Kampf um die Krone - U15-Stadtderby TSC gegen BVB
Willkommen zum großen Dortmunder Stadtderby der C-Junioren! Lars Ricken, Ingo Peter, Tim Gutberlet, Stefan Klos, walter09 und BVB-U15-Trainer Benjamin Hoffmann. Die Liste ehemaliger Spieler der Fußballabteilung des "TSC Eintracht 1848/1895 Korporation zu Dortmund" ist ebenso lang wie ruhmreich. Die "Talentschmiede für Borussia Dortmund" ist, damals wie heute, ein Hort für die Fußballer von morgen.
1848 als Turnverein gegründet, fusionierte man in den späten 1960er Jahren mit dem ältesten Fußballklub Dortmunds, dem Dortmunder SC 1895. Der Jugendbereich ist dabei das Prunkstück des Vereins. Deren U15 schaffte letzte Saison den Aufstieg in die höchste Jugendklasse. Die U19 spielt derzeit in der Westfalenliga, nur die U17 musste letztes Jahr aus der zweithöchsten Liga absteigen. 2008/09 besiegte man noch die B-Junioren des BVB in der Bundesliga (West) und holte sich den Stadtmeistertitel. Genau dieser stand auch am goldenen Oktobersamstag auf dem Spiel.
Ganz Dortmund war auf den Beinen, um den Tabellensechsten und
Aufsteiger (Eintracht) gegen den Dritten der Regionalliga-West
(Borussia) an der Flora zu beobachten. Sogar die Nummer 19 der Profis
des BVB sah sich bemüßigt, den weiten Weg aus dem Dortmunder Norden auf
sich zu nehmen, um seine potentiellen Nachfolger zu unterstützen. Auf
der VIP-Loge wurde Gebäck gereicht und der Rasen noch ein wenig
„entlaubt“, was die Qualität des „Geläufs“ aber nicht wirklich
verbesserte. Der Zustand des Rasens roch stark nach Kampf und langen
Bällen. Im Hintergrund der altehrwürdigen Anlage, bei der die nicht mehr
vorhandene überdachte Tribüne aufgrund strahlenden Sonnenscheins nicht
wirklich vermisst wurde, leuchtete der Florian in der Sonne. Tolle
Derby-Atmosphäre.
Die wurde nur kurz eingetrübt, als die Kunde vom Sieg der Blauen im Spitzenspiel gegen die Pillen aus der Chemiestadt die Runde machte. Die U15-Brut der seit 19536-Tagen Schalenlosen, ist der nachfolgende Gegner der Borussen. Zwei Derbys in zwei Wochen also. Sechs Punkte auf den neuen Spitzenreiter bedeuteten aber eins: Der Derbysieg heute ist Pflicht, um den Anschluss nicht zu verlieren. „Die Eintrachtler sind heiß“, kommentierte der verletzte Lars Dietz knapp. „Trotzdem gewinnen wir 4:0.“ Ich tippte 3:1 und sah soeben noch wie die beiden Kapitäne die Wimpel austauschten und die Mannschaften sich aufstellten, um den Anpfiff zu erwarten. Kevin G. spaßte noch kurz mit den Ersatzspielern. „Die Eintracht spielt mit der D1, weil ihr kein richtiger Gegner seid!“ und dann ging es los.
Erste Minute, erster Freistoß, erste Ecke für die in Rot auflaufenden Eintracht-Jungs. Die Heimmannschaft erwischte den besseren Start und spielte mutig nach vorne. Von Beginn an wurde der Acker in jedem Zweikampf umgepflügt und es gab ordentlich auf die Socken. Derby halt. Richtig Zwingendes entstand zwar nicht, es machte aber Spaß, dem verbissenen Treiben zuzuschauen. Nach fünf Minuten das erste echte Lebenszeichen der Dortmunder. Serhat Kot zog ab, Torwart klärte zur Ecke die aber nichts einbrachte. Nach 13 Minuten verbissenen Zweikämpfen, jubelte plötzlich der Eintracht-Block. Aber nicht lange, denn der Assistent hatte die Fahne oben. Was war geschehen? Es gab mal wieder einen Freistoß auf der linken Abwehrseite der Borussia.
Der Ball wurde irgendwie nicht richtig angetippt und ein Schwatzgelber spritzte dem Freistoßschützen entgegen. Der Linienrichter hob deswegen direkt die Fahne, der Ball flog trotzdem ungehorsam in den 16er und eine Rothose netzte aus kurzer Distanz ein. Kein Tor, Wiederholung des Freistoßes und es gab Gelb für den vormuckenden Borussen. Kann man so entscheiden. Trotzdem glücklich für den Gast, der weiterhin mit hohen Bällen operierte und auf seine schnellen Vorderleute setzte. „Weiterkämpfen, Eintracht!“ hörte man immer wieder von der Heim-Bank, deren Spieler den Borussen keinen Zentimeter Luft zum Atmen ließen. Trotzdem schaffte es der BVB mit fortlaufender Spielzeit sich auch spielerisch zu befreien. Doppelchance in der 18. und 19. Minute.
Jonas Westmeyer zieht einfach mal ab, aber der Torwart ist auf dem Posten. Nächste Möglichkeit direkt im Anschluss: Langer Schlag in die Spitze. Arianit Nebihi schüttelt zwei Verfolger ab, kann den bis dahin sehr sicheren Torwart aber nicht per Beinschuss bezwingen, weil dieser mit einer genialen Fußabwehr rettete. Den Nachschuss setzte Sandro Plechaty über den Kasten.
Nur wenige Minuten später trifft Nebihi mit einem tückischen Kopfball den linken Außenpfosten. Es war also nur eine Frage der Zeit bis die mittlerweile drückend überlegenen Dortmunder zur Führung einnetzen würden. In der 30. Minute war es dann auch so weit. Ecke von links, die Kot hereintritt, El-Bouazzati steigt am hinteren Pfosten höher als der Florianturm und drückt den Ball per Kopf zur Gästeführung über die Linie. Zwei Minuten später fliegt ein Aluc-Freistoß von rechts in den Strafraum. Die Murmel ist Ewigkeiten unterwegs, aber der Torhüter des Aufsteigers hütet lieber das Gehäuse, als entschlossen zu klären und muss schließlich nach erneutem Kopfballtreffer von El-Bouazzati den Ball aus den Maschen holen. 0:2 und Doppelschlag des Innenverteidigers. Danach knipste der starke Nebihi den Eintrachtlern fast das Licht aus, aber sein Schuss traf aus 14 Metern nur die Querlatte.
Dann war Halbzeit, in einem fußballerisch nicht hochwertigen, aber jederzeit rassigen und spannenden Duells. Der zweite Durchgang brachte einiges an Überraschungen mit sich. Aus dem rassigen Spiel wurde ein erstklassiges. Die 1848/95er hatten einen „Masterplan“ in der Halbzeit aus der Buxe gezogen und verschoben sich folglich weiter nach vorne, was den Dortmundern ernsthafte Probleme bereitete. Die Aggressivität auf dem Spielfeld nahm zu und auch Keeper Dominik Reimann und seine Vorderleute gerieten nun häufiger in ernsthafte Bedrängnis. Ein erster Warnschuss verfehlte das Tor nur knapp. Kurze Zeit späte erneut die Chance zum Anschluss, aber die Roten wurden dieses Mal Opfer ihres eigenen Grüns. Freistehend wurde im Fünfer über den Ball gesäbelt. Borussen-Chancen? Fehlanzeige. Jeder Schwatzgelbe, so hatte man den Eindruck, war froh, nicht gerade dort zu sein wo sich Ball und Gegner aufhielten.
Daraus ergaben sich Chancen in Hülle und Fülle für den Tabellensechsten, die teilweise fahrlässig vergeben, teilweise auch durch Rettungsaktionen der Hinterleute des BVB im letzten Moment entschärft wurden. Letztendlich wurde der Gastgeber doch noch belohnt. Wie schon beim zweiten Tor des BVB stand auch hier ein zögernder Schlussmann im Mittelpunkt, der den Anschlusstreffer mit etwas mehr Beherztheit sicherlich verhindert hätte. Nur noch 1:2 und als Zaungast hatte man nicht den Eindruck, dass sich dieses Spiel mal eben über die Zeit schaukeln lassen würde. Die TSC bestätigte das auch prompt. Freistoß fast auf der 16er Linie zentral vor dem Tor. Das Spielgerät fliegt Richtung linkes Kreuzeck, aber Keeper Reimann fischte den Ball mit eine akrobatischen Leistung aus dem Selbigen.
Der Dortmunder Stadtmeister der C-Junioren 2011 heißt somit: Ballspielverein Borussia 09 e. V. Dortmund. In einem gleichwertigen Wettkampf setzte sich die individuelle Klasse des Favoriten durch. Ein Dank gilt den Jungs von Eintracht Dortmund, die einen großen Kampf geliefert haben und uns Zuschauern einen kurzweiligen Samstagnachmittag verschafft hatten. Der Stadtmeister rückt mit dem Sieg bis auf zwei Punkte an den Tabellenzweiten, die Minipillen, heran. Der Stadtrivale ist guter Siebter. Nächste Woche steigt dann im Fußballpark des BVB in Brackel das Spitzenspiel gegen die kleinen Blauen. 11 Uhr ist Anpfiff. Also: Erst Derbysieg schauen und dann im Bundesliga-Abendspiel den Bayern die Punkte klauen.
Trainer Benjamin Hoffmann: „Kein schönes Spiel, aber sehr kurzweilig. Der holprige Platz hat sein übriges getan, so dass wir viel mit langen Bällen arbeiten mussten. Die Eintracht hat das in der zweiten Halbzeit aber richtig gut gemacht. Wir haben uns in der Woche taktisch und spielerisch sehr intensiv auf das heutige Spiel vorbereitet, weil wir wussten was uns erwartet. Das hat sich am Ende ausgezahlt.“
Borussia Dortmund U15: Reimann, Middrup, El-Bouazzati, Aluc, Nebihi, Plechaty, Westmeyer, Saric, Kaya, Alici, Kot (Ersatz: Reckert, Mißner, Pieper, Scuderi, Hennecke, Kornobis, Kurt)
Tore: 0:1 El-Bouazzati ((30.), 0:2 El-Bouazzati (32.), 1:2 Eintrachtler (60.), 1:3 Nebihi (70.)
Schiedsrichter: Thorsten Kleiböhmer (Hagen)
Zuschauer: einige Hundert, Sportplatz an der Flora