Sarrs Fehler bringt nur einen Punkt
So nah waren unsere Jugendspieler der U19 wohl noch nie am großen Fußball dran. Da die eigentliche Jugendspielstätte in Mönchengladbach zurzeit renoviert werden muss, durften unsere schwarzgelben Jungs im großen Borussia-Park antreten. Ähnlich wie unsere Profis in so ziemlich jeder Bundesliga-Saison der letzten Jahre hatte man die besseren Chancen, ohne jedoch gewinnen zu können.
Es herrschte Volksfeststimmung auf dem Stadion- und Trainingsgelände der falschen Borussia in Mönchengladbach. Viele Familien mit Kindern, bewaffnet mit Kameras und Stiften, waren zu sehen. Dieser ganze Trubel nur wegen eines U19-Bundesligaspiels? Falsch. Am Sonntagmorgen war bei den Profis der Grenzländer leichtes Training und Auslaufen angesagt. Für die Jugendmannschaften interessierte sich niemand so richtig. Daran konnte auch der Umstand nichts ändern, dass der sogenannte Fohlenplatz, die Spielstätte der Gladbach Jugendmannschaften, momentan renoviert wird und man deshalb in den großen Borussia-Park umziehen musste. Höchstens etwa 100 Zuschauer sollten am Ende in einem Eckblock das Spiel verfolgt haben. Vom Bundesligaspiel am Vortag gegen Mainz sah man noch deutlich die Überbleibsel. Feucht durchgewischt wurde in der Nacht offensichtlich nicht.
Für ein Dutzend Groundhopper war dieser Umzug leider weniger schön. Denn während man im großen Stadion schon drölf Mal gewesen ist, stellt der Fohlenplatz noch eine Anlage dar, die nicht jeder aufweisen dürfte. Der einzige positive Aspekt: Im Gegensatz zu den Jugendspielen dort wurde diesmal kein Eintritt erhoben und man konnte für lau die etwas surreale Stadionatmosphäre auf sich wirken lassen. Das ließ sich auch unser Nachwuchskoordinator Lars Ricken nicht entgehen, der mit Kappe und Sonnenbrille das Spiel allein und anonym verfolgte.
Gladbach mit Holtby und Sarr
Mit einem Sieg hätten die Schwarzgelben den punktgleichen Tabellennachbarn aus Rheydt überholen können und zudem Wiedergutmachung für das blamable Ausscheiden beim potentiellen Absteiger in Bielefeld unter der Woche im Westfalenpokal-Halbfinale leisten können. Beim Gastgeber liefen im Übrigen zwei durchaus prominente Nachnamen auf. Während Lewis seinem Bruder Joshua Holtby nicht zugeguckt haben dürfte, ließ es sich unser Innenverteidiger Marian Sarr trotz der langen Rückreise aus Kiel vom Amas-Spiel nicht nehmen, am Sonntagvormittag seinem kleinen Bruder Wilfried zuzugucken. Trainiert werden die Jungfohlen derweil von Arie van Lent.
Insbesondere in der ersten Hälfte sah man den Akteuren deutlich an, dass sie sich auch erst einmal an die merkwürdige Umgebung in einem nahezu komplett leeren Stadion gewöhnen mussten. Für die Gastgeber vereitelte der Linienrichter gleich dreimal kurz hintereinander gute Gelegenheiten, indem er jeweils auf Abseits entschied. Zumindest bei einer Situation davon dürfte die BVB-Defensive großes Glück gehabt haben. Der BVB kam lediglich durch zwei Standardsituationen zu seinen Möglichkeiten. Dann aber richtig. Während BMG-Torwart Hiemer zunächst einen echten Knaller Yildiz' aus 26 Metern so gerade noch parieren konnte (33.), wäre er zwei Minuten später machtlos gewesen. Unglücklicherweise zirkelte erneut Yildiz einen Freistoß von der Strafraumgrenze so genau, dass er nur an den Pfosten prallte.
Stenzel mit der Führung
Und auch in der zweiten Hälfte blieben die ganz großen Torchancen bis auf Distanzschüsse von Drozdek und Bingöl Mangelware, ehe sich Wilfried Sarr seinem großen Bruder in puncto Leichtsinnsfehler annähern wollte. So verlor er in der Vorwärtsbewegung den Ball an Yildiz, dessen Vorlage Stenzel zum Führungstreffer ins Netz bugsieren konnte (70.). Unsere U 19 wäre aber nicht unsere bekanntermaßen flatterhafte Jugendmannschaft, wenn sie nicht kurze Zeit später wieder direkt den Rückschlag hinnehmen müsste. In einem Gladbacher Angriff verletzte sich BVB-Rechtsverteidiger Knystock und blieb am Boden liegen, sodass sich die gesamte Flanke öffnete. Mickels und Rizzo nahmen diese Einladung an und schossen zum Ausgleich ein (78.).
In den letzten zehn Minuten kam der BVB dann noch durch Stenzel oder Steinfeldt (leider war der Gastgeber so intelligent, den Block für die Zuschauer zu öffnen, der am weitesten vom Spielfeld entfernt ist) zu einer Kopfballgelegenheit, die jedoch von Hiemer bravourös pariert werden konnte (80.). Die beim Nachschuss enge Abseitsentscheidung war die Aufregung der BVB-Bank nicht wert, da auch hier der Torwart eh als erstes am Ball gewesen wäre. Es blieb also nach einem eher schwachen Spiel beim 1:1 in Mönchengladbach. Im Vergleich zur Nicht-Leistung in Bielefeld war das zumindest ein kleiner Erfolg, der beim nächsten Heimspiel gegen das Kellerkind aus Bonn mit drei Punkten veredelt werden sollte.
Daten zum Spiel
BVB U19 (4-2-2-2): Siegemeyer – Knystock (81. Hüsing), Greshake, Culjak, Bingöl – Schewior, Kurt – Drozdek, Camoglu – V. Stenzel (79. Steinfeldt), Yildiz
Tore: 0:1 V. Stenzel (70., Vorarbeit Yildiz), 1:1 Rizzo (78., Mickels)
SR: Martenstein (ZEIT-Magazin)
Zuschauer: 100
Gelbe Karten für den BVB: Kurt (85., taktisches Foul), Schewior (87., Meckern)