3:1 - Derbysieg im Endspiel des Westfalenpokals vor unwürdiger Kulisse in Brackel
Die U19 von Borussia Dortmund ist Westfalenpokal-Sieger 2015. Mit dem 3:1-(3:0)-Derbysieg gegen GE sorgten die A-Junioren zudem für den perfekten Abschied für ihren scheidenden Trainer Marc-Patrick Meister, der dem Verein nun den Rücken kehren wird. Schade jedoch, dass diesem sportlich attraktiven Duell einmal mehr seitens des BVB nicht die ihm zustehende Aufmerksamkeit zuteil wurde.
Die Blauen schienen gedanklich noch bei ihrer Meisterfeier zu sein. Erst am Pfingstmontagabend errang GE die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft im Endspiel im Wattenscheider Lohrheidestadion gegen die TSG Hoffenheim. Vom Glanz dieses Endspiels war die Partie im Westfalenpokal jedoch meilenweit entfernt. Natürlich ist dieser Vergleich sowieso schief, doch nehmen wir stattdessen als Maßstab auf Augenhöhe das Endspiel des „Nachbarverbandes“, des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM). Hier fand das U19-Finale im FVM-Pokal 48 Stunden vor dem Westfalenpokal des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) statt. Am Mittwochabend standen sich der 1. FC Köln und Bayer Leverkusen gegenüber. Gespielt wurde im altehrwürdigen Franz-Kremer-Stadion am Geißbockheim, das Spiel war äußerst gut besucht, die Reihen auf den Tribünen dicht geschlossen.
Das Westfalenpokal-Finale fand hingegen einmal mehr vor der trostlosen Kulisse des BVB-Trainingszentrums in Brackel statt - auf einem Nebenplatz. 5 Euro Eintritt nahm der Echte-Liebe-BVB hierfür, während der gastgebende FC im FVM-Pokal die Zuschauer ohne Eintritt willkommen hieß. Aber immerhin: Beim BVB gab es endlich mal wieder ausreichend Aufstellungsbögen für die Zuschauer, die sich entlang der Platzanlage einfanden - dies ist in Brackel auch alles andere als selbstverständlich.
Und während im FVM-Pokal das Objekt der Begierde, der Pokal, während des gesamten Spiels gut sichtbar und von zwei Sicherheitskräften bewacht am Spielfeldrand aufgebaut war und kurz nach dem Spielschluss in einer angemessenen Zeremonie überreicht wurde, gab es den Pokal und die Medaillen am Freitagabend in Brackel eher klammheimlich. Der BVB und der FLVW müssen sich die Frage gefallen lassen, wieso ein derart sportlich attraktives Endspiel irgendwo vor den Toren der Stadt ausgetragen wird statt in einem passenden und würdigen Rahmen in der Roten Erde, gar im Westfalenstadion oder in einer anderen passenden Stadionanlage der Stadt.
Die Rahmenbedingungen stimmten umso trauriger, da die U19 des BVB im Finale durchaus einen ihrer besten Tage der laufenden Saison erwischte. Die Blauen fanden überhaupt nicht ins Spiel. Bereits nach weniger als 120 Sekunden konnte der schwarz-gelbe Anhang - dem übrigens ein, peinlich aus Heimsicht, viel zu starker blauweißer Mob gegenüberstand - jubeln. Lars Dietz köpfte einen langen Freistoß aus dem linken Mittelfeld in die Maschen (2.).
Und der BVB drückte weiter. Der Gäste-Torwart Janik Schilder konnte Sören Dieckmann im Strafraum nur mit unfairen Mitteln stoppen. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Pascal Stenzel sicher zum 2:0 (11.). Der frisch gebackene Meister wusste gar nicht, wie ihm geschah. Hayrullah Alici legte ab auf Pascal Stenzel, doch dessen Distanzschuss lenkte Schilder über die Latte (15.). Ogun Gümüstas köpfte die anschließende Ecke von Pascal Stenzel am Tor vorbei (16.). Die einzig nennenswerte Chance für die Gäste besaß Hendrik Lohmar, doch bei seinem Schuss war BVB-Schlussmann Dominik Reimann unten und parierte (24.). Alici bediente kurz vor der Halbzeit Vincent Stenzel, doch dessen Schuss ins kurze Ecke entschärfte Schilder zur Ecke. Den Eckstoß von Pascal Stenzel drückte Lars Dietz per Kopf zum 3:0 über die Linie (42.). Den Blauen drohte ein Debakel.
Gästetrainer Norbert Elgert reagierte und brachte nach dem Seitenwechsel Phil Neumann für Fabian Reese. Die Blauen waren fortan bemühter, den Anschluss herzustellen, doch in der Offensive blieben sie weitgehend harmlos und kamen zu keinen zwingenden Torchancen. Auch der BVB tat angesichts der klaren Führung recht wenig für das Spiel nach vorne und so entwickelte sich im kühlen Wind in Brackel eine zähe zweite Hälfte. Der eingewechselte Oguzhan Aydogan verpasste kurz vor Schluss den Todesstoß für die Blauen (89.). Quasi im Gegenzug verkürzte Felix Schröter auf 3:1 (90.). Doch das Spiel wurde nicht mehr spannend. Abermals Aydogan (90.+1) sowie der Joker Jonas Arweiler (90.+3) besaßen stattdessen sogar noch Möglichkeiten für das 4:1.
Den letzten Akzent setzte das königsblaue Juniorentrainer-Urgestein Norbert Elgert nach dem Schlusspfiff. Angestachelt von der schwarzgelben Jubelmeute zog er lautstark und energisch seine Spieler zu einem Kreis zusammen und stimmte an: „Deutscher Meister ist nur der S04!“ Die noch auf dem Rasen verbliebenen Dortmunder A-Junioren konterten noch einmal, ehe sich die Spieler Richtung Kabinen zurückzogen. Eine Pokalübergabe schien es nicht zu geben, sodass sich auch der Autor dieser Zeilen auf den Heimweg machte. Späteren Fotos auf Facebook aus der Kabine war jedoch zu entnehmen, dass offenbar irgendwann irgendwo ein FLVW-Funktionär den Jungs noch Pokal und Medaillen in die Hand gedrückt haben musste. Schade um die entgangenen Bilder.
Mit dem Sieg im Westfalenpokal haben sich die U19-Junioren des BVB zugleich für den DFB-Junioren-Pokal der kommenden Saison 2015/16 qualifiziert. Am 21. Mai 2016 findet abends das Senioren-Finale in Berlin statt, morgens um 11 wird ebenfalls in der Hauptstadt das Finale der A-Jugend angepfiffen. Dieses Doppel ist ja vielleicht ein schönes Ziel für die kommende Spielzeit...?
Die Aufstellungen
GE: Janik Schilder - Maurice Neubauer, Jacob Rasmussen, Thilo Kehrer, Daniel Koseler - Sven Köhler (59. Oktawian Skrzecz) - Paul Stieber, Hendrik Lohmar (66. Joseph Boyamba), Christian Sivodedov (77. Serhat Kot), Fabian Reese (46. Phil Neumann), Felix Schröter.
Tore: 1:0 Lars Dietz (2.), 2:0 Pascal Stenzel (11., Foulelfmeter), 3:0 Lars Dietz (42.), 3:1 Felix Schröter (90.).
Schiedsrichter: Florian Exner (Beelen).