Derbysieg bringt Westfalenpokal
Die BVB-Feierwochen gehen weiter. Nach dem Derbysieg der Profis und dem grandiosen Klassenerhalt der BVB-Zweitvertretung legten am gestrigen Mittwoch die BVB-A-Junioren nach und bezwangen im Endspiel um den Westfalenpokal den ungeliebten Nachbarn im Elfmeterschießen mit 8:7.
Nach den Ereignissen rund um das Pokalspiel der A-Junioren in Wattenscheid nutzten viele Medien im Vorfeld der Partie die Gunst der Stunde, um die Stimmung rund um das A-Juniorenderby mal wieder ordentlich zu dramatisieren.
Auch Olaf Suplicki, immerhin Vorsitzender der BVB-Fananteilung, nutze mal wieder die Möglichkeit um einem Redakteur der größten Dortmunder Tageszeitung mit Fehlinformationen zu versorgen. So seien angeblich die Vorfälle beim A-Jugendderby vom 31. August 2004 der Auslöser für eine „Spirale der Gewalt“, als es zu Auseinandersetzungen zwischen den Ultragruppen beider Vereine kam. Wenn man solche Aussagen ließt, braucht sich eigentlich niemand mehr über Artikel dieser Art groß wundern, wenn Vertreter der eigenen Fanszene so einen Unfug zu Protokoll geben. Aber die Hauptsache ist wohl nach wie vor, dass man wieder mal was gesagt hat und in den Medien präsent ist. Nur weiter so...
Wer jedoch die letzten Derbys der Junioren aufmerksam verfolgt hat, dürfte ganz genau wissen, dass seit einem gewissen Heimspiel der A-Junioren im Holzwickeder Emscherstadion rein gar nichts mehr passiert ist. Statt dessen hat das Interesse an Derbys im Jugendbereich seit diesem Spiel massiv abgenommen - vor allem die Derbys in Gelsenkirchen, die sich doch vor allem in den Jahren 2003 und 2004 durch einen hohen Zuschauerzuspruch und einer dementsprechend tollen Atmosphäre auszeichneten, gerieten nahezu zur Bedeutungslosigkeit.
Nun sollten sich die BVB-Fans also beim gestrigen Spiel in der Roten Erde an dem blau-weißen Anhang für die Aktion ihrer Ultras beim Spiel in Wattenscheid rächen. Super Logik. Denn wie schon in den vergangenen Jahren verzichtete die aktive Gelsenkirchener Fanszene um Ultras GE aufgrund von Repressionen und etwaigen Stadionverboten auf ihre Anwesenheit bei diesem Spiel, so dass man am lauwarmen Mittwoch Abend etwa fünfzig Anhänger der Farben blau-weiß zählen durfte.
Insgesamt fanden bis zum Anpfiff über 1.100 Zuschauer den Weg in die Rote Erde. Die A-Junioren-Allesfahrer um Chef-Organisator Moppel hatten für dieses Endspiel kurzfristig eine kleine Choreografie organisiert. Auf gelben Folienbahnen wurde der Westfalenpokal dargestellt, der durch weitere gelbe Folienbahnen und schwarzen Papptafeln umrahmt wurde. Eine sehr nett anzuschauende Aktion, die auch nahezu perfekt ausgeführt wurde. Auch die akustische Unterstützung war vor allem in der ersten Halbzeit relativ gut, neben vielen Klatschrhythmen erschallten vorwiegend Anti-GE-Gesänge.
Massives Polizeiaufgebot
Nicht zu vergessen natürlich Team Green, welches in einer absolut übertriebenen Anzahl präsent war. Waren es im Gästeblock der Blauen nur etwa 10 Beamte, so wurden die Aktiven in der Nordkurve von geschätzten achtzig Beamten der Bundespolizei „beschützt“.
Von daher drängt sich natürlich die Frage auf, ob so ein hoher Aufwand gerechtfertigt ist. Meiner Meinung nach nicht, denn was sollte denn schon großartig passieren? Die Vergangenheit hat doch eindeutig gezeigt, dass beide Seiten im Pöbeln Weltmeister sind, wenn sich beide Gruppen wie beim A-Jugendderby 2004 in Gelsenkirchen bei weitaus weniger Polizeipräsenz wirklich gegenüber stehen, keine Seite den ersten Schritt machen möchte.
Müder Kick auf dem Rasen
Über die sportliche Darbietung kann man eigentlich bis zum Elfmeterschießen den Mantel des Schweigens hüllen. Die Blauen dominierten das Geschehen in Hälfte eins - BVB-Trainer Heiko Herrlich fand in der Halbzeit wohl passende Worte, da Schwarzgelb die zweite Halbzeit dominierte. Außer einem wirklich guten Freistoß von Sebastian Tyrala sprang allerdings nichts Nennenswertes dabei heraus.
Da auch die Verlängerung keine Entscheidung brachte, musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Unverständlich warum der Schiedsrichter dieses zuerst auf das Südtor fernab des Tribünengeschehens ausführen lassen wollte. Um aber so nah wie nur möglich am Geschehen sein zu können, rannten über hundert BVB-Fans gen Haupttribüne, um von dort das Geschehen besser verfolgen zu können. Der Versuch wurde aber vom Dortmunder Ordnungsdienst unterbunden. Zumindest gab diese Aktion dem Schiedsrichter wohl nochmal einen Denkanstoß, so dass dieser seine Entscheidung revidierte und die Ausführung auf das Tor vor der BVB-Kurve anordnete. Sicherlich die richtige Entscheidung, um die Lage im weiten Rund zu beruhigen.
BVB-Keeper Beer wird zum Helden
Direkt beim ersten Elfmeter, zeigten die Dortmunder A-Junioren Nerven. Doch BVB-Keeper Christian Beer konnte den nachfolgenden Elfmeter eines Gelsenkirchener ebenfalls parieren. Kritisch wurde es lediglich als der BVB nach drei geschossenen Elfmetern mit 1:2 zurück lag. Doch Beer konnte noch einen weiteren Elfmeter parieren, so dass es beim Stande von 3:3 in die Verlängerung des Elfmeterschießens gehen musste. Doch auch die nachfolgenden Elfmeter wurden von beiden Seiten souverän verwandelt, bis beim Stande von 7:7 der große Auftritt von Torwart Christian Beer folgte: zuerst verwandelte Beer locker zur Dortmunder 8:7-Führung, ehe er den entscheidenden Elfmeter von einem Gelsenkirchener Spieler hielt. Somit war der BVB Westfalenpokalsieger.
Sowohl auf dem Platz, als auch auf der Tribüne gab es kein Halten mehr. Der gesamte BVB-Kader rannte zu Keeper Beer um ihm zu seiner tollen Leistung zu gratulieren. Während dessen stürmte der BVB-Anhang die Laufbahn. Da der Dortmunder Ordnungsdienst allerdings etwas gegen eine gemeinsame Feier mit den Spielern hatte, verteidigte dieser zusammen mit der Bundespolizei die Laufbahn, friedfertig aber mit allen Kräften.
Dass es auch anders geht zeigten in der letzten Saison unter anderem die Amateurspiele in Verl und Rheine, sowie das Derby in Holzwickede, als Fans und Spieler gemeinsam auf dem Rasen feierten.
Zur Feier des Tages zelebrierten die Derbysieger noch eine (ziemlich überstürzte) HUMBA vor der Nordkurve, ehe es zur Siegerehrung ging. Diese bekam ein Großteil des Dortmunder Anhangs nicht mehr wirklich mit, da es doch recht viele vor die Stadiontore trieb.
Als Marco Rummenigge dann der Pokal überreicht wurde, kannte die Freude keine Grenzen mehr. Eine nette Geste auch, dass der komplette Kader ihren scheidenden Trainer noch einmal hochleben ließ.
Und für alle, die nur darauf warteten, dass die „Spirale der Gewalt“ ihre Fortsetzung finden würde, muss man leider enttäuschen. Es passierte nämlich, abgesehen von den obligatorischen Pöbeleien, rein gar nichts. Die mitgereisten Sympathisanten der Farben blau und weiß wurden von über fünfzehn Polizeiwagen begleitet, sicher zum Ziel gebracht.
Weitere Fotos vom Derbysieg gibt es auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de unter diesem Link.