Spielbericht Jugend

Ruhrcups International 2011 - Wasserschlacht und Elferfluch Teil 2

25.07.2011, 22:43 Uhr von:  Web
Ruhrcups International 2011 - Wasserschlacht und Elferfluch Teil 2
Der BVB U19 wurde nur Zweiter

Der Finaltag des Ruhrcups International 2011 bot bei strömendem Regen nochmal beste Unterhaltung. Die U19 des BVB verlor nach einer turbulenten Partie das Finale -wie könnte es anders sein?- im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen. Nach der regulären Spielzeit hatte es 2:2 gestanden. Auch das Spiel um Platz 3 war äußerst sehenswert, denn hier kam es zum höchst brisanten portugiesischen Duell zwischen Benfica Lissabon und dem FC Porto. Am Ende setzte sich Benfica Lissabon nach einer trotz Dauerregens hitzigen Partie durch.

Die Halbfinalpartien fanden Samstagabend in Iserlohn statt und zwar ohne Beobachter von schwatzgelb.de. Das vorletzte Testspiel der Profis lockte dann doch mehr. Borussia setzte sich ein wenig überraschend mit 2:0 gegen den FC Porto durch, der in der Gruppenphase nur Siege eingefahren hatte. Ebenso wenig konnte sich der zweite Gruppensieger Benfica Lissabon einen Platz im Finale sichern.

Portugiesisches Derby bei deutschem Schietwetter

Die Jungs aus Lissabon wussten zu gefallen

So kam dann aber im kleinen Finale eine äußerst interessante Begegnung der beiden portugiesischen Traditionsvereine zustande. Beide Mannschaften ließen keinen Zweifel daran, dass sie das Spiel unbedingt gewinnen wollten und zeigten Einsatz hart an der Legalitätsgrenze und manchmal auch weit darüber hinaus. Die Platzverhältnisse in der bekannt wetteranfälligen Roten Erde machten es den Teams nicht einfach, hochwertigen Fußball zu zeigen. Insbesondere auf der Westseite des Platzes bildeten sich tiefe Pfützen, in denen der Ball oft einfach liegenblieb. Doch mit ihren technischen Fähigkeiten trotzten die jungen Portugiesen den Umständen doch einige attraktive Szenen ab.

Es war schon das ganze Wochenende aufgefallen, dass der brasilianische Stürmerstar Neymar offenbar ein modisches Vorbild insbesondere für die dunkelhäutigen Jungfußballer zu sein scheint. Nahezu jede am Turnier teilnehmende Mannschaft hatte mindestens einen kleinen Irokesen im Aufgebot. Bei Benfica spielten sogar deren Zwei. Zum einen Torwart José Pedro Goncalves Costa, der insbesondere durch seine herausragenden Sprintqualitäten herausstach. Bei jedem Torerfolg wetzte er über den ganzen Platz, um mit seinen Mannschaftskollegen zu feiern. Dazu bekam er in dieser Partie zweimal die Gelegenheit. Der zweite Irokese im Team und beste Spieler des Turniers Sancidino Malan Silva leitete das 1:0 wunderbar ein und sein Kollege Diego Hipólito Silva Lopes vollstreckte (11. Min.). Das 2:0 erzielte Frederico André Ferrao Venancio im Anschluss an einen Eckball per Kopf (17. Min.). Kurz vor der Pause kam Porto nach einem schweren Patzer von Costa zum Anschlusstreffer, Goncalo Paciênca bedankte sich per Kopf dafür, dass Costa am Ball vorbeigesegelt war.

Auch der FC Porto präsentierte sich bärenstark

Der Regen wurde nun immer stärker, so dass die Partie in der zweiten Halbzeit doch ein wenig nachließ. Es wurde aber weiter von beiden Seiten verbissen gekämpft und man bekam einen Eindruck davon wie viel Prestige bei diesem Duell der Erzrivalen auf dem Spiel stand. Der Irokese im Team von Porto, Ebo Andoh übertrieb es dann aber doch ziemlich und war mit Gelb-Rot für sein brutales Foul noch gut bedient. Obwohl der Platzverweis absolut berechtigt war, kam es nun zu tumultartigen Szenen. Zunächst schubsten sich die Spieler herum, dann griffen auch die Betreuer ein und zwar nicht in der Absicht, die Gemüter zu beruhigen. Insbesondere ein kleiner dicker Mann auf Seiten des FC Porto war kaum zu bändigen und konnte von seinen Kollegen nur mit Mühe von Schlimmerem abgehalten werden. Das Spiel lief dann entsprechend hart weiter und der Schiedsrichter war sichtlich froh, als er die Partie abpfeifen konnte.

Wasserschlacht mit absehbarem Ende

Da es immer noch nicht aufhören wollte zu regnen und die Platzverhältnisse immer irregulärer wurden, entschieden die Veranstalter, das Finale auf 2x30 Minuten zu verkürzen. Das war sicher eine kluge Entscheidung, denn es wurde mehr und mehr unmöglich, auf diesem Platz noch einigermaßen Fußball zu spielen, zumal die Portugiesen ihn bereits ordentlich umgegraben hatten. Zum Glück starten die BVB Amateure mit einem Auswärtsspiel in die Saison, so dass der Acker etwas mehr Zeit hat, sich von dieser Belastung zu erholen.

Sascha Eickel an der Seitenlinie in Aktion

Dortmund und Bremen versuchten es hauptsächlich mit hohen, langen Bällen, den Raum zu überbrücken. Kick&Rush der alten Schule wurde geboten. Aber auch das war angesichts der stets spritzenden Wasserfontänen einigermaßen unterhaltsam anzuschauen. Der BVB brachte erstmals seine beiden in Mexico zum Einsatz gekommenen U17-Nationalspieler von Beginn an. Doch das spielerische Niveau vermochten natürlich auch Koray Günter und Marvin Duksch nicht wirklich anzuheben. Immerhin gingen die ersten Dortmunder Chancen auf ihr Konto. Leider scheiterten sowohl Günter mit einem Kopfball nach einer Ecke, wie auch Duksch der einen Ball mit Glück erreichte, weil er in einer Pfütze liegengeblieben war. Er lief allein auf Werder Torwart Neukam zu und lupfte den Ball über diesen aber auch am Tor vorbei. Thomas Eisfeld machte es kurz darauf in ähnlicher Situation ein wenig besser, aber auch sein Ball sprang vom Innenpfosten wieder ins Feld zurück.

Völlig überraschend ging Werder dann nach 27 Minuten in Führung. Oliver Ihnken köpfte den Ball unhaltbar zum 0:1 ein. Die nächste Großchance für den BVB hatte kurz darauf Jannik Bandowski. Aber er ließ den Ball im Strafraum liegen, statt direkt zu schießen. In der Nachspielzeit bekam er nochmal eine Schussgelegenheit und diese nutzte er besser. Neukam konnte den Ball nur abklatschen und Eisfeld staubte zum hochverdienten Ausgleich ab.

Werder entschied die Regenschlacht für sich

In der zweiten Halbzeit neutralisierten sich beide Teams oder eher wurden sie von den Platzverhältnissen neutralisiert. Es ging nicht mehr viel. Bremen kam wieder nach einem Eckball zu einer zweiten Torchance im Spiel, doch diesmal ging der Ball vorbei. Dann schickte Kerem Demirbay Marvin Duksch mit einem Steilpass auf die Reise, aber er kam erneut nicht an Neukam vorbei. Nach 52 Minuten brachte Dermirbay einen Freistoß flach vors Tor, Eisfeld hielt den Fuß in den Ball und erzielte die Führung. In der nächsten Aktion setzte der eingewechselte Semih Daglar den Ball per Fernschuss auf die Latte. Als alles auf eine Titelverteidigung des BVB hinauszulaufen schien, feuerte Patrick Chwiendacz aus halblinker Position einen 20-Meter-Hammer in den rechten Winkel.

Also mussten wieder mal die leidigen Elfmeter entscheiden und es kam wie es kommen musste. Obwohl Wilmes einen Elfer hielt, verlor der BVB weil Ducksch nur die Latte und Demirbay den Pfosten traf. Mit Trainer Mirko Votava konnte sich wenigstens ein alter Borusse über den Turniersieg freuen.

Statistik:

BVB U19: Wilmes, Kübel, Deelen, Menendes de Miguel, Günter, Hölscher (47. Daglar), Demirbay, Eisfeld (59. Nimpsch), Duksch, Bandowski, Fritz

Werder U19: Neukam, Busch, Rehfeldt, Reineke, Lo Iacono, Von Haake (47. Almpanis), Chwiendacz, Yildirim, Hyde, Zwerschke, Ihnken

Tore: 0:1 Ihnken (27. Minute), 1:1 Eisfeld (30.), 2:1 Eisfeld (52.), 2:2 Chwiendacz (57.)

Elferschießen: Duksch verschießt, 2:3 Yildirim, 3:3 Fritz, Robrecht verschießt, Demirbay verschießt, 3:4 Reineke

Gelbe Karten: Deelen – Ihnken

Zuschauer: 510 in der Kampfbahn Rote Erde

Bester Spieler des Turniers: Silva (Benfica Lissabon)

Bester Torwart: Neukam (Werder Bremen)

Torschützenkönig: Eisfeld (BVB - wie auch schon 2010)

Fair Play Preis: Manchester City

Kurzinterview mit dem Organisationschef des Ruhrcups Heinz Keppmann

Das Wetter war am Finaltag nicht mit Borussia
schwatzgelb.de: Wie fällt ihr Fazit der Veranstaltung aus Sicht der Organisatoren aus?

Heinz Keppmann: Wenn ich die ganze Veranstaltung betrachte und die Resonanz an den einzelnen Spielorten mit einbeziehe, dann stellt dieses Turnier, auf ganz Europa betrachtet, allererste Sahne dar. Wir hatten natürlich am Finaltag Pech mit dem Wetter, so dass wir eher eine Wasserschlacht als ein echtes Finale gesehen haben, aber das gehört beim Fußball nun mal auch dazu. Es tut mir für die beteiligten Spieler leid, aber bei einer solchen Witterungssituation bleiben die meisten Zuschauer halt lieber zu hause. Das Spiel konnte auf diesem Boden nicht den ganz großen Fußball zeigen, war aber dennoch brisant. Ich hätte mich zwar für jeden gefreut, der das Turnier gewinnt, aber mit der Mannschaft von Werder Bremen verbindet mich ein besonders herzliches Verhältnis, denn der Coach Mirko Votava ist einer meiner Jungs und vielleicht einer meiner größten Erfolge als damaliger Jugendtrainer beim BVB. Ich gönne ihm den Erfolg sehr und bei Borussia gibt es niemanden, der das nicht so sieht wie ich. Ich denke es war insgesamt ein großes Turnier, ich hätte mir nur besseres Wetter gewünscht.


schwatzgelb.de: Wird es auch im nächsten Jahr einen Ruhrcup geben?

Heinz Keppmann: Den Ruhrcup wird es nicht nur im nächsten Jahr sondern auch darüber hinaus zu diesem Termin geben. Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Alle Mannschaften, die in diesem Jahr hier waren, würden morgen schon unterschreiben, um wiederzukommen. Das wird aber nicht komplett umsetzbar sein. Der F.C. Porto wird mit großer Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr dabei sein und dann auch Real Madrid. Im nächsten Jahr werden wir auch etwas ändern und dann in zwei Fünfergruppen spielen, wo Jeder gegen Jeden antreten wird. Die Gruppensieger werden dann das Finale austragen. Zudem finden im nächsten Jahr die Auslandskulturtage Nordrhein-Westfalen mit Polen statt, was zum Ergebnis hat, dass auch eine polnische Mannschaft teilnehmen wird. Zudem wird eine fünfte deutsche Mannschaft teilnehmen, wahrscheinlich der HSV. Mit Otto Addo ist da ja auch ein Dortmunder Junge Trainer.

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