Einen Punkt beim Tabellenführer
Die Erfolgsserie der BVB-Zweitvertretung geht weiter. Nach den letzten Erfolgen gegen Emden, Wolfsburg und Braunschweig, holte das Team um BVB-Coach Theo Schneider einen Punkt beim Tabellenführer. Gut 200 BVB-Fans begleiteten das Team ins Erfurter Steigerwaldstadion.
Die Terminierung des Bundesligaspiels der Profis gegen Bielefeld machte es mal wieder möglich die Zweitvertretung nach Erfurt zu begleiten. Bereits um 07:17 Uhr ging es mit dem NRW-Express und insgesamt vier Umsteigebahnhöfe gen Osten. Der Großteil der etwa 150 Dortmunder, die sich für die kostengünstige Anreise mit dem Zug entschieden hatten war allerdings doch recht übermüdet. Besondere Ergebnisse wollen nach dieser langen Durststrecke eben ausgiebig begossen werden.
Zum Erstaunen aller Mitreisenden gab es diesmal reichlich Polizeibegleitung ab Dortmund. Klare Kriterien in Bezug auf polizeilich Begleitung bleiben damit weiterhin unklar. So gab es letztens nach Wolfsburg überhaupt keine Begleitung, zum Auswärtsspiel im beschaulichen Ahlen gab es dagegen ein Großaufgebot. Blöd nur, dass die Staffel der Bundespolizei aus Bonn kam und wohl in der Vergangenheit keine große Erfahrung mit Fußballfans sammeln konnte. So wurden Fans beispielsweise gefragt, ob es unter ihnen einen Ansprechpartner gibt, der die Fahrt organisiere und ob man sich denn untereinander überhaupt kennen würde.
Mal wieder Polizeibegleitung
Solche Fragen ließen natürlich schon Schlimmstes befürchten und genau dies sollte sich während der Tour auch bestätigen. So zeigten die Beamten der Bundespolizei wenig Fingerspitzengefühl und so mussten Fans beispielsweise 20,00 € für Rauchen im Zug oder gar 35,00 € für das urinieren im Bereich der Gleisanlagen bezahlen. Wer will noch mal wer hat noch nicht? Alles in allem mehr als übertrieben. Zudem bestanden Beamte der Bundespolizei darauf, auf dem Abschnitt Kassel – Leinefeld die Bereiche der ersten Klasse zu räumen und dies obwohl der Zug hoffnungslos überfüllt war und man so das Platzprobleme hätte problemlos entspannen können. Hinzu kam, dass man dabei nicht gerade zimperlich vorging. Aber wie gesagt – es fehlte einfach das nötige Fingerspitzengefühl. Für die Zukunft wäre es wünschenswert, wenn erfahrene Beamte eingesetzt werden, die derartige Situationen besser einschätzen können.
Die Stimmung während der ersten Stunden war nicht nur aufgrund der „Erzieher in grün“ ziemlich gedämpft. Viel zu müde war der Großteil der BVB-Fans.
„Sternie“ mit an Bord
Auf dem folgenden Abschnitt nach Kassel realisierte zumindest meine Person, dass sich auch BVB II-Spieler Marcel Großkreutz unter den Zugfahrern befand. „Sternie“ musste aufgrund seiner fünften gelben Karte pausieren und nutze diese Pause, sich unter fachkundiger Reiseleitung durch Kaddi ein Bild vom Fanalltag zu machen. So fuhr Sternie sowohl Hin- als auch Rückfahrt mit der WET-Verbindung und stand in Erfurt mit im Gästeblock. Eine absolut vorbildliche Aktion, die einmal mehr zeigt, wie sehr das Team und die Fans zusammen halten um den großen Traum von der dritten Liga in Dortmund zu realisieren. Wollen wir mal nicht hoffen, dass die Ereignisse nach dem Spiel unsere Spieler von weiteren Fahrten abhalten.
Mit dem Umstieg in Leinefelde, wo der Großteil den vierzigminütigen Aufenthalt zwecks Auffrischung der Getränkevorräte bei einer großen Supermarktkette nutze, kehrte langsam aber sicher eine etwas ausgelassenere Stimmung in den Zugabteilen ein. In Gotha, Gera und Co. konnte man dann die äußerst ausgefallene ostdeutsche Bauweise von Hochhäusern bewundern, was einem langsam aber sicher signalisierte, dass Erfurt nicht mehr allzu weit entfernt sein kann. So erreichte man denn auch die thüringische Landeshauptstadt pünktlich um zehn vor eins. Die Befürchtungen bezüglich eines großen Polizeiaufgebotes bestätigten sich leider mal wieder. Schon auf dem letzten Abschnitt ab Leinefelde hatte man einen separat abgetrennten Zugteil zugewiesen bekommen, so dass die Staatsmacht in Erfurt leichtes Spiel hatte um den gemeinen Dortmunder Fan direkt ohne Umweg gen Stadion zu leiten. Ein komplett abgesperrter Bahnhof, Bundespolizei mit Hunden und Videokameras soweit das Auge reichte, vermitteltem dann einem auch gleich das Gefühl der Sicherheit.
Im Gegensatz zum Spiel gegen Wolfsburg, wo manche meinten zum Stadion rennen zu müssen, machte man es heute deutlich besser und wartete auch auf die Fußlahmen, so dass man geschlossen zum Steigerwaldstadion marschieren konnte. Warum nicht immer so. Nur für den Marsch unterbrachen die Erfurter Stadtwerke auch ihre Straßenlinien, so dass man auch ausreichend Platz hatte. Vielen Dank hierfür. Warum man allerdings so einen großen Aufwand betreibt ist mir absolut schleierhaft. Was soll denn bitte bei einem Spiel gegen Erfurt großartig passieren?
Das Steigerwaldstadion erreichte man recht zügig und beflaggte den recht großzügigen Gästeblock. Das Erfurter Stadion kann man etwa in die Kategorie mit Dresden und Jena einordnen. Riesen große Flutlichtmasten, die ich gerne mal mit voller Power erlebt hätte und eine überdachte Haupttribüne sind wohl die auffälligsten Merkmale.
Schwaches Erfurter Intro
Im Vorfeld hatte man die Ansprüche an die Erfurter Fankurve um EFU schon nicht allzu hoch gesetzt, was man dann aber mit oder besser nicht mit ansehen und hören musste, war doch schon arg enttäuschend. Nicht nur das 6.211 Zuschauer für ein Heimspiel eines Tabellenführers in der Regionalliga eher mau sind, präsentierte sich die Erfurter Kurve in einem miserablen Zustand. Kaum Tifo-Material, dafür aber einen Trommler und einen Vorsänger auf dem Zaun, die es einfach nicht schafften die Heimkurve zu rocken. Besser war da schon der rechte Teil der Haupttribüne, die ab und an ein paar zu gefallende Gesänge anstimmte. Letztlich dürfte Erfurt mit dieser Leistung das Schlusslicht der ostdeutschen Fanszenen in den ersten drei Ligen bilden. Für so einen Traditionsklub wie dem FC RWE wäre bestimmt mehr machbar.
Auf Dortmunder Seite beschränkte man sich auf ein paar Fahnen und Doppelhalter. Dazu gaben Kai und Kulle an der Trommel den Takt vor. Über die vollen neunzig Minuten wurde das Team wie gewohnt mal mehr, mal weniger lautstark und kreativ unterstützt.
Zum Sportlichen: BVB-Coach Theo Schneider konnte heute nahezu aus dem Vollen schöpfen. Zwar fehlten u.a. Akgün und Großkreutz, Schneider konnte aber wieder auf Lars Ricken zurückgreifen, der in seiner Rolle als Spielmacher eine gute Leistung zeigte. Ricken forderte und verteilte die Bälle nach Belieben.
Zudem gab es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Dortmunder Abwehrspieler Patrick Kohlmann, der sich aber zum Ende der ersten Halbzeit verletzte und folglich mit der Halbzeit in der Kabine blieb. Vom Spielgeschehen her entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Schwarzgelb agierte anfangs recht offensiv und hatte mit einem Lattentreffer die beste Möglichkeit zur Führung. Erfurt war sehr bemüht schnell über die Außenbahnen seine Angriffe einzuleiten. Besonders Domi Kumbela stach heraus und hatte einige gute Szenen. Mit zunehmender Spielzeit wurde das Spiel allerdings immer zerfahrener. Taktische Fouls auf beiden Seiten bestimmten fortan das Spielgeschehen.
Die zweite Halbzeit ging von den Spielanteilen ganz klar an die Gastgeber, die es aber letztlich verpassten den entscheidenden Treffer zu landen. Über einen Gegentreffer hätten sich die Schwarzgelben nicht beschweren dürfen. Letztlich waren der starke Marcel Höttecke im BVB-Tor sowie Uwe Hünemeier und Patrick Njambe in der Innenverteidigung stets Herr der Lage.
Für Unmut sorgte lediglich Sebastian Tyrala. Tyrala, erst in der 82. Minute eingewechselt, schaffte es innerhalb von nur zehn Minuten zweimal die gelbe Karte zu sehen und durfte damit gleich wieder auf der Bank Platz nehmen.
Letztlich blieb es beim 0:0. Der Erfurter Anhang sah dies jedoch anders. Bemerkenswert, wie kritisch das Erfurter Publikum mittlerweile geworden ist, zumal die Vereinsführung nur die Qualifikation für die neue dritte Liga als Saisonziel herausgegeben hatte. Offenbar ist man in Erfurt wieder heiß auf Bundesligafußball. Somit durfte sich das Dortmunder Team auch noch eine ganze Reihe Beschimpfungen von der Haupttribüne anhören.
Die Mannschaft feierte den Punktgewinn im übrigen wie einen Sieg. Aufgrund des starken kämpferischen Einsatzes geht der Punkt auf jeden Fall in Ordnung.
Nach dem Schlusspfiff kam das Team dann noch inklusive Ersatzspieler zum Gästeblock um sich beim mitgereisten Anhang per Handschlag für die Unterstützung zu bedanken.
Erfurter Pöbeleien
Nachdem man den Gästebereich verlassen hatte, versammelte man sich vor dem Stadion, um gemeinsam zum Hauptbahnhof zu marschieren. Begleitet wurde man von einem beachtlichen Aufgebot der Bundespolizei. Diese wusste wohl auch warum sie dies tat. Denn bereits nach der ersten Kurve zeigten sich die ersten Erfurter, um neben den üblichen Pöbeleien den Dortmundern ein Match anzubieten. Ganz großer Sport. Da pöbeln etwa 20-30 Erfurter hinter einer Polizeikette und glauben doch tatsächlich, dass hier und jetzt noch „was gehen würde“. Hätte die Polizei den Kontakt zwischen beiden Fanlagern nicht so konsequent unterbunden, so hätte man die Erfurter wohl in Grund und Boden gestampft. Aber Hauptsache man hat mal wieder in seiner Stadt Präsenz gezeigt. Darauf kommt es ja schließlich an. Kurz vor dem Hauptbahnhof gab es dann einen erneuten Versuch, sich an den Dortmunder Mob heranzutasten, die Polizei bereitete diesem aber ein schnelles Ende und auch die Flaschenwürfe verfehlten deutlich ihr Ziel.
Auf der anderen Seite stellt sich für uns natürlich die Frage, warum man derartige Situationen nicht einfach konsequent ignorieren kann. Am Erfurter Hauptbahnhof erwartete einem das gleiche Szenario wie bei der Ankunft. Letztlich stellt man sich immer wieder die gleiche Frage, ob diese Maßnahmen so wirklich gerechtfertigt sind. Es kann doch wirklich nicht sein, dass man jeden Gang eines Dortmunder strengstens bewacht und man dem Gästeanhang so dermaßen isoliert. Die zusätzlichen Kosten des Großeinsatzes sind natürlich auch nicht zu verachten.
Nach längerer Wartezeit ging es dann um kurz nach fünf mit Umstiegen in Leinefeld inkl. erneutem Besuch des erwähnten Supermarktes, Kassel, Warburg und Hamm gen Westfalen. Dortmund erreichte man um kurz vor elf Uhr.
Fazit
Ein absolut gelungenes Wochenende. Die Profis haben den Grundstein bereits am Freitag mit ihrem grandiosen 6:1-Heimsieg gelegt. Dass man beim Tabellenführer RW Erfurt einen Punkt erkämpft hat ist als großer Erfolg einzustufen, zumal die Thüringer nicht von ungefähr an der Tabellenspitze stehen.
Ausblick
Bereits am kommenden Dienstag bestreitet der BVB II sein letztes Spiel im Jahr 2007. Gegner ist ab 19 Uhr der SV Babelsberg 03 in der Roten Erde. Das Spiel gegen die Potsdamer war ursprünglich für den letzten Sonntag geplant gewesen, musste aber wegen der schlechten Platzverhältnisse abgesagt werden.
Weitere Fotos vom heutigen Spiel in Erfurt und vom Heimsieg der Profis gegen Bielefeld folgen im Laufe der Woche auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de.