Spielbericht Profis

Borussia langweilt sich zum Sieg

18.11.2001, 00:00 Uhr von:  Arne
Wenig spielerische Klasse, stattdessen Kampf und viel Krampf - so präsentierten sich beide Mannschaften
Wenig spielerische Klasse, stattdessen Kampf und viel Krampf - so präsentierten sich beide Mannschaften
© Foto: Onlinesport

3 zu 1 gewonnen - von dem Spiel gegen den TSV 1860 München wird einem das Ergebnis wohl noch am ehesten im Gedächtnis bleiben; ansonsten bot die Begegnung nur wenig, an das man sich später noch einmal erinnern dürfte. Wie schon in den letzten Spielen in Cottbus oder gegen den VfB Stuttgart gelang es den Borussen auch am heutigen Tage wieder, trotz einer wenig berauschenden Leistung und äußerst raren Torchancen das Duell für sich zu entscheiden.

Neben Neuzugang Davor Suker, dessen Einsatz zum einen durch eine fehlenden Spielberechtigung und zum anderen durch einen gewisser Trainingsrückstand verhindert wurde, hatte Löwen-Trainer Peter Pacult für das Aufeinandertreffen mit den Schwatzgelben auch auf Manndecker Vidar Riseth und Stürmer Paul Agostino verzichten müssen, die aufgrund einer Achillessehnen-OP (Riseth) bzw. der Länderspielreise mit der australischen Nationalmannschaft (Agostino) nicht zur Verfügung standen. Für sie rückten Markus Pürk und Dauer-Pechvogel Torben Hoffmann in die Partie. Ein Umstand, der sich auszahlen sollte, machte Letztgenannter doch am heutigen Tage einmal mehr seinem Ruf alle Ehre, häufiger der gefährlichste Spieler des Gegners zu sein. Aber dazu später mehr.

Auch Matthias Sammer war es nicht vergönnt, aus dem Vollen zu schöpfen. Neben den Langzeitverletzten Addo und Reina und den gelbgesperrten Evanilson und Ricken fiel nun auch noch kurzfristig Tomas Rosicky mit einer Wadenverhärtung aus, so dass die sich zuletzt immer mehr herauskristallisierende Stammformation am heutigen Tage kräftig durcheinandergewirbelt wurde. Immerhin auf den wiedergenesenen Jörg Heinrich konnte der Coach zurückgreifen.

In der ersten Hälfte neutralisierten sich beide Teams gegenseitig auf beeindruckende Art und Weise. Keiner der beiden Mannschaft gelang es in diesen 45 Minuten, das Spiel an sich zu reißen oder so etwas wie Torgefahr auszustrahlen, vieles spielte sich im Mittelfeld ab und so blieben Torszenen Mangelware. Einzig eine sich gefährlich auf das BVB-Tor senkende Flanke von Cerny in der 25. Minute sorgte kurzfristig für ein wenig Aufregung, doch bis kurz vor der Halbzeitpause waren ansonsten keine großartigen Torchancen zu verzeichnen gewesen.

Der heute unheimlich starke Jan Koller gegen Dheedene mit Turban - er konnte zunächst weiterspielen, während für Stefan Reuter mit blutender Platzwunde gar nichts mehr ging.
Der heute unheimlich starke Jan Koller gegen Dheedene mit Turban - er konnte zunächst weiterspielen, während für Stefan Reuter mit blutender Platzwunde gar nichts mehr ging.
© Foto: Onlinesport

Dafür mehrten sich jedoch bei beiden Trainern die Personalsorgen, denn bereits in der 9. Spielminute waren Stefan Reuter und der Münchener Dheedene derart unglücklich zusammengestoßen, dass das Spiel für den Dortmunder Kapitän sofort und für den Belgier zu Beginn der zweiten Hälfte beendet war. Reuter schied mit einer Platzwunde aus, die mit sieben Stichen genäht werden musste.

Kurz vor der Halbzeit dann doch noch ein wenig Aufregung im leeren Rund des Münchener Olympiastadions. Sørensen war im Strafraum gefallen und ein Studium der Fernsehbilder belegte deutlich, dass der Schiedsrichter in dieser Situation ruhigen Gewissens auf den Punkt hätte zeigen können. Tat er aber nicht, und dies hatte sich der BVB selbst zuzuschreiben, hatte man den Unparteiischen doch zuvor offensichtlich mit der eigenen Spielweise derart eingeschläfert, dass er zum Strafstoß-Pfiff kaum noch in der Lage gewesen sein dürfte.

Endlich die Führung: Ewerthon nach seinem 1:0
Endlich die Führung: Ewerthon nach seinem 1:0
© Foto: Onlinesport

Die zweite Halbzeit drohte schon, ähnlich langweilig zu verlaufen, als in der in der 60. Minute Marco Kurz verletzungsbedingt ausscheiden musste - ein Umstand, der verhängnisvoll für den TSV werden sollte, denn ab sofort fehlte es den 60ern an Stabilität in der Hintermannschaft und nur eine Minute nach seiner Auswechslung gelang es der Borussia, mit der praktisch ersten Chance das 1:0 zu markieren. Torben Hoffmann (wer auch sonst?) hatte Ewerthon den Ball mustergültig per Kopf aufgelegt und dieser nahm das Geschenkt dankend an, in dem er das Leder an Schlussmann Jentzsch vorbei ins Tor beförderte.

Zur "Belohnung" für seinen Assist musste Hoffmann kurz darauf das Spiel verlassen, für ihn kam Alt-Löwe Bernhard Winkler in das Spiel und alsbald durften 27.200 Zuschauer eine Duplizität der Ereignisse begutachten, denn wiederum dauerte es nach einem Wechsel der Weiß-Blauen nur eine Minute, bis der Ball im Tor zappelte. Verantwortlich dafür war diesmal Jan Koller, der eine hervorragende Stevic-Ecke verwertete und den Ball am leicht indisponierten Simon Jentsch vorbei ins Tor köpfte.

Zwei Chancen, zwei Tore - das Team von Peter Pacult schien schon am Boden zu liegen, doch nur acht Minuten später zappelte plötzlich auch das BVB-Tornetz. "Fußballzwerg" Thomas Häßler war im Mittelfeld nicht angegriffen worden und erzielte mit einem fulminanten Schuss aus 25 Metern den 2:1-Anschlusstreffer und brachte somit auch erst einmal die "Werner Lorant"-Sprechchöre der Münchener Fans zum Verstummen.

Markierte den 3:1-Siegtreffer per Foulelfmeter: Amoroso
Markierte den 3:1-Siegtreffer per Foulelfmeter: Amoroso
© Foto: Onlinesport

Doch anders als häufig in der Vergangenheit zeigte sich die Borussia von diesem Treffer wenig beeindruckt, ganz im Gegenteil. Ewerthon kam in der Spitze an den Ball, zog an Torwart Jentzsch vorbei und dieser wusste sich nur mit einem Foulspiel zu wehren. Den fälligen Elfmeter verwandelte Amoroso eiskalt zum 3:1-Endstand, einem ein wenig schmeichelhaften Ergebnis für die Borussen.

Fazit:

Was soll man zu einem Spiel sagen, dass eigentlich kaum Worte verdient? In einem erbärmlich schwachen Spiel ist es der Borussia gelungen, die wenigen sich bietenden Chancen konsequent auszunutzen und so den Anschluss an das Spitzentrio in der Tabelle zu halten.. Dennoch sollte das Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass beim BVB zur Zeit einige spielerische Mängel herrschen und es selten gelingt, wirklichen Druck auf den Gegner auszuüben.

Die wichtigste Erkenntnis des Spiels dürfte aber diejenige sein, dass Spiele auch ohne das Mitwirken von Rosicky oder Ricken gewonnen werden können. Zwar fehlte es dem BVB heute eindeutig an Kreativität, aber die Art und Weise, in der neuerdings eiskalt die Torchancen genutzt werden, ist schon beeindruckend. Der TSV dagegen muss sich so langsam mit dem Gedanken vertraut machen, in diesem Jahr gegen den Abstieg spielen zu müssen.

Die Daten zum Spiel:

Borussia: Lehmann (3,5) - Heinrich (4), Wörns (3), Metzelder (3,5), Dede (4) - Oliseh (4), Reuter [12. Stevic (3)], Amoroso (4) [87. Madouni (-)] - Sørensen (3), Koller (2,5), H. Ewerthon (4) [90. F. Bugri (-)]

1860 München: Jentzsch - Votava - T. Hoffmann [68. Winkler], Kurz [60. Tapalovic], Pfuderer - Cerny, Häßler, Mykland, Dheedene [46. Weissenberger], Bierofka - Pürk

Gelbe Karten: Dede, Stevic, Heinrich - Mykland, Jentzsch

Tore: 0:1 Ewerthon (61., ohne Vorarbeit), 0:2 Koller (70., Vorarbeit Stevic), 1:2 Häßler (77. Distanzschuß), 1:3 Amoroso (80., Foulelfmeter)

Schiedsrichter: Torsten Koop (Lüttenmark), Note 3,5: hatte die Partie jederzeit im Griff, lag aber beim Elfmeter daneben

Zuschauer: 27.200

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