Torloser, guter Gastgeber
Man kann ja sicherlich argumentieren, dass ein Gastgeber sich vorbildlich gegenüber seinen Gästen zu verhalten habe und vor allem die Gäste in den Mittelpunkt stellt als sich selbst. Legt man diesen Maßstab an den Ruhr-Cup International und das Abschneiden der U19 von Borussia Dortmund an, so war man in den letzten Tagen erneut der perfekte Gastgeber.
Denn wie schon im Vorjahr verabschiedete sich der Nachwuchs der Schwatzgelben ohne eigenen Torerfolg aus der Gruppe A und ließ Mannschaften wie Dinamo Tiflis und Viktoria Pilsen ins Halbfinale durch. Dabei sollte aber auch festgehalten werden, dass die Dortmunder Leistung in allen vier Spielen keinesfalls katastrophal war, man es aber eben häufig verpasste, seine eigenen Torchancen auch mal zu nutzen und sich selbst für eine gute Partie zu belohnen. So war es teilweise beim Turnierstart im Stadion Rote Erde am Donnerstag, so war es aber auch in Holzwickede am gestrigen Freitag. Dort gab es erneut zwei torlose Unentschieden für die Mannschaft von Marc-Patrick Meister.
BVB – Viktoria Pilsen 0:0
Das Spiel gegen die Tschechen stand sinnbildlich für die Tatsache, dass Ruhr-Cup und erfolgreiches Abschneiden der Borussia nicht unbedingt perfekt zusammen passen. Wie gewohnt machte der BVB über die komplette Spielzeit von 2x20 Minuten Druck, präsentierte ohne Zweifel die beste Leistung des Turniers und sicherlich auch eine der attraktiveren Partien, konnte aber gegen den späteren Gruppensieger, der erst kurzfristig für Olimpiacos Piräus eingesprungen war, seine zahlreichen Chancen nicht nutzen. Dabei waren schon einige Szenen dabei, die durchaus zum Haareraufen animierten. Luca Steinfeldt hatte bereits nach acht Minuten eine sehenswerte Gelegenheit, als er nach einer Flanke des erneut stark aufspielenden Oguzhan Aydogan aus kurzer Distanz an den Ball kam, diesen aber nicht über die Linie befördern konnte. Aydogan war es auch, der kurz vor der Pause mit einem schnellen Konter über die rechte Seite die nächste Chance vorbereitete, dieses Mal verpasste Serhat Kot knapp. Generell ließ sich in diesem Spiel bei der U19 ein ähnliches Phänomen beobachten, was man sonst häufig bei den Profis sieht. Da wird häufig auch versucht, die Situation spielerisch zu lesen, noch einmal ein Dribbling gesucht oder ein Querpass gespielt, Fernschüsse waren Mangelware. Nach 18 Minuten hatte Steinfeldt die Führung dann nach einem langen Ball auf dem Fuß und muss eigentlich das 1:0 erzielen, als er freistehend auf Pilsen-Schlussmann Svacek zusteuerte, den Schuss aber nicht genug platzierte, sodass Svacek noch eine Hand an den Ball brachte, der daraufhin an der Linie entlang kullerte, diese aber nicht überschritt.
In der zweiten Hälfte bot sich ein ähnliches Bild, Pilsen hatte im gesamten Spielverlauf nicht eine wirkliche Torchance und generell Schwierigkeiten, sich aus der eigenen Hälfte zu befreien. Die Borussia stürmte weiter an, auch wenn die Torszenen nicht mehr ganz so akut waren wie noch im ersten Abschnitt. Emmanuel Mbende, der im Turnierverlauf als Innenverteidiger und Leuchtturm in der Defensive überzeugte, machte nach einer halben Stunde jedoch deutlich, warum er hinten besser aufgehoben ist als vorne. Nach einer Ecke war Mbende doch mit im Angriff, sein Schlenzer aus 16 Metern war im Grunde sogar recht anspruchsvoll, im Endeffekt aber auch keine wirkliche Herausforderung für Keeper Svacek. Eine Zeigerumdrehung später kam der Ball nach einer Freistoß-Variante über Junior Flores und Mbende zu Alici, der das Leder aber auch nur über den Kasten befördern konnte. Bis zum Schluss ergab sich bis auf einen Distanzschuss von Stenzel nicht mehr viel, Pilsen spielte überraschenderweise doch recht deutlich auf Zeit und begnügte sich mit dem torlosen Unentschieden. Zu wenig für die Borussia, die das Halbfinale zu diesem Zeitpunkt fast schon abschreiben konnte, sich aber immerhin auf die Fahne schreiben kann, gegen den späteren Gruppensieger die beste Leistung des Turniers erbracht zu haben.
BVB – Wolfsburg U17 0:0
Der VfL Wolfsburg war mit der U17 zum Ruhr-Cup gereist, da die U19 sich aktuell in China befindet. Diese verkaufte sich insgesamt jedoch auch ehrhaft und konnte dem BVB im letzten Spiel schließlich auch das dritte torlose Remis im vierten Spiel abluchsen, hatte anders als Pilsen aber sogar selbst noch die eine oder andere Konterchance. Insgesamt 1.048 Zuschauer waren am Freitag noch Holzwickede gekommen, um sich die U19 anzusehen, darunter auch Jugendkoordinator Lars Ricken. Dies spricht sicherlich schon für den Wettbewerb, denn auch bei Spielen der Amateure werden je nach Termin auch mal kleinere Zuschauerzahlen erreicht, auch wenn dies dann häufig eben bei Parallelansetzungen der Fall ist. Die knapp 1.000 Zuschauer sahen nach zehn Minuten jedenfalls die erste Torchance für die Schwatzgelben, die übrigens noch nicht in den unsäglichen neuen Trikots aufliefen. US-Boy Junior Flores legte sich den Ball am Strafraum noch einmal zurecht und versuchte es dann mit einem gezielten Schuss, Wolfsburgs Torwart war in diesem Duell aber der lachende Sieger und lenkte den Ball noch um den Pfosten. Dass der U19 dann schließlich auch noch das Glück abhanden ging, untermauerte zunächst Serhat Kot, der aus halblinker Position das Leder auf die Oberkante des Lattenkreuzes setzte, später aber auch noch Bingöl, der mit seinem Kopfball lediglich den Außenpfosten traf. Insgesamt erspielte sich der BVB hier nicht so viele klare Chancen wie im Spiel gegen Pilsen, war aber dennoch die tonangebende Mannschaft und vor allem bei Standards gefährlich. Kurz vor der Pause setzte Flores Steinfeldt noch einmal mit einem Konter in Szene, spielte den Ball aber vielleicht zu sehr in den Rücken des Angreifers, der daher Probleme hatte, den Ball genau zu treffen und somit auch nicht das erste Tor des Turniers für die Schwatzgelben erzielen konnte.
In der zweiten Hälfte passierte dann nicht mehr so viel, eine Stenzel-Hereingabe von halbrechts wurde noch einmal vom Wölfe-Keeper abgeklatscht, aber niemand konnte Kapital daraus schlagen, kurz vor dem Ende hatte Sebastian Schlüschen dann aber die Riesenkonterchance für die Gäste, hatte Keeper Reckert schon umkurvt, brachte es aber auch nicht zu Stande, den Ball dann im Gehäuse unter zu bringen, weil er sich zu viel Zeit ließ und das Leder dann von einem BVB-Verteidiger von der Linie gekratzt wurde.
Aus Dortmunder Sicht kann man das Turnier wohl in die Kategorie „Es hat nicht sollen sein" verpacken. Der BVB präsentierte sich im Grunde nicht schlecht, bot stellenweise sogar ziemlich guten Fußball, an der Chancenauswertung muss Trainer Marc-Patrick Meister aber definitiv noch arbeiten. Hätte man die eine oder andere klare, 100%ige Torchance in den vier Spielen genutzt, hätte man in dieser Gruppe, die generell doch recht torarm ausfiel und nicht oft wirklich hochkarätigen Fußball bot, sicherlich ein Wort um die Halbfinal-Plätze mitreden können. Schade. So geht es für die U19 heute nur noch um Platz 7, wenn in Lüdenscheid gegen West Ham gespielt wird. Dort finden generell zuerst die Platzierungsspiele und ab 16.30 Uhr dann die Halbfinals statt. In diesen trifft Viktoria Pilsen auf Galatasaray Istanbul und Dinamo Tiflis auf Borussia Mönchengladbach. Am Sonntag findet im Stadion Rote Erde ab 10 Uhr dann das Spiel um Platz 3 und das Finale statt.
Ergebnisse und Endstand
Tiflis – Wolfsburg 1:0
Benfica – Pilsen 1:2
Wolfsburg – BVB 0:0
Benfica – Tiflis 1:1
1. Pilsen 3:1 8
2. Tiflis 2:1 6
3. Benfica 4:3 5
4. BVB 0:2 3
5. Wolfsburg 0:2 2