Erste Flecken auf der weißen Weste
Womöglich waren die fast 100 intensiven Minuten am letzten Mittwoch gegen Atlético Madrid doch etwas zu überfordernd für einen Großteil unserer U19-Borussen. So konnte man am Sonntag gegen den Gast aus Köln weder vor noch nach dem 0:1 entscheidende Impulse setzen und musste sich gegen clevere sowie engagierte Rheinländer am Ende nicht unverdient beugen.
Da der Autor dieser Zeilen in seinem fortgeschrittenen Alter leider nicht mehr in der Lage ist, nächtliche Geburtstagsfeiern mit den unmenschlichen Anstoßzeiten der Jugendligen zu vereinbaren, sei erst einmal Abbitte geleistet: Ursprünglich geplant war nämlich ein Doppelpack-Spielbericht, in dem auch die Partie unserer U17 am Samstagvormittag gegen den super asozialen RW Essen thematisiert werden sollte. Das musste #ausgruenden leider entfallen. „I am early.“ Letztlich wäre es aber eh wieder nur eine neue Folge der beliebten Rubrik „Zählen lernen mit Moukoko“ geworden. Der noch 13-jährige schoss RWE im Alleingang ab. Beim 4:0 erzielte er die ersten drei Treffer, während das vierte Tor Neuzugang Kamal Bafounta beisteuern konnte. Die U17 bleibt also weiter vorne mit dabei und will ihre Serie am nächsten Wochenende in Bielefeld-Brackwede gegen die Arminia weiter ausbauen.
Das sonntägliche U19-Spiel versprach da schon deutlich mehr Spannung, wenngleich unsere Borussia bisher sogar komplett verlustpunktfrei an der Spitze stand. Die Mini-Geißböcke starteten mit 15 Zählern aus sieben Spielen auch durchaus solide in die neue Saison. An der Seitenlinie steht mit Stefan Ruthenbeck übrigens der Mann, der in der letzten Rückrunde den Klassenerhalt für den effzeh nicht bewerkstelligen konnte und sich danach wieder in die Jugendarbeit zurückzog. Das ist ja eher selten heutzutage, ist doch der Größenwahn dem Fußballgeschäft fast schon inhärent eingeschrieben.
Unbehaun weiter verletzt
Zum gestrigen Spiel: Nach gut zehn Minuten hatte der BVB die erste größere Chance, als der Raiola-Klient Pherai einen herrlichen Pass auf Khadra durchsteckte, der jedoch recht kläglich an Müller scheitern sollte. Nur kurze Zeit später vergab von Cysewski aus einer ähnlichen Situation. Von Anfang an zeigte die Borussia also, wer (vermeintlich) Herr im Haus ist und auf dem Spitzenrang der Liga steht. Die größte Chance der Partie hatten dann jedoch die Kölner: Nach 36 Minuten traf Sebastian Müller per Kopf nur die Latte. Nicht nur in dieser Szene wirkte Hawryluk bei hohen Bällen extrem unsicher und zurückhaltend. Da ist doch ein deutlicher Unterschied zu Unbehaun bemerkbar, der nach seiner Verletzung aus dem Atlético-Spiel noch nicht wieder spielfähig ist.
Mit 0:0 in einem inzwischen ausgeglichenen Spiel ging es dann zum Pausentee. Besonders überzeugend auf Dortmunder Seite fand ich tatsächlich den inzwischen mit sehr vielen Vorschusslorbeeren ausgestatteten Tobi Raschl, der im defensiven Mittelfeld intelligent und agil viele Bälle erobert und auch weiterleiten kann. Yassin Ibrahim wirkte hingegen nicht ganz bei der Sache, was nicht nur durch die häufigen „Yassin, wo bist du?“-Rufe von Trainer Benjamin Hoffmann unterstrichen wurde.
Die erste größere Herausforderung dieser Saison ergab sich dann drei Minuten nach Wiederanpfiff, als nach einer unübersichtlichen Situation Schiedsrichter Stargardt von SW Kroge-Ehrendorf auf den ominösen Punkt zeigte und Schlax ohne Probleme verwandelte. So richtig überzeugt war der Referee wohl nicht von seinem Pfiff, denn die mehrfache Frage Schells („Welcher Spieler hat denn überhaupt gefoult?“) konnte oder wollte er nicht beantworten. (Zu viel) Fairplay zeigte dann auf der anderen Seite Kehr, der zwei Angebote in Form ausgestreckter Beine im Strafraum nicht zum Fall annahm.
Nach gut einer Stunde hätte es dann einen weiteren Elfmeter für den FC geben müssen, als Müller so deutlich im Strafraum gefoult wurde, dass man das wohl noch bis Husen-Kurl gehört haben dürfte. Doch (zum Glück für den BVB!) hatte der junge Schiedsrichter keinen Mut, auf einen zweiten Strafstoß zu entscheiden. Das führte in der Folgezeit dazu, dass Spieler und Trainer bei jeder strittigen Situation versuchten auf den Schiri einzuwirken. Sportlich brisant wurde es erst wieder nach 65 Minuten, als Top-Goalgetter Aydinel leider nur die Latte traf. Gegenüber lenkte Hawryluk in seiner besten Szene einen Kölner Schuss so gerade noch an den Pfosten (80.).
Aydinel scheitert an Latte und Torwart
In der Schlussphase waren die Kölner tendenziell dem zweiten Treffer näher. Insbesondere der starke Churlinov vergab einige Gelegenheiten im Ansatz und eine große Torchance. Als alle Zuschauer schon mit den Gedanken beim Nachhauseweg waren, schlug Aydinel fast doch noch mal zu. Einen vermeintlich abgewehrten Ball nahm er mit vollem Risiko als Halbvolley und zwang Gästetorwart Müller zu einer unfassbaren Glanzparade, die ihm vor den Augen des DFB-Trainers Frank Kramer einen Platz in der U-Nationalmannschaft ermöglichen sollte.
Somit blieb es beim nicht unverdienten 0:1 aus Sicht unserer Borussia und den ersten Flecken auf der bisher lupenreinen weißen Weste. Vielleicht war es aber auch der sprichwörtliche Schuss vor den Bug zur rechten Zeit, zeigte diese Niederlage doch noch einige Schwachstellen und vor allem die Tatsache auf, dass in der Bundesliga West an jedem Wochenende um jeden Punkt gekämpft werden muss. Die nächste Gelegenheit dazu haben unsere U19-Jungs am kommenden Samstagvormittag in Mönchengladbach.
Daten zum Spiel
BVB U19 (4-1-4-1): Hawryluk – von Cysewski (88. Knoop), Ferjani, Schell, Mißner – Raschl – Khadra (46. Bakir), Ibrahim (54., Pena Zauner), Pherai, Kehr (73. Wengerowski) – Aydinel
Tor: 0:1 Schlax (48., Foulelfmeter, Raschl an Churlinov)
SR: Stargardt (Niedersachsen)
Zuschauer: 270
Gelbe Karte für den BVB: Bakir (81., Foulspiel)