Knapper Sieg gegen den Tabellenletzten
Letztlich reichte der BVB-Zweitvertretung ein Tor von Christian Eggert um die drei Punkte aus Wolfsburg mitzunehmen. Gut 400 Dortmunder Fans fanden den Weg in die Autostadt um ihre Mannschaft zu unterstützen. Der Großteil von ihnen trat den Weg mit dem Zug an.
Bereits ab kurz nach sieben Uhr trafen die ersten BVB-Fans am Dortmunder Hauptbahnhof ein. Nicht wenige waren darunter, die am Vorabend die „Sektion Stadionverbot“-Party der Desperados besucht hatten.
Aufgrund der aktuellen Streiksituation durch die GDL und der gewohnt knappen Umsteigezeit in Minden, entschied sich die aktive Dortmunder Fanszene für die Verbindung um 07:55 Uhr ab Dortmund mit dem Westfalenexpress, der S-Bahnlinie eins für die Fahrt von Minden nach Hannover, um letztlich von Hannover nochmals mit einem Regionalexpress nach Wolfsburg zu fahren. Dass man tatsächlich pünktlich in Wolfsburg ankommen sollte, hätte wohl niemand der Zugfahrer im Vorfeld geahnt.
Per WET-Verbindung in die Autostadt
Anfangs gestaltete sich die Fahrt ausgesprochen ruhig. Ruhig, mit Ausnahme von Moppel der einige seiner selbstgedichtete Lieder von sich gab und mit „Kutten Morgen – dreh die Lampe aus der Fassung / sei um elf Uhr schon am Stadion / mach ne Humba auf der Kiste...“ letztlich den Nerv der Mitfahrer traf. Nachdem sich im Abschnitt Hamm bis Bielefeld der Schaffner davon überzeugte, dass der Großteil mit einem gültigen Fahrschein unterwegs war, sollte es dann langsam aber sicher stimmungsmäßig so richtig losgehen. Ein Highlight stellte sicherlich der Halt in Ahlen (Westfalen) dar, wo am Bahnsteig etwa zehn ultraorientierte Ahlener standen und auf dem Weg zum Auswärtsspiel des RWA nach Braunschweig waren. Als diese jedoch den schwarzgelben Zugfahrermob sahen, erschraken diese förmlich und entschlossen sich ganz spontan, nicht in den Regionalexpress einzusteigen. Ob die Ahlener Reisegruppe trotzdem noch pünktlich den Weg ins Braunschweiger Stadion fanden, konnte man leider nicht in Erfahrung bringen. Ahlen halt...
Ab Minden ging es dann mal wieder mit der S-Bahn quer durch die endlosen Felder und Wiesen Ostwestfalen, bis man die niedersächsische Landeshauptstadt erreichte. Nach kurzer Wartezeit ging es dann auf dem letzten Abschnitt mit dem RE nach Wolfsburg. Gestaltete sich gerade dieser Abschnitt bei Bundesligaspielen aufgrund fehlender Kapazitäten als der problematischste, so gab es heute keine Probleme und es sollte ganz entspannt weitergehen. Aber spätestens am 17. Bundesligaspieltag wird es wohl wieder die bekannten Probleme geben, wenn sich quasi ganz Fußball-Dortmund auf den Weg gen Wolfsburg begeben wird. Die Zugfahrer entschieden sich nun für die letzten beiden Waggongs, so dass andere Fahrgäste nicht weiter gestört wurden. Doch spätestens als sich ein BVB-Fan aus Remscheid Zutritt zum Steuerwagen und deren Mikrofonsystem verschaffte, tobte der RE so richtig. Spontan wurde entschieden eine Art Fanradio für alle Zugabteile durchzuführen. So gab es fortan Fanmusik vom allerfeinsten und mehr als interessante Wortbeiträge des Moderators.
Willkür at its best
So verging die Zeit recht zügig und man erreichte überraschender Weise recht pünktlich die Autostadt. Verzichtete die Bundespolizei löblicher Weise während der gesamten Fahrt auf Polizeibegleitung, so traute man dann bei der Ankunft seinen Augen nicht so recht. Der ganze Bahnhof und sein Vorplatz wimmelten nur so von Beamten der Bundespolizei. Teilweise schien es so, als wenn noch mehr Beamte im Einsatz waren als bei den bisherigen Bundesligaspielen in Wolfsburg - nur mit dem Unterschied, dass dann gut 4.000 Fans in der Wolfsburger Fußballarena sind. Wie letztlich so ein völlig überzogener Polizeieinsatz von den Verantwortlichen gerechtfertigt wird, würde wohl nicht gerade wenige BVB-Fans interessieren. So ging es in Begleitung der Bundespolizei per pedes zum alten VfL-Stadion am Elsterweg. Begleitung gab es dann ebenfalls per pedes, mit einer Reiterstaffel und zahlreichen Mannschaftswagen. Zusätzlich wurden alle mögliche Wege gen Innenstadt polizeilich abgesperrt, so dass auch ja niemand auf die Idee kommen könnte, geschlagene zwei Stunden vor Anpfiff etwa in die Innenstadt zu gehen, um sich beispielsweise mit Getränke einzudecken. Am Gästebereich des VfL-Stadions angekommen, bildeten die Beamten der Bundespolizei gar einen Kessel rund um den Gästeblock. Der Gang zu einer gegenüberliegenden Tankstelle war ebenso nicht möglich, wie der Gang zu den Toiletten. Nachfragen wurde äußerst arrogant zurückgewiesen und die Schuld beim Wolfsburger Ordnungsdienst gesucht. So geht es jedenfalls nicht. Bewegungsfreiheit wird wohl in Wolfsburg weiterhin ein Fremdwort bleiben. Kurz nach halb eins entschloss sich dann der Ordnungsdienst, die Stadiontore des Gästebereichs zu öffnen, so dass sich die Situation vor den Stadiontoren langsam entspannte.
Im Stadion selbst beflaggte man den recht klein gehaltenen Gästebereich mit den bekannten Zaunfahnen und fortan begann das Warten auf den Anpfiff. Kurzfristig wechselte man noch die Position im Gästeblock. Optisch gab es dagegen im Dortmunder Block nicht allzu viel zu sehen. Nur ein paar Fahnen fanden den Weg in den Gästebereich. Die Wolfsburger überraschten dagegen auf der Haupttribüne mit jeder Menge Tifomaterial. So gab es neben vielen Doppelhaltern jede Menge kleine und große Schwenker zu sehen.
Soli-Zaunfahnen auf beiden Seiten
Einig waren sich beide Fanszenen jedenfalls im Umgang mit der aktuellen Problematik in den Fankurven im Land des Weltmeisters. So gab es in beiden Blöcken Solidaritätszaunfahnen für den erschossenen Fan von Lazio Rom und Gesänge gegen Polizeiwillkür.
Zum Sportlichen:
BVB-Coach Theo Schneider konnte personell aus dem Vollen schöpfen. Neben Martin Amedick und Lars Ricken konnte Schneider auch wieder auf Sebastian Kehl zurückgreifen. Fehlen tat nur Mittelfeldspieler Daniel Gordon. Doch auch sein Gegenüber, VfL-Coach Bernd Hollerbach, konnte sich über vier Leihgaben aus dem Kader von Felix Magath freuen, u.a. Peter van der Heyden.
Dass das heutige Spiel gegen den Tabellenletzten kein Selbstläufer werden sollte, zeichnete sich recht schnell ab. Denn von Anfang an waren es die grünweißen, welche die Initiative auf dem Platz übernahmen. Der BVB agierte sehr zum Ärger von Theo Schneider viel zu passiv, stand aber in der Innenverteidigung mit Martin Amedick und Uwe Hünemeier recht sicher.
Doch obwohl die Hausherren das Spiel bestimmten, schossen die schwatzgelben den Führungstreffer, den die Wolfsburger bis zum Schluss nicht mehr wett machen sollten. Christain Eggert nahm sich aus gut und gerne 25 Metern ein Herz und schoss den Ball gefühlvoll in den Winkel. Auf der Tribüne zum ersten mal komplettes Ausrasten. Doch nicht nur aufgrund des Führungstreffers herrschte im BVB-Block während der neunzig Minuten gute Stimmung. Das Liedgut wurde mehr auf Masse ausgelegt, so dass der ganze Block mitzog. Auf Wolfsburger Seite hatte der Gegentreffer dagegen kaum Auswirkungen, denn auch die Jungs rund um die „Weekend-Brothers“ rockten das weite Rund ganz ordentlich. Bis zur Halbzeit gab es noch zwei brenzlige Situationen für Schwarzgelb: zuerst trafen die Wolfsburger nur die Latte des BVB-Gehäuses und in der 45. Minute hatten die Gastgeber nach einem Foul von Christian Eggert gar die Möglichkeit per Elfmeter in Führung zu gehen – BVB-Torwart Marcel Höttecke vereitelte diesen allerdings bravourös.
Höttecke hält Elfmeter
In der zweiten Halbzeit dann ein ähnliches Bild auf dem Rasen: der VfL bestimmte das Spiel, der BVB agierte viel zu passiv, erspielte sich allerdings zahlreiche Kontermöglichkeiten. Doch sowohl Christopher Nöthe und Sahr Senesie, als auch Lars Ricken konnten nicht die Vorentscheidung herbeiführen. So blieb es bis zuletzt bei einem offenem und spannendem Spiel, was man im Vorfeld aufgrund der Tabellensituation nicht unbedingt erwarten konnte.
Als Lars Ricken in der neunzigsten Minute zum dritten Mal elfmeterwürdig im Strafraum gelegt wurde und der Schiedsrichter wieder nicht auf den Punkt zeigte, ersparte sich dieser mit dem Schlusspfiff weitere Diskussionen um seine zweifelhafte Entscheidung. Jedem Borusse auf dem Platz und auf der Tribüne war die Erleichterung anzusehen. Denn nach dem tollen Heimsieg gegen den Tabellenführer aus Emden, war die heutige Pflichtaufgabe nicht unbedingt das gelbe vom Ei.
Nach dem Spiel kamen dann alle Spieler in die Kurve um sich für die Unterstützung zu bedanken. Insbesondere war es Lars Ricken, der sich persönlich bei vielen Fans für die Mitfahrt bedankte. Nach der obligatorischen Welle wurde Lars Ricken noch ausgiebigst vom Block gefeiert. Bleibt zu hoffen, dass Lars dem BVB auch in der Rückrunde erhalten bleibt.
Recht schnell leerte sich dann auch das Stadion, denn nur eine halbe Stunde nach Abpfiff sollte es schon zurück in die Bierstadt gehen. Natürlich gab es auch dieses Mal ausreichend Polizeibegleitung, so dass auch jeder BVB-Fan bei einsetzendem Nieselregen den Weg zum Bahnhof fand. Vielen Dank dafür. Am Bahnhof sah man dann auch das ganze Ausmaß des Polizeieinsatzes, wo sich gut und gerne zwanzig Mannschaftswagen der Bundespolizei aneinander reihten. Mit dem Regionalexpress ging es dann erst einmal nach Hannover. Entlang der Strecke stiegen dann auch zahlreiche Kutten zu, die auf dem Weg zum Spiel der Nationalmannschaft im Niedersachsenstadion waren. Zum Teil waren da echt total sinnlose Leute bei. In Hannover wurde man dann quasi zur S-Bahn geleitet und endlich wurde man auch ausgiebig gefilmt. Dies hatte man irgendwie am heutigen Tage vermisst.
Nach einem letzten Umstieg in Minden erreichte man dann mit ein wenig Verspätung um halb neun die heimische Westfalenmetropole. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Rückfahrt am letzten Bundesligaspieltag der Hinrunde, wenn der Vergleich auf Profiebene ansteht, ebenfalls so problemlos abläuft.
Ausblick
Bereits am nächsten Samstag beendet die BVB-Zweitvertretung mit dem Heimspiel gegen Braunschweig die Hinrunde 2007/08. Gespielt wird um 14 Uhr im Stadion Rote Erde.
Weitere Fotos vom heutigen Auswärtssieg und vom letzten Heimsieg gegen Kickers Emden folgen in Kürze auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de.