Leverkusener zu werden. Nächste Woche in Bremen wird sich zeigen, was die stärkste Auswärtsmannschaft der Liga beim Favoritenkiller Bremen zu leisten im Stande ist.

Trainer- und Spielerstimmen:

Jara: "Ich glaube, wir haben hier heute ein sehr gutes Spiel gesehen, hatten viele Torchancen und gehen nun leider mit leeren Händen nach Hause. Die Mannschaft ist natürlich jetzt etwas down. Aber die Leistung lässt uns hoffen für die letzen beiden Spiele."

Sammer: "Sicher haben wir auch Dank des HSV ein gutes Spiel gesehen. Trotzdem habe ich heute bei einigen in der Mannschaft die Siegermentalität vermisst. Ich erwarte einfach Laufbereitschaft und kann es nicht akzeptieren, wenn einer der Spieler beispielsweise stehen bleibt. Ich habe schon vor dem Spiel zu der Mannschaft gesagt, was ich auch bei diesem Boden verlange: Glanz ist Schnullibulli, wir müssen Siegermentalität zeigen. Jens Lehmann hat eine tolle Wandlung vollzogen, vor allem nach der Aussprache mit den Fans, wird er immer konstanter."

Jens Lehmann: "Wenn man wenig Schüsse aufs Tor bekommt, bekommt man auch wenig rein. Die ganze Mannschaft bringt eine gute Leistung. Es ist bis jetzt noch nicht zu Gesprächen wegen einer Vertragsverlängerung gekommen, da mein Anwalt, der in der Schweiz lebt, noch keine Zeit hatte. Borussia hat aber nun einen Termin vereinbart und in den nächsten Tagen findet das Gespräch statt."

Lars Ricken: "Ich habe etwas auf die Chance spekuliert, noch an den Ball von Christian zu kommen. Der Rest war dann halt das nötige Glück. Hamburg war sehr gut auf uns eingestellt. Wichtig ist für uns gewesen, dass wir mindestens mit einem 0:0 in die Halbzeit gehen. Ich glaube wir haben die letzten 7 Spiele, bis auf Köln, nach einem 0:0 noch gewonnen und das meistens dann noch zu Null. Das gibt uns die nötige Sicherheit, wir wissen immer, dass wir noch zulegen können, wie der Trainer immer so schön sagt. Es ist halt notwendig zu gewinnen, der Glanz kommt dann wieder von alleine, da bin ich mir ganz sicher."

Empfehlung an den Linienrichter!
Empfehlung an den Linienrichter!

Die Daten zum Spiel:

Borussia: Lehmann (1) - Evanilson (3,5), Wörns (1,5), Metzelder (3) [46. Kohler (3)], Dede (3) - Reuter (3,5), Ricken (2), Rosicky (4) [84. Stevic (-)] - Ewerthon (2,5), Koller (4), Amoroso (4) [65. Heinrich (4)]

Hamburg Pieckenhagen - Fukal, Ujfalusi, Maltritz [81. Ketelaer], Hollerbach - Benjamin [72. Mahdavikia], Töfting, Albertz, Präger - Meijer, Barbarez

Gelbe Karten: Wörns - Barbarez, Benyamin, Hollerbach

Tore: Ricken (50.) Abgefälschter Schuss von Wörns, nach Ecke von Rosicky

Schiedsrichter: Dr. Helmut Fleischer, Note 4. Er wurde allerdings von seinen Assistenten auch fürchterlich alleine gelassen. Vor allem die Tätlichkeit von Barbarez an Metzelder hätte geahndet werden müssen!

Zuschauer: 67.500

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