„Doublesieger, Doublesieger, hey, hey!“
Nach Meisterschaft und Relegation haben die BVB-Frauen auch den Kreispokal gewonnen. Gegen den höherklassigen TV Brechten gab es ein 3:0. Damit liegt hinter den Borussinnen eine perfekte Auftaktsaison ohne Pflichtspiel-Niederlage.
Lauter Jubel schallte am Sonntagnachmittag über das BVB-Trainingsgelände in Brackel. Ausgelassen feierten die BVB-Frauen vor 971 Zuschauer*innen die Übergabe des Pokals: „Doublesieger, Doublesieger, hey, hey“ und „Wir holen die Meisterschaft – und den Pokaaaaal – im ersten Jaaaaahr“. Das 3:0 über TV Brechten war verdient, aber etwas zu hoch, denn die Partie war über weite Strecken ausgeglichen.
Kein Wunder, schließlich war das Team aus dem Dortmunder Norden nominell der stärkste Gegner, dem die BVB-Frauen bisher in einem Pflichtspiel gegenüberstanden. Der TVB wurde mit großem Abstand Meister in der Bezirksliga und darf in der kommenden Saison in der Landesliga ran. Beide Finalisten waren ohne große Mühen ins Endspiel marschiert, der BVB hatte mit Titelverteidiger Eintracht Dorstfeld und dem Wambeler SV bereits zwei Teams aus dem Bezirksliga-Mittelfeld ausgeschaltet.
Traumtor von Vanessa Kuhl bringt BVB auf Siegerstraße
Und so starteten die Dortmunderinnen mit ordentlich Selbstvertrauen in die Partie. Trainer Thomas Sulewski, der sein Team im Vergleich zur Relegation auf vier Positionen verändert hatte, hätte schon nach zwei Minuten fast gejubelt. Nach einer Flanke von Ann-Katrin Lau ließ Devra Civelek den Ball in die Mitte prallen, doch Hannah Goosmann setzte den Abstauber drüber. Es war nicht die einzige Unsicherheit der Gästekeeperin in der Anfangsphase. In der zehnten Minute vergab Lau selbst dann eine gute Gelegenheit: Marina Jung leitete mit einem tollen langen Ball einen Konter ein, aber auch Lau schoss die Kugel übers Tor. Nicht nur mit Blick aufs Tempo hatte das Spiel ein deutlich höheres Niveau als das Relegationsspiel am Mittwoch, welches die BVB-Frauen ausgerechnet gegen Brechtens Zweitvertretung klar gewonnen hatten (4:0).
Mit zunehmender Spielzeit fanden die Gäste, deren Fans mit Trommeln, Fahnen und Spruchbändern einen ordentlichen Stimmungsblock stellten, immer besser ins Spiel. Borussia verlor ihre anfängliche Überlegenheit in den Zweikämpfen und leistete sich mehr Fehlpässe. 17 Minuten waren gespielt, als Torhüterin Sandra Schröer das erste Mal eingreifen musste, indem sie einen Schuss Clarissa Mengas entschärfte. Die Brechtenerin war es, die später auch die größte Chance der ersten Hälfte haben sollte: Einen leichtfertigen Ballverlust der BVB-Defensive spielten die Gäste perfekt aus, doch am Ende vergab Menga freistehend aus zentraler Position (37.). Da hatten die Schwatzgelben, die in der Zwischenzeit nur durch Lea Rogge-Herper ein kleines Lebenszeichen gesendet hatten (30.), mächtig Glück! Erst kurz vor der Pause sorgte Vanessa Kuhl für Erleichterung auf der BVB-Bank. Einen wunderschönen Schuss aus 25 Metern setzte sie zum 1:0 ins lange Eck – Marke Tor des Monats (42.).
Brechten gibt nicht auf
Im zweiten Durchgang mussten die Dortmunderinnen auf Angreiferin Hannah Goosmann verzichten, die wenige Minuten vor der Pause mit dem Kopf aufgeschlagen war. Gute Besserung an dieser Stelle! Für sie kam Carolin Marie Kaul ins Spiel, das nach Wiederanpfiff recht träge startete. Für Nennenswertes sorgten ein Freistoß von Brechtens Vanessa Krings (49.) und zwei Fernschüsse von Ann-Katrin Lau (56., 59.), jeweils ohne Erfolg. Nicht verwunderlich, dass bei den BVB-Frauen, die aus dem Spiel heraus in dieser Phase keine große Gefahr entwickelten, ein Standard hermusste: In der 59. Minute verwandelte Virginia Glänzer eine Ecke per Kopf zum 2:0.
Wer dachte, Brechten würde sich nun aufgeben, hatte sich getäuscht. Tatsächlich ließen sie die Borussinnen nun kaum aus ihrer Hälfte. Zuerst vergab Ramona Stachel eine Doppelchance (65.), dann hatte Pia Schürmann den Anschluss auf dem Fuß, brachte den Ball nach schöner Verlagerung jedoch nicht aufs Tor (73.). Also setzte Annika Billig neun Minuten Schluss den Deckel auf ein wirklich sehenswertes Endspiel. Sie nutzte den Ärger und die vorübergehende Unsortiertheit der Gegnerinnen, die sich über ein vermeintliches Abseits beschwert hatten, und erzielte das 3:0.
Müssen die Einlasskontrollen wirklich so penibel sein?
Und so dauerte es nach Abpfiff keine Sekunde, bis Spielerinnen, Trainer und Betreuer*innen den Platz stürmten. Der BVB hatte, dem Anlass entsprechend, Double-Shirts vorbereitet. Der kleine silberne Pokal, den das Team kurz darauf überreicht bekam, ist übrigens die erste handfeste Trophäe, die die BVB-Frauen gen Himmel recken durften. Wie wir hörten, hat das Borusseum schon eine Vitrine besorgt. Ach ja: Beide Finalisten dürfen 2022/23 im Westfalenpokal antreten.
Trotz eines aus BVB-Sicht mal wieder höchst erfolgreichen Nachmittags blieb ein kleines Ärgernis: die äußerst peniblen Einlasskontrollen. Das ist nichts Neues. Wer schon mal ein Heimspiel der BVB-Frauen besucht hat, weiß, dass der zuständige Ordnungsdienst alle Taschen kontrolliert und mindestens so gründlich abtastet wie beim Eintritt ins Westfalenstadion. Es ist verständlich, dass Borussia Dortmund sein Gelände, seine Mitarbeitenden und die Besucher*innen schützen möchte, erst recht nach den Erfahrungen rund um den Anschlag 2017. Doch muss wirklich jeder Regenschirm vor den Augen der Ordner*innen ausgeklappt werden? Große Schirme waren gleich ganz verboten. Das hatte der Verein im Vorfeld zwar immerhin kommuniziert, dennoch wirkt diese Einschränkung im Amateurbereich etwas drüber. Ebenso ärgerlich ist, dass man keine eigenen Getränke mit auf die Anlage nehmen durfte, nicht mal Wasserflaschen. Bei anderen Dortmunder Amateurteams ist das überhaupt kein Problem.
Die Leistung des Teams, das seinen Fans bisher so viel Spaß gemacht hat, soll das natürlich nicht trüben. Es bleibt ein Punkt, in dem der Verein seinen Fans und Besucher*innen in der kommenden Saison noch etwas entgegenkommen kann.