Ist das bitter - der BTSV steigt auf
Es gibt Spiele, da weiß man echt nicht was man dazu schreiben soll. Das heutige Auswärtsspiel des BVB II in Braunschweig gehört zweifelsohne dazu. Da Essen völlig überraschend gegen Lübeck verlor, steigt nun tatsächlich Eintracht Braunschweig in die dritte Liga auf. Ausgerechnet der Club, der wochenlang mit dem Aufstieg nichts zu tun hatte und dann noch mit einem glücklichen Heimsieg gegen unsere Zweitvertretung.
Bitter vor allem deswegen, weil der BVB II eigentlich locker den zehnten Platz hätte sichern können. Doch nach den völlig unnötigen Pleiten der letzten Zeit, die letzte Woche mit der Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg (1:2) ihren Höhepunkt fand, bleibt dem BVB nur noch der bittere Gang in die vierte Liga. Unheimliches Verletzungspech, Abstellungen an die Profis, weil diese in den letzten Wochen stets parallel zur Zweitvertretung spielten und eine ganze Portion Unvermögenheit/Unerfahrenheit sind wohl hauptverantwortlich für die Nichtqualifikation. Zwar war es letztlich bereits nach dem Spiel gegen Wolfsburg klar, dass man aufgrund der deutlich schlechteren Tordifferenz (nur 35 geschossene Tore) nicht aufsteigen würde, doch ist es mehr als überraschend, dass der BTSV auch in der nächsten Saison drittklassig spielen darf.
WET-Tour nach Braunschweig
Wie gut, dass die letzten beiden Spieltage in der Regionalliga analog zur Bundesliga, samstagnachmittags ausgetragen werden. Wahrscheinlich hätte der DFB die Partie sonst auch noch verlegt – vielleicht auf den Freitagabend, oder gar am Sonntagabend, so dass ja wenige Fans aus der Bierstadt den Weg in die Autostadt antreten. Vielleicht wird diese Regelung ja auch aus Aspekten der Sicherheit irgendwann mal gekippt. Man weiß es nicht. Jedenfalls bot sich mit Braunschweig endlich mal wieder die Möglichkeit einer netten Zugtour mit der Regionalexpress-Verbindung über Minden. So rief THE UNITY schon frühzeitig für die Verbindung um 07:55 Uhr ab Dortmund Hbf auf. Letztlich waren es fast 200 BVB-Fans, die sich ab Dortmund für diese Verbindung entschieden, dazu noch viele Fans, die sich im Münsterland und Ostwestfalen der Tour anschlossen. Auch wenn es für den BVB bei diesem Spiel um quasi nichts mehr ging, so ist die Anzahl der Zugfahrer auf jeden Fall noch steigerungsfähig. Braunschweig war ja her ein attraktives Reiseziel.
Von Dortmund aus ging es zum drölften Mal mit dem Westfalen-Express nach Minden. In einer stillen Stunde müsste ich mal nachrechnen, wie oft wir in dieser Saison schon diese Strecke gefahren sind. Die Freunde in grün waren, welch Überraschung, ebenfalls am Start und präsentierten sich im schicken schwarzen Outfit. Grund zum Einschreiten gab es nicht. Insgesamt eine richtig gute Fahrt ohne Probleme. Doch anscheinend sind dem Freund und Helfer ruhige Fahrten ein Dorn im Auge. Schließlich gilt es ja den übertriebenden Einsatz später zu rechtfertigen. So wird sich einfach an Kleinigkeiten hochgezogen. So wurde ein Fan darauf aufmerksam, doch leiser singen, da sich ja auch noch andere Fahrtgäste im Zug befinden würde. Bei Wiederholung drohte der Beamte mit „einem Platz an dem wir beide alleine singen können. Wir sind hier nicht im Sonderzug.“ Aja, danke für den freundlichen Hinweis. Dazu weitere Anweisungen zu Belanglosigkeiten, die stark an einer Kindergarten-Mentalität erinnerten. Das positivste war demnach, dass alle Zugfahrer die ins Stadion durften auch am selbigen ankamen. Die Sektion Stadionverbot (6) fuhr nur bis Peine mit und genoss dort den herrlichen Sommertag in einem Freibad.
Apropos Sommertag: fuhr man in Dortmund noch bei noch nicht mal 20 Grad und ziemlich dunstigem Wetter los, so erwartete einem in Braunschweig herrlichstes Sommerwetter bei über 30 Grad. Also perfektes Fußballwetter.
Sonderbus oder per pedes?
Der Umstieg in Minden klappte perfekt. Irgendwie aber auch kein Wunder bei einem Aufenthalt von 37 Minuten, so dass die zehn minütige Verspätung des RE 6 nicht sonderlich ins Gewicht fiel. Von Magdeburgern, die ja in Wuppertal spielten, war ebenfalls nichts zu sehen. So ging es mit einem weiteren Regionalexpress von Minden nach Braunschweig. Der Zug war ein wenig voller, so dass sich die Zugfahrer ein wenig verteilen mussten. Dies tat der ausgelassenen Stimmung aber keinen Abbruch. Und wie schon gesagt wurde das Wetter mit jedem weiteren Kilometer gen Norden besser.
In Braunschweig dann mal wieder High-Noon. Eine Hundertschaft ließ es sich nicht nehmen, die Zugfahrer zu begrüßen. So nett wie man war, brachte man auch seine Haustiere mit und sperrte den Haupteingang ab. Man könnte sich ja Getränke oder etwas zu essen kaufen. So ging es über den Nebenausgang direkt zu bereitgestellten Sonderbussen. Doch dies sorgte für Irritationen. Während sich Umlandfans und die fußfaulen direkt für den Bus entschieden, bevorzugte die Ultrafraktion einen Fußmarsch zum Stadion. Da einige bereits im Januar beim Hallenturnier in Braunschweig waren, wusste man, dass das Stadion nicht allzu weit vom Hauptbahnhof entfernt war. Doch warum auch immer, schlussendlich scheiterte dieser Plan, so dass geschlossen die Sonderbusse genutzt wurden. Anstatt direkt wie die Straßenbahnlinie vier zum Stadion zu fahren, durfte man noch eine kleine kostenlose Rundreise rund um Braunschweig über sich ergehen lassen. So dauerte die Fahrt, die zu allem Überfluss auch noch über die Autobahn 319 ging nicht nur ein paar Minuten sondern eine geschlagene viertel Stunde. Immerhin dürften nun alle Mitreisenden die Braunschweiger VW-Werke kennen. Und das kann ja auch nicht jeder von sich behaupten. Die Busse fuhren als Entschädigung direkt zum Gästeblock. Hier traf man dann auch auf die Auto- und Busfahrer.
Dass dieses Spiel für die Braunschweiger Polizei wohl als äußerst brisant eingestuft wurde, merkte ich dann auch persönlich, beim Versuch den Gästesektor zu verlassen. Äußerst arrogant auftretende Beamte der Bundespolizei versperrten trotz gültiger Akkreditierung den Weg zum Haupteingang („Das glaube ich Ihnen nicht!“).
Nach Diskussion mit dem Einsatzleiter durfte ich den Bereich mit den mahnenden Worten: „Sie wissen ja auf was sie sich da einlassen.“ doch verlassen. Einfach zu gütig. Ein guter BVB-Freund aus Süddeutschland hätte da wohl nur „Ohne Worte“ zu gesagt.
Stadion fast ausverkauft
Das Braunschweiger Stadion an der Hamburger Straße war mit über 21.000 Zuschauern recht gut gefüllt. Die prekäre Tabellensituation sorgte wohl nochmal für einen Extraschub. Zum Einlauf der Spieler gab es auf der Gegentribüne eine Papptafelchoreo mit dem Spruchband „Mit hoffen und bangen die dritte Liga erlangen“. Eine gewisse Ähnlichkeit zu der Choreo beim Spiel in Braunschweig im Rahmen des DFB-Pokals war schon erkennbar. In der Heimkurve gab es von den Ultras Braunschweig ein paar Doppelhalter und Schwenker, sowie ein Spruchband „Egal welche Liga: Eintracht Stadion bleibt!“. Obwohl die Heimtribüne die gesamte Hintertorkurve umfasst, gab es nichts Weiteres zu sehen.
Dies galt im Übrigen auch für den Support. Im unteren linken Teil der Tribüne sorgten die Ultras Braunschweig für Stimmung, im oberen linken Teil die Braunschweiger Ultragruppierung „Cattiva Brunsviga“, eher jüngere Ultras. Der rechte Teil der Kurve verfolgte das Geschehen eher teilnahmslos. War die Kurve vor allem in der ersten viertel Stunde richtig laut, flachte die Stimmung immer weiter ab und beschränkte sich zunehmend auf den Ultrablock. Auffällig war, dass es beide Gruppen oft nicht schafften, die Lieder synchron zu singen. Kein Wunder, wenn jede Gruppe einen eigenen Trommler stellt und zwischen beiden Gruppen noch zahlreiche Kutten stehen.
Der Gästebereich zeigte sich recht trist. Zaunfahnen durften nicht vor die Kurve gehängt werden und Doppelhalter waren wie gewohnt in Braunschweig verboten.
Soviel zum Thema freie Kurve im Stadion an der Hamburger Straße. Die Zaunfahnen wurden demnach im Nachbarblock aufgehängt, Fahnen die dennoch vor dem Block hingen, wurden mutwillig beschädigt. Echt unfassbar wie man mit Eigentum fremder Gruppen umgeht.
Die Stimmung im Gästeblock verdiente sich das Prädikat Durchschnitt. Ein ganz netter Mob versammelte sich hinter der TU- und Sek. SV-Fahne und sorgte mit dem bekannten Liedgut und recht lauten Klatscheinlagen für die gewohnt kreative Stimmung bei Amateurspielen. Ein anderer nicht zu verachtender Teil genoss dagegen nur die Braunschweiger Sonne und stand mehr in den Außenbereichen des Blocks.
Zum Sportlichen
Theo Schneider musste seine Elf mal wieder umbauen. Nach der lächerlichen roten Karte von Markus Brzenska vom vergangenen Spiel gegen Wolfsburg, rückte Patrick Njambe in die Innenverteidigung. Dazu kamen Marcel Großkreutz für Yasin Öztekin und Michael Oscislawski für Christopher Nöthe ins Team. Wieder mit dabei war auch Lars Ricken als Kapitän. Die BVB-Abwehr um Uwe Hünemeier stand sicher und ließ nicht viele Chancen der Heimmannschaft zu. Hier wurde dann schnell das Manko des BVB deutlich: die Offensive. Wie gewohnt totale Flaute. Seit dem Auswärtsspiel in Lübeck hat der BVB kein einziges Tor mehr aus dem Spiel heraus erzielt. So kann man auch nicht aufsteigen. Auch als Sahr Senesie und Christopher Nöthe in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurden, änderte sich am Offensivspiel nicht viel. Die beste Chance hatte noch Marcel Großkreutz, der mit einer Einzelaktion an BTSV-Keeper Adrian Horn scheitete.
So war in der ersten Halbzeit die Verletzung und die damit verbundene Auswechselung von Keeper Marcel Höttecke die spektakulärste Aktion. Für ihn kam Christian Beer in die Partie. Doch auch er musste nicht nennenswert eingreifen. Der Führungstreffer fiel durch einen dummen Elfmeter und das 2:0 durch Dominick Kumbela, ehemaliger Frauenschläger des RW Erfurt, traf mit einem strammen Schuss den Innenpfosten, von wo der Ball zum 2:0 einschlug. Hier kannte der Jubel des BTSV keine Grenzen. Die Ersatzspieler rannten auf den Platz, auf der Tribüne lag man sich in den Armen. Szenen, die man sich eigentlich auf Dortmunder Seite erhofft hatte. Als dann die Nachricht des 1:0 des VfB Lübeck bei RW Essen die Runde machte, sorgte dies auf den Tribünen für endgültige Ekstase, im BVB-Block sorgte der Spielstand des RWE dagegen für kollektives Kopfschütteln.
Denn mit einem Sieg gegen Wolfsburg am letzten Samstag wäre man punktgleich mit Essen gewesen und ein Unentschieden hätte man hier und heute locker erreichen können. Braunschweig war auf jeden Fall schlagbar. Schon in der ersten Halbzeit merkte man den Braunschweiger Spielern die Verunsicherung an und auch das Publikum reagierte von Minute zu Minute unruhiger. Bei einem echten Endspiel wäre die Verunsicherung garantiert noch einmal erhöht gewesen. So durften nur die Blaugelben jubeln.
Die Rotschwarzen, Borussia spielte im Ausweichtrikot, sanken wie letzte Woche enttäuscht zu Boden und konnten wie viele Fans die Welt nicht mehr verstehen. Innerhalb von vier Spielen hatte man den Aufstieg verspielt. Da Essen nicht aufsteigen wird, kann man sich schon jetzt vorstellen, dass die Rot-Weißen in der kommenden Spielzeit alles daran setzen werden, den nachträglichen Aufstieg in die dritte Liga zu schaffen. Schlechte Aussichten für den BVB II für 2008/09.
Zu viel Lautern-Köln geschaut
Nachdem die erste Jubelorgie vorbei war, öffneten die Offiziellen die Tribünentore. Daraufhin stürmte ein Großteil der Fans nicht etwa zu ihren Spielern, sondern gen Gästeblock. Da haben wohl zu viele Blaugelbe das Spiel des 1. FC Köln in Kaiserslautern geschaut. Einfach nur affig. Aber auch das Verhalten der eigenen Fans war nicht gerade berauschend. Anstatt am Zaun zu rütteln, sollte man einfach mal den Gästeblock geschlossen verlassen und diesen Leuten sich selbst überlassen. Passiert ist aber nicht wirklich viel. Ordner und Polizei bildeten eine Kette um den Gästeblock und einige Minuten später und eine Verhaftung auf Braunschweiger Seite weiter, war der Spuck dabei. Mit den Sonderbussen ging es über die Autobahn mit Saunaflair zurück zum Bahnhof. Dort dann direkt mit neuen Getränken eingedeckt, ehe es wieder zurück nach Dortmund gehen sollte. Zuerst mit dem Regionalexpress nach Minden, später mit dem Westfalenexpress über Bielefeld und Hamm zurück nach Dortmund.
Fazit:
Mit Siegen gegen Verl und Wolfsburg II wäre der BVB II heute aufgestiegen.