BVB II holt einen Punkt im Erzgebirge
Mit einem Punkt im Gepäck beendete man gestern die Tour ins Erzgebirge und kann mit dem Pflichtsieg der Profis gegen Hertha am Freitag und dem gestrigen Unentschieden gegen den FC Erzgebirge Aue von einem gelungenem Wochenende für Schwarzgelb sprechen.
Spielansetzungen à la Profi-Heimspiel am Freitag und Amas-Auswärtsspiel am Samstag gehören eigentlich zu meinen Favoriten. Erst einen Heimsieg im Westfalenstadion feiern um dann die Amas quer durch Deutschland zu begleiten.
Die Profis wollten einem da auch ausnahmsweise mal keinen Strich durch die Rechnung machen und fuhren einen souveränen Pflichtsieg gegen den Hauptstadtclub ein, wenngleich das Spiel vor allem in der ersten Halbzeit alles andere als ansehnlich war. So war es auch wenig verwunderlich, dass man gegen halb sechs in der Früh kaum schlecht gelaunte Mitfahrer am Dortmunder ZOB antraf. Mit insgesamt 70 Ultras von die Amateure und einem Doppeldecker eines regionalen Busunternehmens sollten die gut 500 km gen Erzgebirge bewältigt werden. Das Busunternehmen war wie der Großteil der Mitfahrer pünktlich, so dass es mit nur wenigen Minuten Verspätung gen Osten gehen konnte.
Knapp 500 km gen Osten
Die ersten beiden Stunden gestalteten sich im Bus recht ruhig. Da wohl kaum jemand behaupten konnte mehr als drei Stunden geschlafen zu habe, stand bei dem Großteil erst einmal eine Erhöhung dieses Pensums auf dem Programm. Wirklich geweckt wurde man dann kurz nach Kassel durch den Busfahrer, der zum Unverständnis aller Businsassen sich mal so eben für „30 Minuten Pause“ entschied. Immerhin hatte man zu diesem Zeitpunkt schon die A44 bewältigt und befand sich damit auf der A7. Nun gut, die halbe Stunde wurde letztlich tot geschlagen und damit sollte es dann auch schon weiter gehen. Die A7 wurde recht unspektakulär und staufrei bewältigt, so dass man beim Wechsel auf die A4 recht gut im Zeitplan lag. Im Bus gab es dann feinsten Dortmunder Rap, draußen dagegen eine große Portion Nebel. Zum Teil schon sehr kritische Sichtverhältnisse, aber was will man bei einem derart großem Anteil an Wald und Wiese in den Morgenstunden schon anderes erwarten? Fast pünktlich mit dem Musikwechsel auf nervende Schlager-CDs kam nun auch die Sonne zum Vorschein. Im Sommer wären bei derartigen Wetter gut und gerne dreißig Grad drin gewesen, da wir aber leider schon November schreiben, pendelte sich das Thermometer bei knapp über null Grad ein.
Über Eisenach, Erfurt, Jena und Gera ging es dann die A4 immer weiter gen Osten. An der Baustellensituation hat sich im Vergleich zur Fahrt ins Paradies nichts geändert. Erschwerend kamen noch das Auf und Ab an Höhenkilometer hinzu, wobei es die beiden Busfahrer partout nicht verstanden, den Schwung mit in die Anstiege zu nehmen. Wie gut, dass der Fahrtpreis bereits im Vorfeld festgelegt wurde. Ebenfalls hatten beide Busfahrer wohl ernsthafte Probleme, den kürzesten Weg nach Aue zu finden. So gab es dann noch einen kleinen Schlenker auf der A4 weiter gen Osten, ehe man endlich den Weg gen Südsachsen einschlug. Die Folge war dann, dass man irgendwann von der A72 abfuhr und man sich plötzlich im Sauerland wähnte. So ging es fast eine halbe Stunde quer durch irgendwelche Dörfer im Erzgebirge. Wenigstens war es hier sehr idyllisch, so dass man durchaus behaupten kann, dass man für sein Fahrtgeld doch einiges geboten bekommen hat.
Ankunft nach über sieben Stunden Fahrt
Nachdem man beim Durchfahren dieser Dörfer feststellen musste, dass in Sachsen der Reformationstag, anders als bei uns in Westfalen, als Feiertag gilt, musste der Plan sich nach dem Spiel in einem örtlichen Supermarkt mit Nachschub einzudecken frühzeitig verworfen werden. Immerhin erreichte man kurz nach halb eins früher als erwartet das Erzgebirge-Stadion.
Das Stadion an sich ist noch eines der alten Schule. Die Haupt- und Teile der beiden Hintertortribünen sind überdacht und fast komplett mit Sitzplätzen ausgestattet. Nur im Bereich der aktiven Auer Fanszene waren Stehplätze vorhanden. Auf der Gegenseite dann eine etwas größere, aber dafür unüberdachte Sitzplatztribüne mit Holzbänken (bestimmt sehr angenehm bei Regen) und in den Kurven Stehplätze. Eingerahmt wurde das Stadion von vier imposanten Flutlichtmasten, etwa vergleichbar mit denen in Jena. Auch die Lage des Stadions konnte voll überzeugen, wurde das Stadion doch auf zwei Seiten mit Bergen eingerahmt. Dies sieht man ja auch nicht alle Tage, so dass die Lage Zaungucker geradezu magisch anzog. Als Stadionverbotler hat man auf jeden Fall ausreichend Möglichkeiten das Spiel mit zu verfolgen, wenngleich es natürlich nach wie vor mehr als bitter ist, wenn man nicht zusammen mit seinen Freunden in der Kurve stehen kann.
Provokante Staatsmacht
Und da wären wir auch schon beim nächsten Thema. Während die Einlasskontrollen im Großen und Ganzen okay waren, gab es plötzlich helle Aufregung im Block. Bei notorischen Kontrollen von Personalien hatte die Staatsmacht plötzlich zwei junge BVB-Fans im Visier, die in der Vergangenheit von Stadionverbot betroffen waren, zum Teil aber schon seit über einem Jahr wieder ins Stadion dürfen. In der Datei wurden diese aber noch als Stadionverbotler geführt, weshalb ihnen der Zutritt ins Stadion verwehrt wurde. Diesen Sachverhalt muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da hat die Polizei Beamte ohne Ende im Einsatz, verschlingt en masse Steuergelder und ist nicht mal in der Lage innerhalb eines Jahres Fans mit abgelaufenem bzw. aufgehobenem Stadionverbot als Stadiongänger umzuschlüsseln. In der freien Wirtschaft wären derartige Versager direkt ihren Job los, aber mit Fußballfans kann man natürlich so umgehen. Bis zur Aufklärung des Sachverhalts verließen fast alle BVB-Fans den Gästebereich und alle Fahnen wurden abgehangen um gegen dieses willkürliche Verhalten zu protestieren. Letztlich hätten nach zahlreichen Vermittlungen beide Fans wieder ins Stadion gedurft, doch als sie diese Nachricht erreichte, waren beide schon mit den restlichen Stadionverbotlern unterwegs, so dass man sich letztlich gegen den Besuch des Spiels entschied. Ganz groß dann auch das Verhalten der örtlichen Polizei, die nichts anderes im Sinn hatte als den mitgereisten BVB-Anhang, wann immer es möglich war zu schikanieren. Als Höhepunkt darf hier der tätliche Angriff eines Beamten auf den Vorsänger angeführt werden, der Kai mit aller Gewalt dazu bringen wollte, den Protest aufzugeben. Von daher ein großes Lob an den BVB-Anhang, der die Steilvorlage nicht annahm und sich vorbildlich verhielt. Aber es ist schon erschreckend zu sehen, wie Polizei und Ordnungsdienst vermehrt bei Auswärtsspielen des BVB II versuchen Randale zu provozieren. Letztlich soll es wohl darauf hinauslaufen der ZIS neue Argumente zu liefern, um sämtliche Spiele des BVB II zeitgleich mit den Spielen der Profis zu terminieren.
Gut 300 Fans im Gästeblock
Nachdem sich der Sachverhalt langsam aber sicher aufklärte, konnte also die Unterstützung des Teams von Trainer Theo Schneider mit etwas Verspätung beginnen. Von der Heimkurve gab es beim Wiederbetreten des Blocks aufmunternde Sprechchöre wie „Gegen alle Stadionverbote“. Vielen Dank hierfür, ebenso wie für die freundliche Aufnahme der schwarzgelben Stadionverbotler. Bleibt zu hoffen, dass das Rückspiel ebenfalls nicht parallel zu dem Spiel der Profis ausgetragen wird, so dass man sich entsprechend revanchieren kann. Im Gästeblock fanden sich gut 300 BVB-Fans ein, die wie bereits geschrieben zum Großteil mit dem Bus, Bulli und Pkw aus Dortmund angereist waren. Dazu kamen natürlich der BVB-Anhang aus dem Osten, sowie einige „kranke“ Fans, die mit dem WET den Weg ins Erzgebirge antraten und daher erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit im Block eintrafen. Neben der großen „Amateure“ Zahnfahne zierten noch diverse andere Zaunfahnen den Block. An Material gab es wie bei den letzten beiden Amasspielen gegen Sandhausen und FC Bayern II die bekannten schwarzgelben Fahnen im Block. Der Support war ganz okay. Gut 100 Fans beteiligten sich am durchgängigen Support. Eine höhere Mitmachquote wäre durchaus wünschenswert, warum fährt man schließlich sonst einmal quer durch Deutschland? Während der vollen neunzig Minuten wurden die gewohnten Gesänge vorgetragen, die allerdings nicht so laut wie zuletzt durch das weite Rund hallten. Grund hierfür dürfte neben dem nicht vorhandenen Dach sicherlich die Weitläufigkeit des Stadions gewesen sein. Von daher waren die schwarzgelben Gesänge auf der gegenüberliegenden Seite leider nur sporadisch zu vernehmen.
Heimseite auch nicht besser
Doch auch die Heimseite konnte mich nicht richtig überzeugen. Der Block der aktiven Auer Fans rund um die Ultras Aue war etwa zu einem Drittel durch eine Wismut Aue Zaunfahne abgesperrt. Hinter dieser dann gut 200 Violette die ihre Mannschaft unterstützten. Der Support war zwar durchgängig, allerdings nie wirklich laut zu vernehmen. Mit Vorsänger und zwei Trommeln wurden einige mir neue Melodien vorgetragen, dazu aber auch eine ganze Reihe Standardsachen. Positiv war auf jeden Fall die Zaunbeflaggung, negativ dagegen der Einsatz von Schwenkelementen. Nur einige wenige größere Schwenker zierten die Kurve, Doppelhalter etc. suchte man vergebens. Ich hatte mir da persönlich etwas mehr versprochen, wobei ich vielleicht auch mit zu großen Erwartungen ins Erzgebirge gefahren bin. Denn wie man nachher erfahren durfte, umfassen die Ultras Aue gerade einmal 26 Mitglieder, wobei sechs Mitgliedern der Stadionbesuch aufgrund Stadionverbots verwehrt wird. Darüber hinaus beklagen die UA erhebliche Nachwuchsprobleme. In einer Region, wo man mit Zwickau und Chemnitz zwei direkte Konkurrenten hat, vielleicht auch nicht weiter verwunderlich.
Darüber hinaus ist das Auer Umfeld auch nicht so groß wie beispielweise bei uns in Dortmund. Aue selbst zählt noch nicht einmal 20.000 Einwohner. Von daher ist es umso erstaunlicher, zu welchen Leistungen die Violetten in der Vergangenheit, zuletzt erst am Freitag im Derby gegen Zwickau, in der Lage waren.
Zum Sportlichen
Doch nun zum Sportlichen: Trainer Theo Schneider musste mal wieder umbauen. Nachdem es zum Anfang der Saison noch Variationsmöglichkeiten ohne Ende gab, musste gestern mal wieder improvisiert werden. Marcel Schmelzer musste am Freitag für den verletzten Dede ins Spiel und stand damit wie Damien Le Tallec nicht zur Verfügung. Yasin Öztekin fiel zudem mit einem grippalen Infekt aus. Marcel Höttecke und Daniel Ginczek fuhren direkt nach dem Spiel gegen Berlin nach Aue. Höttecke stand im Tor – Ginczek musste erst mal auf der Bank Platz nehmen. Kullmann und Hille bildeten das Sturmduo. Kaum hatte das Spiel bei strahlendem Sonnenschein begonnen, so musste Höttecke auch schon das erste Mal hinter sich greifen. Julian Koch hatte einen Schuss von Aues Curri unhaltbar ins Tor abgefälscht. Kamen dem treuen Amasfan sofort die letzten unglücklichen Spiele ins Gedächtnis, so stand es nur zwei Minuten später schon 1:1. Eine Hereingabe von David Vrzogic fand mit Julian Koch einen dankbaren Abnehmer. Für FCE-Torwart eigentlich eine sichere Sache, wohl aber geblendet durch die tief stehende Sonne griff dieser daneben und es stand 1:1. Doch auch dieser Spielstand sollte nicht lange anhalten. Wieder war es das Duell zwischen Julian Koch und Skerdilaid Curri, wo sich Koch diesmal nur mit einem Foul an der Strafraumgrenze helfen konnte. Schiedsrichter Cortus entschied auf Elfmeter, Najeh Braham verwandelte zum 2:1. In der Folge gestaltete sich das Spiel recht ausgeglichen, doch Kullmann, Hille, Tyrala und Piossek verpassten es vorerst den Ausgleich zu erzielen. Erwähnenswert noch ein Cut bei Innenverteidiger Lasse Sobiech kurz vor der Halbzeit, so dass dieser zwischenzeitlich in der zweiten Halbzeit mit einem Turban spielen musste.
Piossek macht den Ausgleich
Angetrieben vom soliden Support aus dem Gästeblock kam der BVB II nun
deutlich energischer aus der Kabine und machte sogleich das Spiel. Im
Gegensatz zum letzten Spiel gegen den FCB II vergaß das Team diesmal
nicht, sich für die gute Leistung zu belohnen: Marcus Piossek erzielte
Mitte der zweiten Halbzeit das verdiente 2:2. Auch das 3:2 wäre durchaus
möglich gewesen, doch dafür fehlt dem Team nach dem Ausfall von Damien
Le Tallec einfach ein Knipser, der die Bälle einfach mal reinhaut. Die
letzten Minuten überstand der BVB II unbeschadet, war dies doch
eigentlich immer die kritische Phase, wo man in der Vergangenheit schon
zahlreiche Punkte verspielt hatte. Doch hierfür waren die FCE-Spieler an
diesem Nachmittag einfach zu unkreativ und ungefährlich. Gut für den
BVB II, denn mit einem Punkt bei einem ansonsten spielstarken Auer Team,
kann man absolut zufrieden sein und lässt für das nächste Heimspiel am
Samstag gegen Erfurt hoffen.
Aktuell fehlen dem Team einfach mal
zwei Siege hintereinander, so wie beispielsweise geschehen beim FCB II,
der nun die Abstiegsränge innerhalb kürzester Zeit verlassen hat.
Nach dem Abpfiff war dem Team die Erleichterung förmlich anzusehen. Das Team bildete samt Auswechselspielern und Betreuer einen großen Kreis, stimmte sich auf die weiteren Spiele ein und kam dann geschlossen in die Gästekurve um sich beim mitgereisten Anhang für die Unterstützung zu bedanken. Schön das auch Trainer Theo Schneider und sein Co Hannes Wolf den Weg an den Zaun fanden.
Und wieder zurück gen Westfalen
So wurde sich vom Team per Handschlag verabschiedet und das Material zusammengepackt. An den Bussen wurde die Sektion Stadionverbot in Empfang genommen, die das Spiel mit den SV-Leuten von Aue verbrachten. Begleitet von über zehn (!) Mannschaftswagen, was für ein Spiel mit einem derart niedrigen Konfliktpotenzial einfach viel zu viel ist, wurde man bis zur Autobahnauffahrt begleitet. Vielleicht sollten sich die örtlichen Behörden im Vorfeld mal mit ihren Kollegen aus Dortmund in Verbindung setzen. Dies hätte dem Steuerzahler wohl den einen oder anderen Euro an Ausgaben erspart. Die Begleitung hatte wenigstens den Vorteil, dass der Busfahrer nichts anderes als den richtigen Weg nehmen konnte. Im Bus dann zweigeteilte Stimmung. Unten dann eher die Partyfraktion, oben dann eher die ruhigere Variante. Nach einem etwas zu langem Stopp bei einem großen Multi, den man eigentlich boykottieren sollte, ging es durch die drölfzig Anstiege rund um Hessen und Thüringen, sowie den zahlreichen Baustellen zurück in die Westfalenmetropole, die man kurz vor Mitternacht erreichte.