Aschewolken, miese Bratwurst und eine Mutter im Pech - U17 des BVB verliert Pokalhalbfinale
Die Voraussetzungen für einen Pokalfinaleinzug waren durchwachsen wie die Wettervorhersage für den Abend. "Sonne und Wolken wechseln sich ab, es bleibt aber trocken bei 18 Grad", tönte es aus dem Auto-Radio auf dem Weg zum Spiel.
Auf das Derby übertragen hieß das: Beide Spiele in der Junioren-Bundesliga (West) wurden in dieser Saison gegen den Derbygegner zwar gewonnen, während die ihrerseits nur ein Sieg in den letzten acht Spielen feiern konnten (Sonne) - aber mit Marvin Duksch fehlte den B-Junioren ihr Über-Knipser (32 Tore für die U17 und 7 Tore für die U19) und der BVB mit zuletzt zwei Niederlagen in Folge auch nicht gerade mit einem Lauf (Wolken).
Beide Teams gleichermaßen mit DFB- und A-Junioren Abstellungen belastet. Vergleicht man die heutigen Aufstellungen mit dem letzten Aufeinandertreffen in der Liga, ergibt sich ein auf vier Positionen (inklusive Torhüter) veränderter Gastgeber, gegen einen nur um zwei Positionen umbesetzten Gast. Leichter Favorit: die Borussen. Der (statistische) Strohhalm war also im Drink. Fehlte nur noch die Bratwurst. Aber die war (um es vorweg zunehmen) ziemlich mies, wie das Spiel des schwarzgelben Nachwuchses an diesem Pokalabend.
Die Sonne kam raus, die Mannschaften winkten bei der Aufstellung den schätzungsweise 119 Zuschauern plus Ex-Rollo Fuhrmann-Opfer Andreas Müller zu und der Ball verließ pünktlich (mit Fußunterstützung) um 18 Uhr den Anstoßkreis. Die erste Chance hatte, nach erstem Abtasten zu Beginn, der Gastgeber. Harder sprintet ungehindert die linke Seite entlang, der Pass kommt in die Mitte, aber Gödde schießt knapp links vorbei. Die Außen (vor allem die rechte Abwehrseite) sollten eine der (vielen) Schwachstellen des BVB an diesem Abend sein. Aber zurück zur Sonne. Plötzlich stand es 0:1. Eine umgekehrte FC Bayern-Gedächtnis-Kopie der Chance zuvor: Eine Flanke von rechts fliegt flach in den 16er und Dudzik hatte in der 7. Minute wenig Mühe einzuschießen. Eine aufgewirbelte Aschewolke feierte ‚bengalisch‘ mit den anwesenden Spieler-Eltern den Führungstreffer.
Dieser kurze Freudenausbruch sollte bis zur Halbzeit der letzte erquickende Moment gewesen sein. Die Borussen zogen sich fortan unverständlicherweise immer weiter zurück und schafften es immer seltener, den Ball aus der Gefahrenzone eigener 16er fernzuhalten. Ganz im Gegenteil. Alleine zwischen der 13. und 17. Minute ergaben sich zwei, drei gute Einschuss-Möglichkeiten für die kleinen Blauen. Aber BVB-Keeper Wilmes (Schuss aus 20 Metern), der Linienrichter (Riesenchance freistehend, aber Abseits angezeigt), sowie der rechte Außenpfosten verhinderten den Gegentreffer. Die Sonne verschwand auch prompt und die Brat‘wurst‘ meldete sich zur Verdauung an.
Lange Bälle in die Spitze bereiteten dem BVB ständige Kopfschmerzen, selbst ein Gelsenkirchener-Befreiungsschlag landete genau bei GE-Stürmer Harder, aber Nico Knystock gewann das 1:1-Duell und verhinderte Schlimmeres. Ein Mini-Lebenszeichen des Tabellenzweiten der Liga beendete dann diese wilden acht Minuten, als Manuel Greshake einfach mal abzog und der Ball aus 20 Metern knapp über das Gehäuse zischte. Wolkenzeit heißt aber auch Verletzungszeit. Nach einem harten, unabsichtlichen Zusammenprall mit einem Gegenspieler blieb der BVB-Keeper liegen und musste behandelt werden. Es ging aber vorerst für ihn weiter. Ein paar Minuten später eine nächste Verletzungsunterbrechung, die zur großen Chance zum 0:2 führen sollte. Während die Gelsenkirchener den Schiedsrichter lauthals bedrängten den gerade behandelten Mitspieler wieder aufs Feld zu lassen, handelten die Dortmunder blitzschnell. Steilpass über die linke Seite genau in den Lauf von Dudziak der umkurvt elegant den herausgeeilten Torwart, um dann - irgendwie symptomatisch für das ganze Spiel - denn eingespielten Knoten aus den Beinen (und auch gleichzeitig im Kopf) nicht mehr rauszubekommen. Er wird gestellt und weg war die Chance.
Danach ging es bei Wilmes nicht mehr weiter. Der war froh, sagte seine Mutter nach dem Spiel exklusiv zu schwatzgelb.de, dass er noch alle Zähne im Mund hatte, weil er dachte die seien alle rausgeflogen, als er sich mit dem Kopf voran auf den Ball und damit in den Gegner warf. Aber der Kopf brummte zu stark, so dass Jonathan Hübbe für ihn in die Kiste ging. Viel Zeit zum Eingewöhnen blieb ihm nicht. Aber die Sonne kam wieder raus. Ball kommt flach an den Fünfer und auch in der U17 der Ultra-Beautys Spieler gibt es Kandidaten, die in jedem Jahresrückblick auftauchen könnten. Drüber. Anschließend flog erneut ein langer Ball tief in die verwundbare BVB-Abwehr (34.) und Hübbe sah sich plötzlich ganz alleine einem schalenlosen Nachwuchsspieler gegenüberstehen, der den Ball aber - dank seines mutigen Einsatzes - nicht an ihm vorbeizuschieben vermochte.
Der Schiri hat danach kurz Zeit seine Ausrüstung auf Vollzähligkeit zu überprüfen und zog Gelb für einen Gelsenkirchener wegen Ellbogens-in-die-Weichteile-schlagen nachdem er selbst am Trikot gezogen wurde. Der anschließende Freistoß verpuffte gottseidank wirkungslos. Kurz darauf wird das erste Mal Elfmeter gefordert, aber dazu braucht man mehr als nur einen sitzenden blauen Spieler und Rasen unter seinem Hintern. Halbzeit. Keine berittenen Uniformierten, keine Ultras, keine Gesänge, keine Bengalos, nur Fußball und Du. Finaaalle oooooh, könnte man denken, aber der Gedanke kommt mir irgendwie nicht. Hauptsache in Führung.
Zweite Halbzeit. Der BVB hat eine Halb-Chance direkt nach Anpfiff (Fernschuss, daneben). Der Ausgleich kam aber alsbald im Gewand eines langen Balles. Wie auch sonst. Freistoß aus dem Halb-Feld, Kopfball von Gödde, Ausgleich (43.). Leider folgte der zweite Streich nicht allzu lange später. Unnötiger Ballverlust vorne, hinten ungeschickt bei der Klärung und es gab eine folgenschwere Ecke gegen die Borussia (46. Minute).
Von links getreten, geriet die Kopfballabwehr durch Schwarzgelb zu kurz. Yildiz nahm das Geschenk an und platzierte den Ball vom rechten Strafraum-Eck aus flach links neben dem rechten Pfosten und den herbeifliegenden Torwarthänden.
Nun wurde der gegnerische Sechzehner endgültig zum Sperrgebiet erklärt und der Ball zum Feind. Des Einen Feind ist des anderen Freund, dachte sich dieser und las fortan den Blauen jeden Wunsch von den Lippen ab. Die kombinierten und spielten sich in einen Rausch, so dass man froh war ‚nur‘ zwischen frustrierten Eltern zu stehen. Plastikbecher gab es zum Glück auch nicht. Der zweite Elferpfiff blieb zwei Minuten später erneut aus (aber drei ist ja die magische Zahl), es gab trotzdem Gelb für Deelen im schwarzgelben Trikot und Freistoß für die Anderen an der weißen Strafraummarkierung. Aber der Ball gehorchte nicht und flog drüber.
BVB: Wilmes (30. Hübbe) – Knystock, Pedro (Ilias), Borgelt, Böhmer – Greshake, Deelen – Dytko (70. Homburg), Dudziak, Albert (54. Stenzel) - Benkarit
Tore: 0:1 Dudziak (7.), 1:1 Gödde (43.), 2:1 Yildiz (46.), 3:1 Harder (80. Handelfmeter)